Vorausschauend planen:Ganz neue Perspektive

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Bezahlbarer Wohnraum ist knapp im Landkreis Freising. Der Bau von Flüchtlingsunterkünften bietet jetzt die Chance, daran etwas zu ändern. Doch dafür müssen Investoren und die Kommunen kooperieren

Von Katharina Aurich, Freising

Der Bau von Flüchtlingsunterkünften bietet derzeit die Chance, im Landkreis Freising langfristig bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Allerdings werden dies nicht Container sein, die nur auf eine Nutzungsdauer von zehn Jahren angelegt sind, sondern Bauten aus Holz, wie sie jetzt zum Beispiel in Langenbach am Ortsrand oder in Zolling hinter dem Supermarkt entstehen. Die Gebäude dieser Investoren sind hochwertiger als Blechcontainer. Die Mietverträge für die Flüchtlingsunterkunft laufen allerdings nicht länger als zehn Jahre. Dabei stehen die Bauten wesentlich länger - können also auch noch genutzt werden, wenn dort keine Flüchtlinge mehr leben.

Was in zehn Jahren damit passiere, sei noch unklar, sagt Andreas Adldinger, Bauunternehmer aus Kranzberg, der gemeinsam mit dem Freisinger Architekten Reinhard Fiedler die Flüchtlingsunterkunft in Langenbach errichtet hat. Zu den Kosten wolle er sich nicht äußern. Das Gebäude sei auf jeden Fall so konzipiert, dass es später mit wenig Aufwand als Studentenwohnheim, zu Sozialwohnungen oder auch für eine andere öffentliche Nutzung umgebaut werden könne. "Die wirtschaftlichen Rahmendaten sind so günstig, dass wir mit unserem Gebäude auf eine langfristige Nutzung spekulieren", sagt Adldinger.

Voraussetzung dafür sei natürlich eine Kooperation und gute Partnerschaft mit der Gemeinde Langenbach. "Wir haben bereits einige Ideen, was man nach zehn Jahren mit dem Gebäude machen könnte", berichtet er. Ähnliche Überlegungen haben auch den Unternehmer Stefan Perwanger dazu bewogen, in Zolling gemeinsam mit dem Architekten Robert Kern zwei Wohnhäuser in Holzständerbauweise für 150 Menschen zu bauen. Auch er hat lediglich einen Mietvertrag über zehn Jahre und von der Gemeinde eine Ausnahmegenehmigung für den Betrieb einer Flüchtlingsunterkunft für diesen Zeitraum.

Perwanger geht jedoch davon aus, dass das Gebäude langfristig genutzt werden kann und die Gemeinde und das Landratsamt das auch genehmigen werden. Er hat aber vorgesorgt. Die Gebäude seien so konzipiert, dass sie abgebaut und an einer anderen Stelle wieder aufgebaut werden könnten, sollte die Kommune einer Nutzungsänderung der Gebäude an dieser Stelle nicht mehr zustimmen.

Eva Dörpinghaus, Presssprecherin des Landratsamtes bestätigt, dass es von den Kommunen abhänge, ob sie einer Nutzungsänderung der Flüchtlingsunterkünfte in Sozialwohnungen oder Studentenwohnungen zustimmen würden. Für die Flächen im Außenbereich wie in Langenbach und Zolling müsste ein Bebauungsplans aufgestellt und der Flächennutzungsplan geändert werden. Langenbachs Bürgermeisterin Susanne Hoyer ist optimistisch, dass das Landratsamt und der Gemeinderat dem in zehn Jahren auch zustimmen werden. Allerdings stellt sich Susanne Hoyer eine "gesunde Mischung" aus Sozialwohnungen und Studenten WGs vor, um eine Gettobildung zu verhindern. Die Bürgermeisterin bringt aber noch eine andere Möglichkeit ins Spiel, denn die Kommunen könnten schon jetzt dafür sorgen, dass Sozialwohnungen im Ort gebaut werden.

Ähnlich wie beim Einheimischenmodell könnten kommunale Grundstücke etwas unter dem üblichen Marktpreis an Investoren verkauft werden. Mit ihnen würden Bedingungen für die Nutzung und Miethöhe vereinbart. Allerdings sei dies bauplanungsrechtlich wesentlich komplizierter als eine Flüchtlingsunterkunft zu errichten. Leider verfüge Langenbach nicht über ein Grundstück im Ort, um ein solches Vorhaben zu verwirklichen, aber immerhin entstünden in Langenbach mehrere Geschossbauten mit Mietwohnungen und Gemeinschaftsflächen, sagt die Bürgermeisterin.

Beim Bauunternehmer Adldinger haben inzwischen schon viele Kommunen angefragt, ob er auch bei ihnen eine Flüchtlingsunterkunft in Holzständerbauweise errichten würde. Aber Mitvertrag mit einer Dauer von nur zehn Jahren sei ihm zu unsicher, sagt er. Er benötige für eine Investition der Größe wie in Langenbach zumindest die mündliche Zusage, dass das Gebäude auch später genutzt werde. Diese Frage stellt sich in Kirchdorf nicht, da der Unternehmer, der dort seine Container für Flüchtlinge im Außenbereich aufstellt, von vornherein nur mit einer Nutzungsdauer von zehn Jahren rechnet. Danach ist die Investition abgeschrieben.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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