Viele Ideen und Wünsche:Faire Feuerwehrhelme

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Talkrunde zeigt viele Facetten des nachhaltigen Lebens auf

Von Angie Fuchs, Freising

Ein lauer Sommerabend, ein kühles Radler - so konnte man es aushalten. Vor dem Furtnerbräu waren am Donnerstagabend deshalb so ziemlich alle Plätze belegt. Drin, im Veranstaltungsraum, hätten noch ein paar Besucher Platz gehabt. Rund 25 Interessierte waren zu der Talkrunde "Nachhaltig Leben in Freising" gekommen, zu der das Katholische Kreisbildungswerk im Rahmen der Umwelttage eingeladen hatte. Lokale Akteure, die sich auf verschiedenste Weise für Nachhaltigkeit einsetzen, zeigten die vielen Facetten und Ansatzpunkte des Themas auf.

"Unser Ansatz ist nicht ganz unten, sondern bei Studenten und Akademikern", sagte Joachim Hamberger, Vorsitzender des Vereins für Nachhaltigkeit. Durch Publikationen und Aktionen versuche man, "in die Köpfe einzudringen" - gerade in die Köpfe von Menschen, "die später mal an den Schaltstellen der Macht sitzen". Den Verein selbst sieht er als "ideengeschichtliches Fundament" zum Thema Nachhaltigkeit.

Der Verein Freisinger Land sei 1999 gegründet worden, um Landwirte und Handwerker aus der Region zu stärken, erzähle Vorsitzender Matthias Maino. Nach "harten Durstjahren" laufe es jetzt recht gut. Dennoch müsse jeder einzelne sein Konsumverhalten dringend hinterfragen: "Immer mehr investieren in tote Materie" - etwa in Autos und Straßen, statt in "lebende Materie". Er betonte, dass man die Regenerationsfähigkeit der Natur nicht überschätzen dürfe und dass man "sofort massiv handeln" müsste.

Man könne zwar keine Produkte aus der Region anbieten, sagte Monika Vogel, Vorsitzende des Weltladen-Trägervereins, "doch manchmal möchte man ja vielleicht auch etwas genießen, was nicht bei uns wächst, etwa Kaffee oder exotische Fruchtsäfte". Aber auch hier kann man sich für Nachhaltigkeit einsetzen. Die Weltladen-Bewegung lege Wert auf faire Löhne im Herkunftsland und darauf, dass die Produkte nachhaltig hergestellt würden.

Andrea Lachner, Leiterin des Gebrauchtwarenkaufhauses Rentabel, stellt das Caritas-Projekt vor: Dort haben Menschen in verschiedenen Problemlagen eine Beschäftigungsmöglichkeit mit pädagogischer Begleitung. Mit dem Kaufhaus wolle man Leute erreichen, die sich nichts Neues leisten können oder wollen. Zudem würde aus unverkäuflichen Kleidungsstücken Neues genäht und so Abfall vermieden. Man gebe auch Menschen, die von der Gesellschaft "entsorgt" worden seien, eine Zukunft, so Lachner. Ihre Kollegin Franziska Münch vom Etappe-Buchcafé betonte, dass alle Projekte im Haus mit Nachhaltigkeit zu tun hätten und hofft nun auf Kooperationen, etwa mit dem Wertstoffhof.

Kooperationen werden auch bei Günther Sesselmann, Inhaber des Ladens "Fashion and More", groß geschrieben. Vor drei Jahren habe er auf bio und fair umgestellt. Sein Sortiment reicht von Zahnbürsten aus Bambus bis zu T-Shirts aus Buchenholz-Garn. Eine aktuelle Kooperation gäbe es mit dem Camerloher Gymnasium: So führe er etwa den Crescendo-Holzverstärker, den das dortige P-Seminar "Wirtschaftsunternehmen" entwickelt hat.

Kornelia Schredl, Sprecherin der Agenda-21-Projektgruppe Faires Forum, erklärte, ihr "allergrößte Wunsch" sei derzeit eine Halbtagsstelle für eine Art Fairtrade-Koordinator für die Stadt. Man habe auch das Ziel, dass die Kriterien "bio, regional und fair" nicht nur für Kaffee und Getränke gelten, die bei Veranstaltungen der Stadt gereicht werden, sondern für all ihre Einkäufe. So könnte beispielsweise die Berufsbekleidung für die Feuerwehr entsprechend ausgewählt werden. Und sie fügt hinzu: "Im Zuge der Globalisierung haben wir alle eine Verantwortung."

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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