"Wählen Sie frei, wählen sie Liste 3":Zukunftsvisionen

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Mit der Zukunft des im Hintergrund zu sehenden Rathauses haben sich Studenten der Ingenieurfakultät Bau, Geo, Umwelt in einer Seminararbeit befasst. (Foto: Marco Einfeldt)

Studenten der TU München stellen eine Studie zur möglichen Entwicklung Langenbachs vor. Demnach könnten der Umbau leer stehender Bauernhöfe den Siedlungsdruck lindern und der alte Bahnhof als Jugendtreff dienen

Von Karlheinz Jessensky, Langenbach

"Die Zukunft Langenbachs hat schon begonnen." Diese, wenn auch 40 Jahre alte, Schlagzeile aus einer Landkreiszeitung zitierte Bürgermeisterin Susanne Hoyer am Freitag zur Einstimmung auf eine Veranstaltung im Alten Wirt, bei der es genau um das ging: die Zukunft Langenbachs. Rund 30 Studenten der Ingenieurfakultät Bau, Geo, Umwelt des Lehrstuhls für Bodenordnung und Landentwicklung an der Technischen Universität München (TUM) stellten hier die Ergebnisse einer Seminararbeit vor. Acht Arbeitsgruppen hatten sich mit Zukunftsthemen der Gemeinde beschäftigt, etwa der Schaffung von neuem Wohnraum. Claudia Bosse, Dozentin am Lehrstuhl, moderierte.

Frei und unbelastet von kommunalpolitischen Erwägungen, kritisch, konstruktiv und streckenweise visionär hatten sich die Zweit- bis Viertsemester des Bachelor- und Masterstudiums den Themenbereichen Siedlungsentwicklung in der Gemeinde, Wirtschaftsstandort, zukunftsfähige Wohnformen, Leben im Alter, Standortanalyse Rathaus, Ortsmitte, zu Fuß und per Rad mobil im Alltag und "zwischen Amper und Isar" angenommen. Gratis für die Gemeinde, die sich möglicherweise fünfstellige Beträge für entsprechende Untersuchungen spart.

Was von den schönen Ideen am Ende Wirklichkeit wird, werden die politischen Diskussionen zeigen. Von einer ähnlichen Studentenarbeit vor Jahren ist so gut wie nichts geblieben. Überkritisch durfte man den teilweise recht theoretisch wirkenden Ausführungen nicht gegenüber stehen. Gemeinderat und Seniorenreferent Elmar Ziegler fiel auf, dass eine Arbeitsgruppe von rund zwei Prozent, eine zweite von 13 Prozent Bevölkerungswachstum ausging. Und als es um einen möglichen Neubau des Rathauses ging, war Werner Zachmeier nicht ersichtlich, warum Bevölkerungswachstum automatisch ein größeres Rathaus nach sich ziehen sollte.

Im Jahr 1840 hatte Langenbach 1000 Einwohner, seit 1960 stiegen die Zahlen bemerkenswert und führten zum derzeit enormen Siedlungsdruck. Größere Neubebauung erfolgte in den 70er und 80er Jahren. Der hohen Baulandnachfrage steht wenig Verfügbares gegenüber. Chancen sehen die Studenten in einer Nachverdichtung, aber unter Bewahrung des dörflichen Charmes des Ortes. Leer stehende, große, ungenutzte Bauernhöfe könnten verwendet werden.

Eine Jugendherberge, ein Schullandheim und einen Optiker fänden die Studenten schön. Wohnraum für Auszubildende und Studenten sehen sie in einer Umnutzung der Flüchtlingsunterkunft. Senioren könnten nach Ablauf der Lizenz für das Seniorenheim in einem Neubau in Wohngemeinschaften leben. Sechs unbebaute Grundstücke an der Erlenstraße könnten laut Studie dafür in Frage kommen. Sieben unbebaute Grundstücke an der Eichelbrunnstraße seien geeignet für eine Blockbebauung für junge Familien.

Das leer stehende alte Bahnhofsgebäude könnte nach Meinung der Studenten zu einem Treffpunkt für Jung und Alt werden, vielleicht in Form eines Cafés. Dazu müsste es aber erst einmal barrierefrei gemacht werden. Zudem schlagen die Studenten den Bau eines eines Seniorenspielplatzes vor. Das Rathaus, gebaut 1966, platzt aus allen Nähten. Als alternativer Standort wurde ein Grundstück gegenüber des Alten Wirts vorgeschlagen. Das alte Rathaus könnte für die Schule, die Mittagsbetreuung, als Vereinsheim, Gemeindebücherei oder Geschäftsräume genutzt werden. Die Infrastruktur für Fußgänger und Radfahrer stuft die Studie als sehr gut ein. Firmen könnten durch überdachte Stellplätze aber ihr Personal noch besser zum Umstieg aufs Rad motivieren.

© SZ vom 16.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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