Von regionaler Bedeutung:"Wir sind die Rettung"

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Hell und freundlich sind die Räume in der psychosomatischen Tagesklinik im Freisinger Krankenhaus gestaltet. (Foto: Marco Einfeldt)

Seit Mai betreibt das Klinikum Freising eine psychosomatische Tagesklinik. Laut Geschäftsführer sind bereits alle Plätze ausgebucht. Entsprechend stolz gibt man sich beim offiziellen Rundgang

Von Gudrun Regelein, Freising

"Mein Inneres" - so hat ein Patient sein Bild betitelt, das an der Wand des Kunsttherapieraums hängt. Verschiedenfarbige Masken hat er darauf gemalt, daneben stehen die Wörter Wut, Trauer und Angst. Die Kunsttherapie ist ein Angebot in der neuen psychosomatischen Tagesklinik am Klinikum Freising. Bereits im Mai hat diese ihre Arbeit aufgenommen, am Mittwoch wurde sie nun offiziell eingeweiht.

Der Bedarf für eine psychosomatische Tagesklinik sei da, betonte Geschäftsführer Andreas Holzner bei der Begrüßung. Bereits einen Monat nach dem Start seien alle zehn Plätze belegt gewesen. "Die psychosomatische Tagesklinik ist nicht nur für das Klinikum von Bedeutung, sondern für alle Menschen in der Region." Mit ihr wurde eine Lücke geschlossen, denn bislang gab es noch kein teilstationäres Angebot mit Schwerpunkt Psychotherapie im nördlichen Oberbayern, sagte Holzner.

Den Wunsch nach einer Tagesklinik habe es bereits seit langem gegeben, schon 2005 wurde dieses Projekt angekündigt, berichtete Chefarzt Bruno Schröder. Nun endlich habe man zum stationären Behandlungsangebot eine sinnvolle Ergänzung. Die Patienten - der jüngste ist gerade einmal 17 Jahre alt, der älteste zählt 80 Jahre - besuchen von montags bis freitags die Therapien, die Dauer der Behandlung erstreckt sich von vier bis hin zu acht Wochen. Vorteil der Tagesklinik sei, dass eine intensive stationäre Psychotherapie stattfinden könne - ohne dass der Patient sein gewohntes soziales Umfeld verlassen müsse. "Wir wollen gemeinsam mit ihnen ihren Weg finden", erklärte Bruno Schröder. Dazu werden individuelle Therapiepläne mit den Patienten erarbeitet. Mit Sport, Kunstangeboten, Gruppen- und Einzelgespräche oder auch einem sozialen Kompetenztraining werden diese stabilisiert. "Wir wollen eine Verbesserung erzielen, wollen krankmachende Umstände verändern." Das Leben sei ein Kampf, philosophierte Schröder. "Den sollen sie möglichst konstruktiv aufnehmen können." Jeder müsse aber Eigeninitiative zeigen, sonst mache die Behandlung keinen Sinn.

Beim späteren Rundgang durch die Tagesklinik lobte Landrat Josef Hauner, der Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums, die "freundlichen Räume". Und tatsächlich ist hier, im ersten Stock des grünen Erweiterungsbaus des Klinikums, von Krankenhausatmosphäre kaum etwas zu spüren. Alles ist hell, die Behandlungsräume sind großzügig und farbenfroh gestaltet. In einem Raum liegen viele bunte Gymnastikbälle und Sitzkissen, in einem Regal befinden sich Spielfiguren, Tennisbälle und Rasseln. Hier findet die konzentrative Bewegungstherapie statt, bei der die Wahrnehmung und Bewegung als Grundlage des Handelns, Fühlens und Denkens genutzt werden. Gegenüber, im Sportzimmer, steht eine Tischtennisplatte. Im Gruppenraum sind blaubezogene Stühle kreisförmig aufgestellt. Hier, bei den Gespräche, erlebe mancher sein Leben aufs Neue, schilderte Bruno Schröder. Viele der Patienten hätten - gerade bei körperlichen Beschwerden ohne ausreichend erklärenden organischen Befund - einen langen Leidensweg hinter sich gebracht. "Für die allermeisten Patienten bedeuten wir die Rettung. Sie haben endlich jemanden gefunden, der für sie zuständig ist."

Es sei dem Geschäftsführer zu verdanken, dass das Projekt realisiert werden konnte, sagte Schröder. "Mein Team, das sehr gut zusammenarbeitet, ist für den Erfolg ausschlaggebend." Im Vorfeld war von leitenden Angestellten des Klinikums zu hören, es sei alleine der Initiative der Mitarbeiter zu verdanken, dass die Tagesklinik pünktlich im Mai an den Start gehen konnte. Bei der offiziellen Vorstellung wurde darüber nicht gesprochen.

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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