Wichtigstes Utensil für den Schulanfang:Dinos und Feen sind sehr beliebt

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Drachen, Pferde oder lieber Camouflage? Wer einen neuen Schulranzen bekommt, hat die Qual der Wahl. (Foto: Marco Einfeldt)

Früher gab es nur den Schulranzen aus Leder. Das hat sich seit Mitte der Siebzigerjahre geändert. Mittlerweile beherrschen Fabrikate aus leichten, gut sichtbaren Materialien den Markt

Von Merle Hülskemper und Rosanna Wegenstein, Freising

Wenn am Montag auch in Stadt und Landkreis Freising die Schule wieder beginnt, werden viele Kinder zum ersten Mal in ihrem Leben mit einem Schulranzen unterwegs sein - einem wichtigen Begleiter, den es tatsächlich noch gar nicht so lange gibt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts fand der Schulranzen allgemeine Verbreitung, sein Besitz war damals noch keine Selbstverständlichkeit. Ein Passant in der Freisinger Innenstadt, der 1946 eingeschult wurde, erinnert sich beispielsweise, dass er gar keine eigene Schultasche besaß.

Traditionell wurden Schulranzen bis Mitte der 1970er Jahre aus Leder oder Leinen gefertigt. Das Ehepaar Klaus, Inhaber des gleichnamigen Freisinger Schreibwarengeschäfts, erinnert sich an ein klassisches Ledermodell mit viereckiger Form und zwei einfachen Riemen. Da diese sehr teuer gewesen seien, habe man sie gepflegt und vererbt: "Die haben Jahrzehnte gehalten", weiß man bei Klaus. Eine Passantin, die 1968 eingeschult wurde, besaß ebenfalls einen Lederranzen, den sie sogar als erste bekommen - und dann selbst weitergegeben hat.

Bis Mitte der 1970er Jahre hielt sich der Lederranzen - bis ihm 1975 quasi über Nacht der Rang abgelaufen wurde: Das Unternehmen "Sternjakob" brachte den "Scout" auf den Markt, einen Tornister, den man bis heute kennt und der sich immer noch großer Beliebtheit erfreut. Zum ersten mal gab es Schulranzen aus Polyestergewebe, die damals durch Pappe stabilisiert wurden. Es kam zur Nylonrevolution. Eine Freisingerin berichtet, dass bei ihrer Einschulung im Jahr 1978 bereits der "Scout" im Trend gewesen sei. Trotzdem habe nicht jeder dieses Modell gehabt, sagt sie weiter: "Ich hatte stattdessen eine Ledertasche mit grünen Streifen - weitergegeben von meiner Schwester." "Ich hatte einen grünen Ranzen mit Marienkäfern", erinnert sich dagegen eine Frau, die 1979 eingeschult wurde, eine andere ging noch 1983 das erste Mal mit einer braunen, klassischen Ledertasche mit den Motiven Hase und Fuchs in die Schule.

Der Nylonranzen entwickelte sich unterdessen weiter. Zahlreiche Hersteller kamen hinzu. Film- und Fernsehfiguren wurden immer mehr zu beliebten Motiven. Eine junge Frau, die 2006 eingeschult wurde, erzählte lachend von ihrem roten "Diddl"-Ranzen. "Diddl" ist eine beliebte Cartoonmaus. Ein Jugendlicher, der 2009 eingeschult wurde, erinnerte sich nach langem Überlegen an einen "McNeill-Ranzen" mit Eulenmotiv. Das Sortiment aktueller Schultaschen wird immer bunter. Vom Astronauten bis zum Einhorn scheint jedes Motiv möglich zu sein. Doch die neuen Schulrucksäcke sollen nicht nur modern aussehen, sondern auch den Träger schützen. So ist beispielsweise das Bestsellermodel "Satch Pack" der Marke "Satch" aus Glaskugelmaterial gefertigt für eine gute Sichtbarkeit im Straßenverkehr. Konkurrent "Scout" setzt mit dem "Scout Buddy" auf ein fluoreszierendes Material, das tagsüber als Warnfarbe dient und im Dunkeln leuchtet, wenn Licht darauf trifft.

Ergonomie ist der wohl neueste Schrei in der Branche: ein Rucksack, der mitwächst und sich dem Körper des Trägers anpasst. Das beobachtet auch Marylen Gudlewski, Mitarbeiterin des Schreibwarenhändlers "Wölfle" in der Freisinger Innenstadt. Der Kauf von Schulranzen für die Grundschule erfolge meist im Januar/Februar, berichtet sie. Manchmal informierten sich jedoch Eltern schon ein Jahr vor der Einschulung ihres Kindes bei den Händlern. Beim Kauf komme es auf einige wichtige Faktoren an, so Marylen Gudlewski. Eine entscheidende Rolle spiele die Länge des Schulweges. Wenn dieser lang sei und zu Fuß zurückgelegt werde, empfehle sich ein Modell mit Beckengurt zur besseren Verteilung des Gewichtes. Bei kurzem Fußweg oder mit Bus oder Auto zurückgelegten Schulweg hingegen ein Träger, der oben an der Tasche angebracht sei. Schulranzen mit starrer Form vereinfachten zudem das Einsortieren von Heften und Büchern. Für Kinder aber bleibe das Äußere des ersten Schulranzens das wichtigste Argument für einen Kauf. Marylen Gudlewski zählt als die beliebtesten Motive die Themen Polizei, Feuerwehr, Dinosaurier, Schlangen, Pferde, Feen, allgemein Tiere und Blumen auf. Das wechsele jedoch von Jahr zu Jahr. Wie es weiter geht, ist schwer zu sagen. Vielleicht wird die Schultasche ja auch bald gar nicht mehr gebraucht, wenn nur noch mit dem Tablet gelernt wird.

© SZ vom 07.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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