Vogelzählung:Die Meise macht sich rar

Lesezeit: 2 min

Bei der "Stunde der Wintervögel" im Januar haben die Helfer mehrere Hundert Tiere weniger gezählt als im Vorjahr

Von Petra Schnirch, Freising

Ende Dezember hatte Hans-Jürgen Unger noch befürchtet, dass sich deutlich weniger Leute an der "Stunde der Wintervögel" beteiligen würden als in den Vorjahren. Wegen des milden Wetters sei der Andrang an den Futterhäuschen zunächst ausgeblieben, sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende des Landesbunds für Vogelschutz (LBV). Im Wald habe es beispielsweise viele Bucheckern gegeben. Die Situation änderte sich zu Beginn des neuen Jahres, als die Temperaturen in den Keller fielen. Bei der traditionellen Zählung vom 6. bis zum 8. Januar machten dann doch 532 Vogelfreunde mit, mehr als 2016 (464). Dennoch sichteten sie weniger Tiere (13 943) als im Vorjahr (14 243). Vor allem bei den Meisen registrierte der LBV auch im Landkreis einen starken Rückgang.

Die Kohlmeise rutscht mit 1468 gemeldeten Exemplaren (2016: 1873) von Rang zwei auf Platz vier ab - dies entspricht dem bayernweiten Trend. Die Blaumeise verteidigt zwar Position fünf, liegt mit 940 Sichtungen aber ebenfalls unter dem Wert des Vorjahrs (1151). Den Spitzenplatz verteidigt hat im Landkreis der Feldsperling (2805 Exemplare), der Haussperling oder Spatz rückt von der dritten an die zweite Stelle (2096) vor der Amsel (1992). Einen Grund für den Rückgang bei den Meisen sieht Unger im feuchten Sommer 2016. Das schlechte Wetter habe sich auf den Bruterfolg ausgewirkt. Offenkundig sind aber auch sehr viel weniger Zugvögel aus dem Norden Europas in die Region gekommen. Lediglich 85 Erlenzeisige, eigentlich fleißige Futterhausbesucher, haben die Freisinger diesmal entdeckt, vor einem Jahr waren es 592. Vermutlich wegen des milden Winterbeginns blieben sie aus, wie Unger sagt.

Mit dem Ergebnis der Wintervogel-Zählung könne man in Freising insgesamt "halbwegs zufrieden" sein, bilanziert Unger. Leider aber habe die Zahl der Vögel insgesamt abgenommen. Er hofft, dass sich die Meisenpopulation wieder erholt, hier müsse man abwarten, solche Schwankungen seien nicht ungewöhnlich. Bei den Amseln sei dies geglückt, der Bestand sei wieder deutlich nach oben gegangen. 2014 hatte er sich wegen eines Virus stark verringert. Die Zahl der gesichteten Amseln ist diesmal im Vergleich zum Vorjahr gleich um über 500 gestiegen. Auch die Spatzen-Welt ist im Landkreis noch in Ordnung. Während der Haussperling in Großstädten, obwohl eigentlich ein Siedlungsbewohner, seltener wird, kommt er in Freising in über 50 Prozent der Gärten vor. Hauptproblem sei, dass Haussperlinge aufgrund von Altbausanierungen kaum noch Nischen zum Nisten finden, erklärt Unger. In seinem Garten in Wolfersdorf dagegen tummeln sich, seit es kalt geworden ist, regelmäßig 50 Haus- und Feldsperlinge - sie wohnen in einer dichten Thujenhecke in der Nachbarschaft.

Eine bedenkliche Entwicklung werde bei der "Stunde der Wintervögel" nicht dokumentiert, sagt Hans-Jürgen Unger: Die Zahl der Feldvögel sei den vergangenen zehn Jahren um bis zu 65 Prozent zurückgegangen. Viele von ihnen sind Zugvögel, werden bei der Erhebung im Januar also nicht erfasst.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: