Widerstand ist nicht so einfach:Ohne Söder hinter den Kulissen

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Freisings CSU-Vorsitzender Peter Geiger kämpft bei den Startbahngegnern um die Glaubwürdigkeit des Ortsvereins. Der größte Vorwurf: "Ihr habt bis jetzt gepennt". Das größte Problem: Die Haltung der übrigen Partei.

Von Kerstin Vogel, Freising

Nein, leicht hat es Peter Geiger, der Ortsvorsitzende der Freisinger CSU, nicht: Noch am Mittwochabend ringt er bei den Freisinger Startbahngegnern fast schon verzweifelt um Glaubwürdigkeit. Bei einer Podiumsdiskussion des Ortsverbandes im Asamfoyer versichert er dem skeptischen Publikum ein ums andere Mal, dass die Freisinger CSU "schon immer" gegen den weiteren Flughafenausbau gewesen sei. Man agiere hinter den Kulissen, namentlich der Stimmkreisabgeordnete Florian Herrmann versuche, die Parteifreunde im Landtag aufzuklären und von der Unsinnigkeit einer weiteren Startbahn im Erdinger Moos zu überzeugen. Schon am nächsten Vormittag allerdings macht Finanzminister Markus Söder im bayerischen Landesparlament deutlich, dass die Argumente zumindest an ihn wohl verschwendet waren. Er will am Bau der Startbahn festhalten und allenfalls für bessere Entschädigungen der Betroffenen sorgen.

Söder bestätigt damit, was die Startbahngegner in Freising der örtlichen CSU auch am Mittwochabend wieder vorgeworfen haben: Ihr Engagement komme zu spät. Es sei zudem möglicherweise nicht intensiv genug, auf jeden Fall aber offensichtlich wirkungslos, weil die Staatsregierung unbeirrt an den Ausbauplänen festhalte. "Wo wart ihr denn in den vergangenen zehn Jahren?", empörte sich ein Besucher: "Ihr habt bis jetzt gepennt." Warum man Florian Herrmann nie als Gegner des Flughafenausbaus am Rednerpult im Landtag gesehen habe, wollte ein anderer Freisinger wissen - und eine weitere Besucherin wurde noch deutlicher: Das auch von Geiger eingangs zitierte "Damoklesschwert Startbahn" hänge deshalb über Freising, "weil die Staatsregierung und die CSU das so wollen", stellte sie klar. Ihre Forderung: Die Freisinger Christsozialen sollten einen Antrag an die Staatsregierung stellen, in dem unter anderem gefordert werde, ein neues Prognosegutachten zu erstellen und die Startbahn aus dem Landesentwicklungsprogramm herauszunehmen.

Geiger verteidigte zwar nachdrücklich die bisherigen Bemühungen seiner Parteifreunde im Abwehrkampf und bat darum, doch jetzt nicht wieder auf die Freisinger CSU einzuschlagen, sondern gemeinsam für das gemeinsame Ziel zu kämpfen. Herrmann versuche beispielsweise ein "parlamentarisches Frühstück" zu organisieren, um weitere Abgeordnete mit "Zahlen, Daten und Fakten" zu überzeugen. All das konnte allerdings über zwei Punkte nicht hinwegtäuschen: Der Abgeordnete Herrmann glänzte ausgerechnet an diesem Abend wegen angeblicher Terminüberschneidungen mit Abwesenheit - und: Geiger musste für die Besetzung seines Podiums auf Experten der Bürgerinitiativen zurückgreifen, die ironischerweise auch noch im "Flughafen-Ausschuss" der politischen Konkurrenz von der Freisinger Mitte sitzen.

Reinhard Kendlbacher nutzte die Gelegenheit, um den Prozess vor dem Verwaltungsgericht noch einmal Revue passieren zu lassen und erneuerte seine Kritik an dessen Verlauf. So habe das Gericht die Fragen nach den Flugrouten nicht beantwortet, die dem Planfeststellungsbeschluss zugrunde liegenden Prognosen seien nach wie vor falsch und ein Bedarf für eine weitere Startbahn im Erdinger Moos schlicht nicht vorhanden. Wolfgang Herrmann rechnete vor, dass das derzeitige Bahnensystem locker noch Kapazitäten habe. Zudem sei die Zahl der Flugbewegungen am Münchner Flughafen allen Hoffnungen der Betreiber zum Trotz weiter sinkend, so Herrmann: Am Ende von Kalenderwoche elf stehe hier ein Minus von elf Prozent. Die Passagierzahlen würden zwar weiter wachsen, mit 2,5 Prozent bislang allerdings auch weniger stark als in den vergangenen Jahren. Die Freisinger CSU rief Herrmann auf, diese Erkenntnisse an die Parteifreunde weiterzutransportieren: "Der Größenwahn muss gestoppt werden, es muss Vernunft einkehren", sagte er unter dem Beifall der Zuhörer.

© SZ vom 27.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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