Wanderausstellung im Landratsamt:Kampf gegen Vorurteile

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Auch die Gefahren der Flucht dokumentiert die Ausstellung im Freisinger Landratsamt. (Foto: Marco Einfeldt)

"Asyl ist Menschenrecht" heißt eine Wanderausstellung, die zurzeit im Landratsamt zu sehen ist. Sie will Fakten liefern, um die unzähligen Gerüchte zu widerlegen, die rund um das Thema kursieren

Von Matthias Weinzierl, Freising

Im Landkreis leben derzeit knapp 2000 Asylbewerber und täglich werden es mehr. Pro Woche werden Freising nach Auskunft von Landrat Josef Hauner 80 weitere Asylbewerber zugewiesen. Um die vielen Gerüchte zu widerlegen, die rund das Thema Asylbewerber kursieren, haben Jan Monzer, Sabine Kloth und Albert Baumgartner-Murr vom "Arbeitskreis Asyl" in Freising eine Wanderausstellung vom Bundesverband "Pro Asyl" nach Freising geholt, die Fakten liefert. "Asyl ist Menschenrecht" heißt sie und ist nach Stationen an Berufsschule Freising und Camerloher-Gymnasium jetzt fünf Wochen lang im Kreuzgang des Landratsamts zu sehen.

Sie beantwortet die Fragen, warum Menschen fliehen, welchen Gefahren sie sich dabei aussetzen und sie zeigt auch, welche Strecken zurückgelegt werden müssen, um an die deutsche Grenze zu gelangen. Ende März ist die nächste Station dann die Stadtbibliothek, um in der Innenstadt möglichst viele Leute zu erreichen.

Der Landrat begann seine Ansprache bei der Eröffnung mit nüchternen Zahlen: Als die Ausstellung im Jahreswechsel zwischen 2013 und 2014 konzipiert wurde, hätten gerade einmal 300 Asylbewerber im Landkreis Freising gelebt. Angesichts der heutigen Situation sei die Ausstellung deshalb von besonderer Relevanz. Aufklärung sei wichtig, vor allem die Lage an den EU-Außengrenzen sei ein Thema, über das man mehr wissen sollte. Bei der Gelegenheit dankte er allen engagierten Ehrenamtlichen, die der Gesellschaft ein "menschliches und verantwortungsvolles Gesicht" geben würden und distanzierte sich von der Aktion des Landshuter Landrats Peter Dreier, der mit 31 anerkannten Asylbewerbern im Bus nach Berlin gefahren war, um auf die Probleme der Kommunen beim Wohnraum aufmerksam zu machen. Er sei kein Freund "solcher zwecklosen Aktionen", erst recht nicht, wenn sie so schief gingen. Trotzdem bringe es zum Ausdruck, wie es vielen Landräten und Bürgermeistern gehe. Wichtig sei zu differenzieren, wer ein Recht auf Bleibe habe und wer nicht. Das individuelle Asylrecht sei kein Mittel zur Armutsbekämpfung. Natürlich dürften die Verfahren nicht so lange dauern. Eine Familie mit Kindern nach drei bis vier Jahren abzuschieben, sei nicht sinnvoll. Alles in allem sei es eine schwierige Situation.

Aber genau deshalb müsse man informieren, meinten die Organisatoren Jan Monzer, Sabine Kloth und Albert Baumgartner-Murr. Es gehe um Menschen. Deren Leben wegen jeder Menge Vorurteile und mangelnden Wissens zu riskieren, sei unverantwortlich. Laut Grundgesetz habe jeder Asylbewerber das Recht auf eine Einzelfallprüfung. Die sei auch notwendig, da man einem Menschen nicht ansehen könne, ob er "zu Recht" flüchte oder nicht.

Die Ausstellung selbst bleibt nah an den Menschen und versucht, einzelne Schicksale zu beleuchten und Stimmen von denen einzufangen, um die es eigentlich geht: die Flüchtlinge selbst. Das gestaltet sich nur als schwierig, weil sie oft nicht über ihren Weg reden wollen.

Trotzdem kommen auf den 26 Plakaten immer wieder Flüchtlinge zu Wort und bringen pointiert die Lage auf den Punkt. Rana Fida aus Syrien beispielsweise sagt: "Ich wollte meine Heimat nicht verlassen. Ich hoffte bis zuletzt, der Krieg würde bald zu Ende gehen."

Neben den persönlichen Geschichten erhalten Statistiken, Grafiken und Fotografien den sachlichen Charakter und zeigen die einzelnen Stationen vom Aufbruch bis zur Ankunft in Deutschland. Das letzte Ausstellungsstück ist ein Interview mit dem syrischen Kurden Farhad Ibrahim, das den Titel trägt "Schutz ist wie ein großes Geschenk".

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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