Weniger schädliche Spritzmittel:Die Sprache der Blumen

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Ein kleines Schild am Stil, darauf ein Zahlencode, verrät Floristen und dem Käufer, aus welchem Teil der Welt die einzelne Blume stammt. (Foto: Marco Einfeldt)

Am 14. Februar ist Valentinstag. Bei den gerne verschenkten Rosen setzen sich in Freising immer mehr fair gehandelte Pflanzen durch. Sie kommen den Arbeitern in den Herkunftsländern und den Floristen vor Ort zugute.

Von Eva Zimmerhof, Freising

Eine weiße Nelke im Knopfloch sagt, "Ich bin noch zu haben". Rote Rosen versprechen, das ist klar, immerwährende Liebe - rote Tulpen aber ebenfalls. Die Sprache der Blumen, einst ein inoffizielles Kommunikationsmittel, kennt kaum noch einer. Doch vor allem Rosen können heute ganz andere Geschichten erzählen: Ein kleines Schild am Stil, darauf ein Zahlencode, verrät dem Käufer, aus welchem Teil der Welt die einzelne Blume stammt. Diesen Service bietet Fairtrade Deutschland bei seinen zertifizierten Rosen an. Solche fair gehandelten Blumen gehören mittlerweile zum festen Angebot der Freisinger Blumenhändler - zum Teil dominieren sie dieses gar. Die Floristen machen dafür nur wenig Werbung, sind aber gut informiert.

Seit etwa vier, fünf Jahren böten sie die Blumen an, sagt Silvia Dürr vom Blumenfachgeschäft Wimmer. Diese stünden eben zwischen den anderen, ihre Kunden würden "kaum danach fragen", sagt die Floristin. "Sie fragen aber nach der Sorte, nach den ecuadorianischen Rosen, weil die viel haltbarer sind". Natürlich seien die Rosen etwas teurer - dafür kümmere sich das Fairtrade-Projekt in den Herkunftsländern aber um einen guten Schutz vor den Pestiziden, um den Bau von Kindergärten, "denn die meisten Arbeiterinnen sind ja Frauen, und um Wohnprojekte", weiß Dürr. Wer den Zahlencode des Schildchens auf der Fairtrade-Webseite eingibt, bekommt Bilder von fröhlichen Arbeitern und der Blumenfarm zu sehen, von der die Rose stammt: zum Beispiel die Finlay Flowers-Blumenfarm in Kenia. Dazu gibt es eine kleine Geschichte über den Alltag der Arbeiter.

Martina Scheideler (links) und Sandra Niedermaier binden in der Floristikwerkstatt Baumgartner einen Blumenstrauß. (Foto: Marco Einfeldt)

Dieses kleine Fairtrade-Schildchen löse sie vor dem Binden der Sträuße immer ab, sagt Margit Pfliegel. Die Inhaberin von Blumenkunst Pfliegel schwört auf diese Pflanzen: "Wir haben fast ausschließlich Fairtrade-Blumen." Schließlich sei das auch den Floristen wichtig, die die Blumen täglich ohne Handschuhe anfassten und so im direkten Hautkontakt stünden, sagt Pfliegel. "Die Fairen sind eben weniger gespritzt. Natürlich ist die gerechte Bezahlung der Arbeiterinnen auch wichtig." Sie habe aber auch Blumen aus Holland und Italien, sagt die Floristin. "Die unterliegen aber strengen EU-Normen. In Hauptanbaugebieten wie Kenia, Kolumbien oder Ecuador gelten die nicht."

Das "streng kontrollierte Siegel" sichere soziale und ökologische Standards, bestätigt der Blumengroßhändler Hubert Roelofs. Gerade "bei den Spritzmittelmengen und der Schutzkleidung" sei in diesen Ländern "in der Vergangenheit viel Schindluder betrieben" worden, sagt der Händler, der sich wie seine Einkäufer regelmäßig selbst einen Eindruck auf den fernen Blumenfarmen verschafft. Vor allem in den in vergangenen drei Jahren beobachte er eine stark wachsende Nachfrage nach fairen Blumen in Bayern.

"Gerade die ecuadorianischen Rosen aus fairem Handel", die sein Stammgeschäft anbiete, weiß auch der passionierte Rosenzüchter und Arzt Franz-Xaver Weinzierl zu schätzen. Obwohl er selbst schon dreißig Sorten pflegt, musste er feststellen das "Freising für viele Rosen nicht der geeignete Standort" ist. "Vor allem die englischen Sorten verregnen hier." "Wir haben hier einfach nicht die passende Klimazone für die großköpfigen Rosen", sagt Petra Baumgartner. "Um die hier anzubauen, würde man wahnsinnig viel Spritzmittel benötigen." Diese aber würden bei Floristen immer mehr Allergien auslösen. Die Inhaberin der Baumgartner Floristenwerkstatt pflanzt selbst ungespritzten Sommerflor an, ihre Rosen bezieht sie jedoch ausschließlich aus dem Fairtrade-Handel. Ein kleiner Aufkleber weißt auf ihrer Ladentür darauf hin. Und ihre Kunden würden auch nach Fairtrade verlangen, so Baumgartner. "Manchmal sind die Leute aber auch misstrauisch. Sie wollen wissen, ob es sinnvoll ist, Rosen einzufliegen." Für die Kunden hält sie daher Infomaterial bereit. In diesen Flyern und auf seiner Webseite erklärt Fairtrade Deutschland die Größe des ökologischen Fußabdrucks: "Fairtrade-Rosen kommen überwiegend ohne Umwege nach Deutschland. Trotz Luftfrachttransport weisen sie eine günstigere Energiebilanz auf als Rosen aus Europa. Durch das wärmere Klima in Ostafrika kann auf die Beheizung und Beleuchtung der Gewächshäuser verzichtet werden". Eine fair gehandelte Rose demnach kann nicht nur etwas versprechen, sondern auch etwas bewirken. Und der Schenkende kann sich mit einem sozialen Gewissen schmücken.

Infos unter www.fairtrade-deutschland.de

© SZ vom 11.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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