Vorerst keine Raumprobleme:"Wir freuen uns auf das G 9"

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Die Schulleiter im Landkreis begrüßen die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium. Andrea Bliese mahnt aber, dass der Einstieg stimmig sein müsse - noch sei "viel zu viel" nicht geklärt

Von Gudrun Regelein, Landkreis

Nach langem Streit ist es nun entschieden: In Bayern werden die Gymnasiasten in Zukunft wieder nach neun Jahren ihr Abitur machen können. Oder wahlweise - auf der sogenannten Überholspur - bereits nach acht Jahren. Über das Ende des oftmals kritisierten "Turbo"-Abiturs werden sich vor allem Schüler und Eltern freuen. Aber auch Lehrer und Schulleiter im Landkreis sowie Politiker begrüßen die Rückkehr zum G 9. Bereits jetzt aber wird diskutiert, wie diese Reform gestaltet werden kann.

Grünen-Stadträtin Susanne Günther beispielsweise erkundigte sich bereits im März in einer Anfrage im Kulturausschuss, welche "baulichen und haushalterischen Anforderungen" nun auf Freising zukämen. Seitens der Verwaltung hieß es dazu, die Ausgestaltung des neuen G 9 sei noch unklar - frühestens im Jahr 2024/2025 werde es zum ersten Mal wieder eine 13. Jahrgangsstufe geben. Das G 9 werde aber sicher auf die gesamte Schullandschaft Auswirkungen haben: beispielsweise bei der Ganztagesbetreuung, wenn zukünftig der Nachmittagsunterricht wieder wegfalle. Konkrete Aussagen seien derzeit noch nicht möglich - es müsse abgewartet werden, für welche Schulart sich die Eltern und ihre Kinder in den kommenden Jahren entscheiden.

Nicole Storz, die das Josef-Hofmiller-Gymnasium in Freising leitet, befürchtet zumindest keine Raumprobleme. Die Schülerzahl an ihrer Schule sei in den vergangenen Jahren von über 1000 auf derzeit 824 gesunken - ob sich zukünftig wieder mehr Familien für das Gymnasium entscheiden werden, sei "reine Spekulation". "Bis es wieder eine erste 13. Jahrgangsstufe gibt, dauert es noch neun Jahre", sagt sie. Wichtig für Storz wäre es, wenn das Kultusministerium nun bald mitteilen würde, wie die neuen Lehrpläne ausschauen werden. "Das ist gerade für die Mittelstufe wichtig", sagt sie. Bis zum Start im Schuljahr 2018/2019 bleibe noch über ein Jahr Zeit, für Storz ist das "machbar, aber sportlich".

Er sehe "keinen Druck für die Gymnasien, sagt Manfred Röder, Leiter des Domgymnasiums Freising. Er habe schon einmal die Räume durchgezählt, da werde es keine Probleme geben, berichtet Röder. "Mir ist nicht bange, das können wir handeln - auch mit der Überholspur." In der Unterstufe stehe diese noch nicht zur Debatte, sondern erst in der Mittelstufe - dort könne die elfte Klasse übersprungen werden. "Das bedeutet, dass wir, bis die ersten Schüler betroffen sind, noch vier bis fünf Jahre Zeit haben", sagt er. "Ich denke, dass sich die Veränderungen bis dahin realisieren lassen." Im kommenden Schuljahr werde der neue Lehrplan plus eingeführt. Das neue G 9 bedeute für die fünften Klassen dann keine großen Veränderungen mehr - denn schon jetzt sei beispielsweise für die Fünftklässler kein Nachmittagsunterricht vorgesehen, eines der großen Ziele der Reform.

Auch Franz Vogl, der das Oskar-Maria-Graf-Gymnasium in Neufahrn leitet, fürchtet bei der Umsetzung keine Probleme. "Wir freuen uns auf das G 9", sagt er. Im Neufahrner Gymnasium müssten keine zusätzlichen Klassen gebildet werden, auch die Räume seien derzeit ausreichend, berichtet er. Ein Raumproblem werde es frühestens in acht oder neun Jahren geben. "Wenn überhaupt. Aber ich bin kein Prophet." Er hoffe aber, dass nun bald der neue Lehrplan für die sechsten und siebten Klassen kommen wird, fügt Vogl noch hinzu.

Karolina Hellgartner, Leiterin des Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasiums in Moosburg, ist sich sicher, dass "zumindest alle Grundvoraussetzungen für ein G 9 passen". Aber auch sie wünscht sich bald ein zukunftsfähiges Konzept. "Das natürlich mit Inhalt - gerade auch im Bezug auf die elfte Jahrgangsstufe - gefüllt werden muss." Über die Überholspur aber mache sie sich derzeit noch keine Gedanken, diese sei erst in einigen Jahren spruchreif, sagt Hellgartner. "Und dann wird man sehen, wie viele Schüler sich dafür interessieren." Viele Eltern der zukünftigen Fünftklässler hätten Bedenken, ihr Kind werde als erster Jahrgang im "neuen" G 9 zum Versuchskaninchen, erzählt dagegen Andrea Bliese, Leiterin des Camerloher-Gymnasiums in Freising. Sie hadert damit, dass die Einzelheiten noch nicht bekannt seien - beispielsweise wie der neue Lehrplan aussehen oder welche Bücher es geben werde, sagt Bliese. "Viel zu viel ist noch nicht geklärt." Auch befürchtet sie, dass die Zeit bis zum Beginn des G 9 nicht ausreichen werde: Der Einstieg in das neue G 9 aber, betont Andrea Bliese, müsse stimmig sein.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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