Wahl-Analyse:Richtige Ziele falsch vermittelt

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CSU leckt beim politischen Erntedank ihre Wunden

Von Katharina Aurich, Helfenbrunn

Die Ziele seien richtig gewesen, ihre Vermittlung an die Wähler habe aber nicht funktioniert, lautete das Fazit der Bundestagswahl während des traditionellen Politischen Erntedankfestes in Helfenbrunn, zu dem der CSU-Ortsverband Kirchdorf und der CSU-Kreisverband Freising am Sonntag eingeladen hatten. Keinen Änderungsbedarf an der Politik der CSU sah bei der Veranstaltung Thomas Kreuzer, der Fraktionsvorsitzende der Partei im Landtag. Einen Rechtsruck werde es in der CSU nicht geben, dies halte er für gefährlich, betonte Erich Irlstorfer, der knapp 43 Prozent der Erststimmen im Wahlkreis erhalten hat und trotz großer Verluste wieder im Bundestag sitzt.

"Uns macht die christlich-soziale Politik aus", betonte Irlstorfer. Aber die politische Ernte der CSU sei zu gering ausgefallen, stellte er fest. Wie ein Landwirt, der bei einer schlechten Ernte prüfe, ob er den Boden richtig bearbeitet, richtig gesät, genug gedüngt und bewässert habe, müsse nun auch die CSU analysieren, warum ihr viele Wähler kein Vertrauen mehr gaben. Im Oktober werde die Partei versuchen, bei mehreren Veranstaltungen im Wahlkreis mit jedem, "egal ob Freund oder Feind", ins Gespräch zu kommen. Jeder könne seine Forderungen aufstellen, so Irlstorfer.

Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer beschrieb ausführlich die Vorzüge Bayerns und der CSU. Allerdings sei die Bundestagswahl anders gelaufen als gedacht, "wir haben unser Wahlziel verfehlt", so Kreuzer, aber "immerhin alle Direktmandate geholt". Als eine Ursache nannte Kreuzer wie auch schon Irlstorfer die Flüchtlingspolitik, die die Menschen verunsichere. Sie fürchteten um die innere Sicherheit, um ihren materiellen Wohlstand, aber auch im ihre kulturelle Identität. Auch die CSU sei dafür, schutzbedürftige Menschen aufzunehmen, aber beispielsweise keine Flüchtlinge aus den Maghreb-Staaten. Diese sollten sofort wieder abgeschoben werden und grundsätzlich der Familiennachzug stark beschränkt werden. Die CSU habe dafür gesorgt, dass Flüchtlinge, die in einem Erstaufnahmelager ankämen, kein Geld mehr, sondern nur noch Sachleistungen erhielten, zählte Kreuzer die Erfolge der CSU auf. Offensichtlich hätten die Wähler bezweifelt, dass die CSU ihren Kurs auch gemeinsam mit der CDU durchsetzen könne. Aber ohne die CSU könne in Berlin nicht regiert werden, versicherte Kreuzer seinen Zuhörern, unter ihnen viele Landwirte.

Daher ging der Vorsitzende der CSU-Fraktion ausführlich auf die Landwirtschaftspolitik Bayerns ein, dem Bundesland mit den meisten bäuerlichen Familienbetrieben, wo Landwirtschaft und eine intakte Umwelt keine Gegensätze seien. Aber die Menschen in Großstädten wüssten ja nichts von der Landwirtschaft, ihnen gehe es nicht um das Wohl der Tiere, sondern um das Wohl der Grünen, meinte Kreuzer. Neben dem Erhalt der bäuerlichen Betriebe sei der CSU auch die Stärkung der kulturellen Identität wichtig. Es dürfe nicht sein, dass das Sankt-Martins-Fest in Lichterfest umbenannt oder in Kindergärten kein Schweinefleisch mehr angeboten werde. Denn diejenigen, die hier leben wollten, müssten sich an die bayerische Leitkultur anpassen, forderte Thomas Kreuzer unter dem Applaus seiner Zuhörer.

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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