Wenn Licht zur Störquelle wird:Verlust der Nacht

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Beim Freisinger Lichtforum wird auch über die negativen Auswirkungen künstlichen Lichts auf Mensch und Tier diskutiert.

"Licht ist ein spannendes Thema", sagte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher beim ersten Lichtforum der Stadt Freising. Und Stadtplanerin Sonja Rube betonte, dass die Sehnsucht des Menschen nach Licht groß sei. Sie versprach zu Beginn der Diskussion, das man miteinander spreche, "bis das Licht ausgeht".

Doch so recht geht das Licht in den Städten im Grunde nie aus. "In Ballungsräumen ist die Milchstraße nicht mehr sichtbar", sagte Barbara Schelle vom Stadtplanungsamt, das sich auch für die Umwelt zuständig zeigt. Denn eine Beleuchtung bringe zwar einerseits Licht ins Dunkel. Andererseits gebe es aber auch "ein Recht auf Dunkelheit", denn der Verlust der Nacht geschehe zum Nachteil von Mensch und Natur.

In dem interdisziplinären Projekt "Verlust der Nacht" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung untersuchen derzeit Wissenschaftler die ökologischen, gesundheitlichen sowie kulturellen und sozioökonomischen Auswirkungen, aber auch die Ursachen einer zunehmenden Beleuchtung der Nacht. Auf Grundlage der Forschungsergebnisse sollen Lösungsansätze für moderne Beleuchtungskonzepte entstehen. Licht beeinflusst die Verhaltensmuster der meisten Lebewesen. Vögel, Insekten, selbst Fische und Amphibien navigieren nach dem Sternenhimmel. Durch künstliche Lichtquellen werden Tiere in ihrem Verhalten und ihrer Orientierung gestört. Dies kann weitreichende Konsequenzen haben, wie es auf der Seite www.verlustdernacht.de heißt.

Künstliches Licht zur Nachtzeit, etwa von Straßenlaternen, beeinflusst das Wachstum und Blühen von Pflanzen und sogar die Anzahl der Insekten, deren Ernährung von den Pflanzen abhängt, zeigte eine jüngst veröffentlichte Studie der Universität Exeter.

Licht ist auch ein großer Einflussfaktor für die Gesundheit des Menschen . Im Laufe der Evolution hat sich der Mensch an die täglichen und saisonalen Lichtrhythmen angepasst. Licht zur falschen Zeit kann dieses Gefüge stören und negative Auswirkungen auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit haben, sagen Forscher. Nach einer Emnid-Umfrage haben 33 Prozent der Deutschen die Milchstraße noch nie gesehen, bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 44 Prozent. Auch das ist ein Resultat der Lichtverschmutzung.

© SZ vom 21.05.2015 / wil - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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