Weißwurstessen will gelernt sein:Anfängerkurs im Zuzeln

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Zehn Jugendliche aus Europa verbringen den Sommer in Naturfreundehaus - und lernen dabei urbayerische Traditionen kennen.

Eva-Maria Glück

Der Südhang des Freisinger Dombergs ist eine der letzten großflächigen Wiesen im Stadtgebiet. Steht man auf der Aussichtsterrasse hinter der Dombibliothek, kann man dort oft eine Schafherde grasen sehen. Zur Zeit fallen aber auch die zehn Jugendlichen auf, die den Steilhang mähen, Zäune reparieren und den Schafunterstand pflegen. Es sind keine Mitarbeiter des Landschaftspflegeverbandes, sondern junge Leute aus verschiedenen europäischen Ländern, die im Landkreis einen vierwöchigen freiwilligen Arbeitsdienst verrichten. Neben der Mithilfe am Domberg mähen und pflegen sie mehrere Wiesen im Landkreis und den Walderlebnispfad in Freising.

Wer Weißwürste richtig essen will, der muss sie zuzeln. (Foto: dpa/dpaweb)

Seit Ende Juli wohnen die zehn Jugendlichen zwischen 16 und 22 Jahren im Naturfreundehaus in Hangenham. Dort leben sie in idyllischer Lage als Selbstversorger. Landrat Michael Schwaiger ließ es sich gestern nicht nehmen, die Gruppe in ihrem Domizil zu besuchen und sich bei einem gemeinsamen Weißwurst-Essen kennen zu lernen.

Die bayerische Tradition sollte den internationalen Gästen näher gebracht werden und Schwaiger demonstrierte die richtige Technik des Weißwurst-Essens, inklusive "Zuzeln". In seiner auf Englisch gehaltenen Rede wünschte der Landrat "a warm welcome in the region of Freising" und einen unvergesslichen Aufenthalt im schönen Bayern. Die engagierte Gruppe, neun junge Frauen und ein junger Mann, leisteten ihren Beitrag zum Gaumenschmaus mit einem selbst gebackenen Kuchen.

Die Gruppe plant ihren Aufenthalt selbst, unternimmt Radtouren, fährt nach München oder in die Berge. Für Ausflüge steht sogar ein vom Projektträger gestellter Kleinbus zur Verfügung. Finanziert wird das Workcamp vom Landratsamt und der Stadt. Nur für die Anreise und kleine Extrawünsche müssen die Teilnehmer selbst aufkommen, Lebensmittel stellen viele Freisinger Geschäfte. Die Arbeitseinsätze werden von Tobias Oehmen vom Landschaftspflegeverband eingeteilt.

Zwei Mitglieder der Gruppe übernehmen die Teamleitung und koordinieren Zusammenleben und Freizeitgestaltung. Eine von ihnen ist Sara, gebürtige Dresdnerin und Studentin in Schottland. "Ich bin zum dritten Mal als Teamleiterin dabei, das ist eine schöne Art, die Sommerferien zu gestalten und Leute aus aller Welt zu treffen." So kommen die Teilnehmer dieses Jahr neben Deutschland aus Georgien, Frankreich, Russland, Ukraine und Italien.

Matthias Maino vom Landschaftspflegeverband Freising ist verantwortlich für das Projekt und freut sich, dass das Workcamp zum achten Mal im Landkreis stattfindet. "Viele junge Menschen kommen, um die Chance eines Auslandsaufenthaltes zu nutzen und eine andere Kultur zu entdecken." Sandra Rosenzweig, Projektreferentin der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD), die extra aus Bonn angereist ist, um die Gruppe kennen zu lernen, ergänzt: "Die Jugendlichen arbeiten fünf Stunden täglich und in ihrer Freizeit kochen sie gemeinsam, organisieren Ausflüge und planen die Abende. Das schweißt zusammen."

© SZ vom 11.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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