Volksfestrundgang der Stadträte:Eher gemütlich als spektakulär

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Die Freisinger Stadträte testen traditionell die Volksfest-Fahrgeschäfte, drei davon haben heuer kurzfristig abgesagt. Die Erkenntnis des Tages: Der OB ist beim "Hau den Lukas" ein Salatkopf, der Polizeichef eine Ente.

Von Johann Kirchberger, Freising

Dubiose Gegenstände waren zwar am späten Samstagnachmittag nicht zu entdecken, als sich Oberbürgermeister und Stadträte zum offiziellen Volksfestrundgang in der Luitpoldanlage trafen. Aber jede Menge verdächtiger Gestalten tummelte sich da. Bis auf Reinhard Fiedler nämlich hatte kein einziger Stadtrat eine Lederhose an. Sogar der Oberbürgermeister trug eine schwarze Hose zum Trachtenjanker. Höchstverdächtig, so etwas. Die Polizei musste freilich nicht gerufen werden, zum einen, weil die Frauen ihre Dirndl ausführten, zum anderen weil Polizeichef Ernst Neuner persönlich mitmarschierte, in Uniform versteht sich, schon um Präsenz zu zeigen.

Besonders lustig war die Truppe nicht drauf und wagemutig schon gleich gar nicht. Es ging schon damit los, dass Erich Bröckl seinen Haifisch-Luftballon, hinter dem sich die Teilnehmer versammeln sollten, Bürgermeisterin Eva Bönig überließ, wodurch der eher schmächtige Volksfestmanager trotz seines kräftigen Schnauzbarts im Gewimmel kaum noch auszumachen war. OB Tobias Eschenbacher war am ersten Schießstand gleich in der Pool-Position und ließ nichts anbrennen. Jeder Schuss ein Treffer wurde gemeldet. Begeistert darüber legte er noch eine zweite Serie nach, war nun aber lange nicht mehr so erfolgreich.

Nachdem die Achterbahn Kobra, das Überkopf-Karussell Flash und eine Riesenschaukel aus unterschiedlichen Gründen kurzfristig abgesagt hatten, musste Bröckl improvisieren und so ist der "Bayernstar" heuer das vielleicht "gefährlichste" Fahrgeschäft. Eine Art Kettenkarussell, das auf und nieder fährt. Da wollten nur Neuner und Fiedler mitfahren, der Rest schaute lieber zu. Über die Absagen war Erich Bröckl regelrecht verzweifelt. Mit den Leuten von der Achterbahn habe er drei Jahre lang verhandelt, sagte er. Natürlich habe er unterschriebene Verträge auf dem Schreibtisch liegen, natürlich müssten die Schadenersatz leisten, "aber das hilft mir alles nichts, sie sind nicht da", klagte er.

Dafür gibt es heuer gefühlt ein paar Fressbuden mehr. Die Freisinger machen anscheinend einen ausgehungerten Eindruck. Beim Büchsenwerfen erwies sich der OB dann erneut als treffsicher, doch eine Büchse blieb auch bei ihm stehen, was aber zweitrangig war, denn seine Frau Nergiz bekam ob dieser Leistung trotzdem einen Teddybären geschenkt. Dafür verteilte Tobias Eschenbacher im Gegenzug Lebkuchenherzen mit der Aufschrift "Gruß aus Freising" und später gab es noch Wäscheklubberl mit der Aufschrift "Freisinger Volksfest", damit auch jeder wusste, wo er war.

Beim Kamelrennen kam der OB nur unter ferner liefen ins Ziel. Sieger in Runde eins war Peter Geiger, in Runde zwei hatte Fiedler das schnellste Kamel. Statt nun ins "Tropicaltrip" zu drängen, eine Art Kirtahutschn, machte die erschöpfte Runde lieber Kaffeepause. Der traditionelle Schneeexpress heißt heuer "Petersburger Schlittenfahrt" und da gaben OB und Stadträte ihre Zurückhaltung auf und stürzten sich fast alle todesmutig in die Wagen. Was tut man nicht alles für die Fotografen.

Das nächste Fahrgeschäft ließ überhaupt keiner aus, es war das Weißbierkarussell aus dem Zillertal. Erstens dreht sich das ganz langsam und zweitens gab es für jeden einen "Pfiff". Getestet wurde danach das Riesenrad, das heuer ganz klein, weil historisch und nur aus Holz ist. Beim "Hau den Lukas" brachte es Eschenbacher immerhin bis zum Salatkopf, Richard Grimm und Polizeichef Neuner erwiesen sich als Enten. Nur Robert Zellner von der Freisinger Stadtverwaltung war kräftig genug, um das Eisen bis zum "Athlet" zu treiben.

Eine kleine Panne gab es dann zum Abschluss, denn weil beim Rundgang recht gebummelt wurde, waren die reservierten Plätze im Festzelt längst besetzt. So ist das eben, Pech gehabt. Doch Erich Bröckl, der in seinem vorletzten Jahr als Volksfestmanager schon Ärger genug hatte, alarmierte den Festwirt, der es irgendwie schaffte, die Promitruppe umzudirigieren und ihr doch noch zu Bier und Hendl zu verhelfen. Wo ein Wille ist, sind auch zwei freie Tische. Selbst am Samstagabend im Festzelt.

Fazit: Das Freisinger Volksfest hat heuer keine so spektakulären Fahrgeschäfte wie sonst und ist ein ganzes Stück gemütlicher. Aber das tut nichts zur Sache. Das Festzelt ist voll, Bier und Brotzeiten schmecken und die Blasmusik spielt unentwegt ein "Prosit der Gemütlichkeit". Herz, was willst du mehr.

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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