Wegen des Kicks:Adrenalinschübe führen ins Amtsgericht

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Acht Jugendliche zwischen 15 und 21 Jahren knacken Zigarettenautomaten und brechen in Schule ein

Von Alexander Kappen, Freising

Langeweile, berufliche Probleme, Beziehungsstress, zu viel Alkohol - die acht Jugendlichen aus Wang, Moosburg und Ergolding, heute zwischen 15 und 21 Jahre alt, hatten allerhand zum Teil skurrile Erklärungen parat für ihre Straftaten. Und die waren nicht ohne. In der Verhandlung am Freisinger Amtsgericht wurde ihnen am Mittwoch zur Last gelegt, in Gruppen mit wechselnder Besetzung einen Zigarettenautomaten geknackt, es bei einem weiteren versucht und in die Schule in Buch am Erlbach (Kreis Landshut) eingebrochen zu haben. Zwei der Angeklagten mussten sich zudem wegen Körperverletzungen verantworten. Jugendrichter Boris Schätz verurteilte die fünf Jungen und drei Mädchen - je nachdem, in welchem Umfang sie beteiligt waren und welche Vorstrafen sie hatten - zu Sozialstunden, Geldauflagen, Freizeit- und Dauerarresten.

Der Haupttäter, ein 21-jähriger Metzger aus Ergolding, hatte nach Ansicht des Gerichts bei fast allen Taten seine Finger im Spiel und muss jetzt drei Wochen in Dauerarrest. Am 10. Juni 2014 knackte er mit drei seiner Mitangeklagten, heute 17 und 18 Jahre alt, einen Zigarettenautomaten. "Wir haben in einer Whats-App-Gruppe irgendwann ausgemacht, dass wir das wegen des Adrenalinschubs mal machen wollen - an dem Tag haben wir es dann in die Tat umgesetzt", berichtete der 21-Jährige. Die vier Angeklagten fuhren zu einem Zigarettenautomaten an der Blütenstraße in Moosburg. Während einer von ihnen im Auto sitzen blieb (er erhielt ein Wochenende Freizeitarrest), hebelten die anderen den Automaten mit einem Brecheisen aus der Verankerung und luden ihn ein. Das Quartett fuhr zur Isar, brach den Automaten auf und versenkte ihn im Fluss. Die erbeuteten 90 Schachteln Zigaretten teilten die vier untereinander auf. Die 100 Euro Bargeld, die sich ebenfalls im Automaten befanden, verwendeten sie zum Tanken.

Drei Tage später wollte der 21-Jährige mit seiner heutigen Ehefrau, 18, einem heute 15-jährigen, vorbestraften Schüler (seine Strafe: Zwei Wochen Dauerarrest) und zwei Freundinnen (50 Sozialstunden und 400 Euro Geldauflage) das WM-Eröffnungsspiel im Aquapark ansehen. "Aber da war schon geschlossen, dann sind wir zum McDonald's gefahren", berichtete er. Dort hätten seine Frau und eine der beiden Freundinnen "damit angefangen, dass sie einen Adrenalinschub brauchen". Er habe dann von dem drei Tage zuvor geknackten Automaten erzählt. "Ich wollte das nicht noch mal machen, ich hatte eh schon ein schlechtes Gewissen, das war eine Dummheit", so der 21-Jährige. Aber die anderen, allen voran seine Frau, hätten ihn dazu überredet. Seine Frau bestätigte das. Die Täter suchten stundenlang nach einen passenden Objekt, ehe sie es an einem Automaten in Reichersdorf probierten. Allerdings schafften sie es nicht, ihn aus der Verankerung zu hebeln. Schließlich wurden Passanten auf sie aufmerksam, die Täter flohen. An den beiden Automaten entstand zusammen ein Schaden von 4000 Euro, den der 21-Jährige als einziger der Angeklagten bereits in Raten abbezahlt.

Das Gericht sah es auch als erwiesen an, dass der Metzger im Februar 2014 mit seiner Frau - sie wurde zu zwei Wochenenden Freizeitarresten verurteilt - in die Schule in Buch eingebrochen und einen Tresor mit 1500 Euro entwendet hat. Das hat der 21-Jährige offenbar - mit einigem Detailwissen - seinen Mitangeklagten erzählt, die das übereinstimmend aussagten. Für den Richter waren die Aussagen glaubwürdig. Der 21-Jährige behauptete, er habe das nur vor seinen Freunden gesagt, um damit anzugeben. Die Tat habe eigentlich ein ehemaliger Nachbar begangen und ihm die Details erzählt. Diesen Ex-Nachbar schlug und würgte der 21-Jährige übrigens bei einem Streit im April 2014 in Moosburg. Dafür wurde er ebenso wegen Körperverletzung verurteilt wie einer seiner Mitangeklagten, der bei der Moosburger Herbstschau einen Mann und dessen Freundin geschlagen hatte. Der 17-jährige Schüler, der auch beim Diebstahl des ersten Automaten dabei war, muss jetzt zwei Wochen Dauerarrest absitzen.

© SZ vom 30.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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