Weihe mit Störung am Rande:Trauen, taufen und das Evangelium verkünden

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Oliver Grießl ist am vergangenen Wochenenden zum Diakon geweiht worden. Seinen Dienst wird er künftig in der Lerchenfelder Kirche Sankt Lantpert versehen. (Foto: Stephan Goerlich)

Der Freisinger Realschullehrer Oliver Grießl ist neuer Diakon der Lerchenfelder Pfarrkirche Sankt Lantpert

Interview von Gudrun Regelein, Freising

Die Diakon-Weihe am vergangenen Samstag im Münchner Liebfrauendom blieb nicht ganz ungestört: Ein Reformbündnis demonstrierte vor dem Gottesdienst dafür, dass künftig auch katholische Frauen zum Diakonat zugelassen werden. Die Freisinger SZ sprach mit dem 38-jährigen Realschullehrer Oliver Grießl aus Freising, einem der beiden Kandidaten, über die Weihe und über seine neue Aufgabe. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder

SZ: Herr Grießl, haben Sie denn etwas von der Demonstration mitbekommen?

Oliver Grießl: Ja, habe ich. Aber ich habe die Aktion nicht als störend wahrgenommen, sondern es ging dabei eher darum, ein Zeichen zu setzen.

Was sagen Sie zu der Forderung, auch Frauen zum Diakonat in der katholischen Kirche zuzulassen?

Das ist ein heißes Eisen. Rein biblisch betrachtet, könnte man es durchaus begründen. Der Dienst des Diakons, der dient und verkündet, ist von jedem Christen umsetzbar. Ich persönlich könnte es mir zumindest vorstellen, dass auch Frauen zugelassen werden.

Die Weihe am Samstag: War das für Sie sehr besonderer, unvergesslicher Moment?

Ja, auf jeden Fall: So viele Teilnehmer, Klerus, Weggefährten, Vertraute sind mit uns in den Dom eingezogen - und auch die Kirchenspitze hat die Wertschätzung dieses Ereignisses unterstrichen. Und viele Menschen, die mich durch mein Leben begleitet haben, waren als Gäste in der Kirche - diese an diesem Tag an der Seite meiner Familie zu sehen, war sehr berührend.

Sie sind Realschullehrer, verheiratet, haben zwei Kinder - das hört sich nach nicht besonders viel Freizeit an. Weshalb nun noch die zusätzliche Aufgabe als Diakon?

Weil ich zu 100 Prozent hinter der Botschaft des Christentums stehe und zeigen möchte, wie wichtig mir diese Botschaft ist. Und das nicht nur als Religionslehrer in der Schule, sondern auch an dem Ort, an dem ich lebe. Dies alles zeitlich unter einen Hut zu bringen erfordert viel Koordination, ist aber durchaus möglich .

Was sagt Ihre Familie dazu, dass Sie diese Aufgabe nun haben?

Meine Kinder sind noch sehr jung. Aber meine Frau steht zu 100 Prozent hinter meiner Entscheidung. Uns beiden ist wichtig, dass die Worte des Christentums vermittelt und in andere Familien und zu den Menschen weitergegeben werden.

Wo werden Sie tätig sein - und was werden Sie als Diakon machen?

Als Diakon ist man in seiner Heimatpfarrei tätig. Bei mir ist das Sankt Lantpert in Lerchenfeld, wo ich aufgewachsen bin und als schon als Jugendlicher in der Pfarrei mitgearbeitet habe. Und da ich später viele Jahre im Mariendom als Kommunion- austeiler tätig war, werde ich auch dort als Diakon eingesetzt. Ich werde beispielsweise in den Gottesdiensten das Evangelium verkündigen, darf trauen und taufen. Und ich werde versuchen, einer Kernaufgabe des Diakons - die Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, nicht aus dem Blick zu verlieren - gerecht zu wer- den.

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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