Welpen bei der Flughafenpolizei:Die Nachwuchs-Schnüffler

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Sie werden von Welpenbeinen an trainiert: Ike und Bono sind die neuen Stars der Münchner Flughafenpolizei. Künftig sollen sie in der Verbrechensbekämpfung aktiv werden.

Kerstin Vogel

Ike lernt gerade "Platz". Das ist eine schwierige Übung für einen elf Wochen alten Hund, vor allem, wenn Bruder Bono daneben steht und man sich die Zeit viel nutzbringender mit einer kleinen Rauferei unter Geschwistern vertreiben könnte. Was Welpen eben so als nutzbringend ansehen. Ikes Herrchen Herbert Kaufmann sieht das anders und er ist konsequent. Geduldig wartet er, bis sich der junge Herr an der Leine hinlegt, sagt noch einmal den Befehl "Platz" und belohnt das Tier.

Die sollen nicht nur spielen: Ike und Bone werden zu Sprengstoff- und Drogensuchhunden ausgebildet. (Foto: region.frs)

Diese kleine Übung ist einer von vielen Ausbildungsschritten, die Ike und Bono noch vor sich haben - denn die Welpen stehen sozusagen am Anfang einer großen Karriere: Sie sind die neuen Stars der Münchner Flughafenpolizei und werden in zwei bis drei Jahren gemeinsam mit ihren Hundeführern in der Verbrechensbekämpfung aktiv: Ike mit Polizeioberkommissar Kaufmann als Sprengstoff-Suchhund, Bono mit seinem Hundeführer Polizeihauptmeister Alwin Riedl auf der Suche nach Drogen. Außerdem werden beide zu Schutzhunden ausgebildet, können ihre Herrchen im Ernstfall also auch verteidigen. Duale Ausbildung heißt das im Fachjargon.

Das besondere an den beiden ist aber etwas anderes, wie Kaufmann erzählt. Denn die beiden Hollandse Herder - das ist die Rasse von Ike und Bono - sind bei der Polizei in Oberbayern-Nord die ersten Hunde, die schon als Welpen im Alter von acht Wochen zu ihren künftigen Besitzern kommen und dual ausgebildet werden. Ausgesucht wurden sie in einem Zwinger in Sachsen, der diese holländische Unterart der Schäferhunde speziell für die Arbeit als Diensthunde züchtet. Bisher war es bei der Polizei üblich, dass Hunde, die auch Schutzarbeit leisten müssen, erst im Alter von ein bis zwei Jahren für den Dienst gekauft wurden. Oft waren die Hundeführer der Polizei dann schon der zweite oder dritte Besitzer des Tieres; Fehler der Vorbesitzer bei der Erziehung mussten mühsam ausgebügelt werden.

Belohnen statt strafen

Jetzt habe man einen anderen Weg eingeschlagen, berichtet Kaufmann. Es sei ein bisschen gerechnet worden und dabei habe man festgestellt, dass es alles in allem gar nicht viel teurer sei, einen Polizeihund sozusagen von Welpenbeinen an auszubilden. Die Vorteile aber liegen für Kaufmann und Riedl auf der Hand: Die jungen Hunde bauen von Anfang an eine viel bessere Bindung an ihre Herrchen auf; das ist nicht zu unterschätzen, wenn man sich als Polizist später einmal hundertprozentig auf das Tier verlassen können muss. Beide Hundeführer haben sich zudem für eine Ausbildungsmethode entschieden, die zu einem großen Teil auf ein Belohnungssystem setzt.

Außerdem können die Beamten bei diesem Weg die Prägephase der jungen Hunde voll ausnutzen. Die dauert etwa von der 8. bis zur 16. Woche und stellt eine enorm wichtige Zeit im Leben eines jeden Hundes dar. Was die Welpen in dieser Zeit kennenlernen, werden sie in ihrem ganzen späteren Leben als selbstverständlich empfinden - und genau das machen sich Kaufmann und Riedl zunutze: Ike und Bono lernen derzeit den Münchner Flughafen als ihren künftigen Einsatzort ganz genau kennen. Jeden Winkel zeigen ihnen die beiden Hundeführer, sie lernen, auf glattem Boden ebenso sicher zu laufen wie auf den durchsichtigen Treppen im MAC. Und ihnen wird natürlich beigebracht, auch in großen Menschenmengen gleichgültig zu bleiben

Ihre Bewegungssicherheit wird trainiert, indem sie über wackeligen Untergrund geführt werden. Sie lernen spielerisch, sich auf engem Raum zu bewegen, schließlich sollen sie in Zukunft beispielsweise auch die Sitzreihen eines Flugzeuges bis in die hinterste Ritze gründlich absuchen können. Während Kaufmann die Schulung der Welpen schildert, sitzt Ike völlig unbeeindruckt neben ihm auf einem Tisch. Riedl schiebt unterdessen Bruder Bono auf einem Rollwagen umher. Der guckt neugierig runter, fühlt sich ansonsten durch die Bewegung aber keineswegs beunruhigt.

Ebenso spielerisch sehen derzeit auch die ersten Schritte in Richtung Arbeit als Schutzhund aus. Ike zum Beispiel findet schon ordentlich Gefallen an der Beißwurst, packt das Spielzeug richtig fest, knurrt und schüttelt die vermeintliche Beute, während Herrchen Kaufmann diese auf der anderen Seite festhält und ebenfalls den Kampf simuliert. Wichtig ist, dass die Welpen schon jetzt lernen, den Befehl "Aus" zu befolgen - auch hier ist ihr Babyalter von Vorteil, auch wenn Ike sich alle Mühe gibt, schon wie ein ganz Großer zu wirken.

Was Ike und Bono können müssen

Die richtige Schutzausbildung beginnt natürlich erst viel später, ihre erste Prüfung müssen Ike und Bono mit etwa zwei Jahren ablegen - und erst danach geht es dann auch mit der Spezialausbildung zum Sprengstoff- oder Drogensuchhund so richtig los. Hier wird später auch die Hauptaufgabe der beiden Hunde liegen. Zehn bis zwölf verschiedene Sprengstoff-Gerüche oder deren Bestandteile wird Ike einmal aufspüren können, mindestens ebenso viele verschiedene Drogen lernt sein Bruder Bono zu unterscheiden.

Wenn Kaufmann erklären möchte, wie fein eine ausgebildete Hundenase arbeitet, erinnert er an einen Einsatz in Neufahrn, bei dem ein Sprengstoffhund eine Patronenhülse noch eine Woche nach dem Schuss aufgespürt habe.

Bis Ike und Bono einmal solche Leistungen bringen werden, müssen sie noch viel lernen. Mit dabei aber sind sie im Dienst schon jetzt - wenn die Herrchen nicht doch ausnahmsweise einmal eine kleine Rauferei unter Geschwistern gestatten.

© SZ vom 17.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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