Von  Osseltshausen nach Mittelengland:Das Böse wird zur Kunst

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Der Osseltshausener Stahlbildhauer "Hex" zeigt noch bis November eine 14 Meter breite Originalnachbildung einer "JU 87" im Skulpturenpark von Burghley House in Mittelengland

Von Katharina Aurich, Au/Osseltshausen

In elf große Teile zerlegt war das Flugzeug aus Edelstahl, eine sieben Tonnen schwere Skulptur des Hallertauer Künstlers "Hex", im März auf einem riesigen Lastwagen nach England geschickt worden. Bis November ist das glänzende, 14 Meter breite Kunstwerk, eine Originalnachbildung einer JU 87, der sogenannten "Stuka", die Abkürzung für Sturzkampfflugzeuge, die im zweiten Weltkrieg von den Deutschen auch in der Luftschlacht gegen England eingesetzt worden waren, noch im Skulpturenpark von Burghley House bei Stamford in Mittelengland zu sehen.

Sieben Tonnen schwer ist die Originalnachbildung einer JU 87 des Osseltshausener Stahlbildhauers "Hex", die zurzeit in einem Skulpturenpark in Mittelengland zu sehen ist. (Foto: Privat)

Dann soll das glänzende Objekt zunächst als Leihgabe in den "Battle of Britain Memorial Trust," der zentralen englischen Gedenkstätte für den zweiten Weltkrieg, umziehen. Es wäre das erste Objekt aus Deutschland, das in dieses "Heiligtum der Briten", wie Hex sagte, aufgenommen würde.

"Down.Two.Earth." nennt der Künstler, der am liebsten im Arbeitsanzug mit seinem Schweißgerät unterwegs ist, die Skulptur des notgelandeten, schwer beschädigten Flugzeugs, das auf der linken Tragfläche liegt, die Nase im Boden, die Propeller nach hinten gebogen. Mit diesem großen Kunstwerk wollte der Künstler, dessen Edelstahl, Bronze- und Marmorskulpturen bereits bei zahlreichen Ausstellungen gezeigt wurden, seine Gefühle als Sohn einer Bäuerin aus dem Süden Münchens, "die mir als Kind lebhaft die tausend Bomber beschrieben hat, die den Himmel verdunkelten, die Luft mit Motorenbrummen erfüllten und München drei Tage lang brennen ließen", ausdrücken.

Er hat mit Schrott angefangen und aus Metallteilen monumentale Skulpturen zusammengeschweißt. Mittlerweile zählt der in der Holledau lebende Künstler und Bildhauer HEX zu den renommiertesten seiner Zunft. (Foto: Marco Einfeldt)

"Ich transformiere die Waffe zur Skulptur und somit das Böse zur Kunst", schilderte er. Der matt geschliffene Edelstahl verkörpere Wert und Ästhetik, er transformiere das Wertlose zu etwas Wertvollem, das Vergängliche werde unvergänglich, das Getarnte solle gesehen werden.

Zehn Tage lang hatte der Abbau und sechs Tage der Aufbau der Skulptur gedauert, ihren Wert schätzt der Künstler Hex auf 670 000 Euro. Im großen Park von Schloss Burghley House, in dem das Flugzeug nun in einer großen, Gras bewachsenen Mulde notgelandet ist, stand an dieser Stelle bereits 2015 ein Asteroid aus Edelstahl aus der Werkstatt des Hallertauer Künstlers. Allein schon das beeindruckende Schloss mit seinen 80 Zimmern sowie den zahllosen Events wie Reitsportveranstaltungen oder Konzerte, die die Adelsfamilie, der das Schloss sei 16. Generation gehöre, veranstalte, seien beeindruckend und zögen zahlreiche Besucher an, schildert Hex begeistert. Die Reaktion der Besucher auf seine Edelstahl-Stuka erlebe er leider nicht, aber im Internet kursierten in den unterschiedlichsten Foren und Blogs immer häufiger Fotos davon, berichtet der Künstler. Sein großer Wunsch sei nun, dass sich ein Käufer, vielleicht eine Organisation oder ein Verein, für die Skulptur finde, so dass sie dauerhaft in England bleiben könne. Dann werde er sein nächstes großes Edelstahlprojekt in seiner Werkstatt in Osseltshausen am Schweißgerät beginnen, erzählt Hex. Denn die "Perversion des Krieges" und diese in seinen Kunstwerken sichtbar zu machen, das lasse ihn nicht mehr los.

© SZ vom 12.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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