Wie die Profis:Überschäumende Spielfreude

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Es ist immerhin Donnerstagabend und im Fernsehen läuft das Finale von "Germany's Next Topmodel" - und trotzdem ist die Luitpoldhalle zum "8. Big Band Konzert der Schulen im Landkreis Freising" fast ausverkauft.

Maxi Krähling

Freising - "Was haben Sie da nur angestellt, Walter Flad?", fragt Moderator Klaus Tiedemann, Past Präsident des Lions Club Freising, den Konzertbeauftragten bei der Begrüßung der Gäste. Es ist immerhin Donnerstagabend und im Fernsehen läuft das Finale von "Germany's Next Topmodel" - und trotzdem ist die Luitpoldhalle zum "8. Big Band Konzert der Schulen im Landkreis Freising" fast ausverkauft. Kein Wunder, dieses Alternativprogramm bietet zwar nicht so viele schlanke Beine, das musikalische Können der jungen Musiker ist dafür umso beeindruckender. 70 Schüler der Big Bands von Hofmiller-, Dom- und Camerloher-Gymnasium tummeln sich auf der Bühne und spielen sowohl Evergreens als auch unbekanntere Big-Band-Nummern bis hin zu Hip-Hop. Angesichts der musikalischen Perfektion der Schüler erscheint selbst ein Vergleich mit professionellen Big Bands nicht völlig abwegig.

Als Schirmherr veranstaltet der Lions Club das Big-Band-Konzert in Freising, dessen Reinerlös in die Jugendarbeit im Landkreis und der Stadt fließt. Moderator Klaus Tiedemann sprach den jungen Musikern denn auch großes Lob dafür aus, dass sie sich mit ihrem Hobby für andere Jugendliche einsetzten, denen es nicht so gut geht. Im Lauf der Jahre sind so mehr als 100000Euro für die Jugendarbeit zusammengekommen.

Dass sie nicht nur zusammen, sondern auch einzeln etwas drauf haben, zeigen die Camerloher gleich zum Auftakt. Während die Band einen schönen Klangteppich unter die feurigen und zugleich einfühlsamen Soli von Lara Forster am Altsaxofon und Maximilian Egenhofer, Klarinette und Tenorsaxofon, legt, muss Leader Gunther Fendler in üblicher Big-Band-Manier nur die nötigsten Kicks und Einsätze geben. Überhaupt wird es am Abend viele Solisten zu sehen und zu hören geben, bei denen das Publikum in Ovationen ausbrechen wird.

Unter der Leitung von Michael Schwarz übernimmt dann die Big Band des Dom-Gymnasiums und stellt mit dem Stück "The more I see you" auch noch ein Instrument vor, das in der Big-Band-Literatur eher selten vorkommt: die "Okarina", die einer angeschwollenen Blockflöte ähnelt und klingt wie eine traurige Orgelpfeife. Wenn dann auch noch ein Okarina-Quartett auftritt, ist der Zuhörer zunächst ein wenig verwirrt. Die Verbindung des kleinen Ton-Instruments mit Blues funktioniert aber letztlich erstaunlich gut.

Als dritte im Bunde ist schließlich die Band des Hofmiller Gymnasiums an der Reihe und beginnt mit einem knackigen Latinosound. Nach einem sehr kompakten Intro übernimmt der Solist am Sopransaxofon, Oliver Marec. Sein Spiel ist nicht nur technisch annähernd perfekt, sondern auch Tonumfang und Intonation sind beeindruckend. Bandleader Georg Alkofer ist daher umso trauriger, dass ihn außer Marec weitere Musiker wegen des doppelten Abiturjahrganges verlassen werden. Dieser lässt die Mitgliederzahlen der Big Bands bereits deutlich schrumpfen. Aber noch kann sich Freising glücklich schätzen, dass die Schulen über so gut ausgebildete Musiker verfügen, dass das jährliche Big-Band-Konzert zu einem der kulturellen Highlights der Region geworden ist. Der gesamte Abend ist gekennzeichnet von der Professionalität und Spielfreude der Schüler, die bis zum großen Finale, bei dem alle zusammenspielen, nicht abbrechen wird.

© SZ vom 11.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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