Vielseitig:Ausbildungen mit Perspektive

Lesezeit: 2 min

Viele Branchen haben mit Vorurteilen zu kämpfen, für die Betriebe ist es besonders schwer, Azubis zu finden. Junge Leute erzählen, warum sie sich trotzdem für eine Lehrstelle in Spedition, Lager oder Hotel entschieden haben

Von Thilo Schröder, Freising

Vor allem im kaufmännischen, handwerklichen und gastronomischen Bereich finden viele Ausbilder im Landkreis derzeit kaum Nachwuchs. Das zeigt eine Statistik der Freisinger Arbeitsagentur. Dutzende Ausbildungsplätze bleiben dort jedes Jahr unbesetzt. Auszubildende wie Merve Kalemti, Lukas Adelsperger und Janina Polzin können dahingehend als Hoffnungsträger ihrer Branchen gelten. Sie haben sich für eine Ausbildung als Speditionskauffrau, Fachlagerist und Hotelfachfrau entschieden und sind mit der Wahl sehr zufrieden. Außerdem räumen sie mit Klischees hinsichtlich mangelnder Perspektiven in diesen Berufen auf.

Einen besseren Ausbildungsplatz hätte sich Janina Polzin wohl nicht wünschen können. Schloss Hohenkammer, ein Tagungszentrum und Hotel mit eigenem landwirtschaftlichen Bio-Gut, dort absolviert die 20-Jährige seit einem Jahr ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau. Zu verdanken hat sie das nicht nur vorherigen Erfahrungen in der Branche. Dort gibt es derzeit viele attraktive Ausbildungsplätze - bei überschaubarer Konkurrenz.

"Sehr viel gelernt" habe sie schon über Housekeeping, Abläufe in der Küche, im Restaurant und im Büro. Telefonieren, Events verkaufen, Angebote erstellen - Polzin zählt die Arbeitsinhalte auf. Über den Schichtdienst sagt sie: "Man merkt gar nicht, dass Wochenende ist." Frei habe sie dann eben an anderen Wochentagen. Mit 14 Jahren habe sie erstmals in der Gastronomie gearbeitet.

Absolventen stünden viele Wege offen: "Man kann bei guter Ausbildung auch ins Ausland, auf ein Schiff oder in ein großes Hotel." Dass für ein erfolgreiches Erwerbsleben der Gang aufs Gymnasium notwendig sei, wie manche behaupten, stellt sie in Abrede: "Man braucht kein Abitur, wenn man eine gute Ausbildung hat." Neben beruflichen Aspekten kann ein gutes Arbeitsklima ausschlaggebend für die Berufswahl sein. Er schätze den offenen und ehrlichen Umgang unter den Kollegen, sagt Johann Apfel, Azubi im zweiten Lehrjahr als Kaufmann für Logistikdienstleistungen bei der Heinz Logistik GmbH. "Das können die wenigsten meiner Freunde behaupten."

Merve Kalemti befindet sich derzeit im dritten Lehrjahr ihrer Ausbildung als Speditionskauffrau beim Neufahrner Speditionsdienst Kochtrans Patrick G. Koch. "Ziemlich abwechslungsreich" sei das, so die 20-Jährige. Sie lerne, "mit Kunden klarzukommen und mit Stress umzugehen", die Ausbildung habe ihr Selbstbewusstsein gestärkt. Aufträge erfassen und Paletten buchen seien tägliche Aufgaben. Im Mai wird Kalemti ihre Ausbildung abschließen. Azubi-Kollegin Tatjana Monteiro Pesqueira ist im ersten Lehrjahr. Die 18-Jährige betont die soziale Seite des Berufs: Sie könne mit ihrer Arbeit "den Kunden helfen", Fragen klären oder Probleme beheben. Die Ausbildung zu Ende führen werde sie "auf jeden Fall", auch eine Weiterbildung könne sie sich vorstellen.

Als angehender Fachlagerist beim Elektro-Fachgroßhandel Martin Hartl in Freising rechnet sich Lukas Adelsperger gute Chancen aus. Die Branche habe eine große Zukunft, sagt der 16-Jährige, der Münchner Flughafen biete viele Arbeitsplätze. Nach einem Lehrjahr weiß er, wie der Ein- und Ausgang von Waren abläuft und wie das Kommissionieren, also Verpacken, funktioniert. Nach der Ausbildung hat er die Option, Lagermeister zu werden.

Johanna Ziegltrum ist beim selben Unternehmen einen anderen Weg gegangen. Die 23-Jährige hat 2016 ihr duales Studium als Handelsfachwirtin abgeschlossen, wurde danach übernommen. Davor hatte sie die FOS nach dem Realschulabschluss besucht. In 34 Monaten habe sie gleich drei Abschlüsse erworben: Kauffrau Groß- und Außenhandel, Ausbilderin für Azubis und besagte Handelsfachwirtin. Ihre Entscheidung legt sie auch anderen ans Herz: "Man hat viele Chancen, ist mit Anfang 20 noch jung, hat keine Zeit verloren."

© SZ vom 30.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: