Verwaltung braucht Platz:Stadt wandelt Dienstwohnung in Büros um

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Bisher im Dachgeschoss des Freisinger Rathauses der Hausmeister, doch der geht demnächst in Ruhestand

Von Kerstin Vogel, Freising

Der Hausmeister des Freisinger Rathauses wird demnächst aus Altersgründen in den Ruhestand gehen. Seine bisherige Dienstwohnung im Dachgeschoss des Rathauses soll dann in Büros umgewandelt werden. So hat es der Finanzausschuss des Stadtrats am Montag beschlossen - doch ganz ohne Diskussionen ging diese Entscheidung nicht ab.

Denn die fragliche Wohnung hat immerhin vier Zimmer und ist hundert Quadratmeter groß. Wenn man diesen Wohnraum jetzt umwandele und damit zweckentfremde, dann tue man als Stadt etwas, was man privaten Eigentümern in der Innenstadt ansonsten untersage, protestierte Stadtrat Eckhardt Kaiser (Die Linke). So eine "Vorreiterrolle" dürfe die Stadt keinesfalls übernehmen", warnte er, da mache man sich unglaubwürdig.

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte) konnte diese Argumentation nicht nachvollziehen. Natürlich handele es sich hier nicht um eine Zweckentfremdung, sagte er. Die Wohnung im Rathaus sei zweckgebunden für ein Hausmeister-Ehepaar, ein solches werde es aber gar nicht mehr geben. "Das ist nicht mehr Usus. Heute machen so etwas Hausmeister-Pools." Die frühere "Residenzpflicht", also der Zwang, in einer Dienstwohnung zu leben, schränke die Personalauswahl heutzutage viel zu sehr ein. Auf der anderen Seite aber brauche man dringend neue Büros für die Verwaltung, betonte Eschenbacher, und auch Heidi Kammler (SPD) sorgte sich angesichts der Personalmehrung in der Stadtverwaltung mehr um das Wohl der Beschäftigten.

"Wir müssen unser Personal doch auch gut unterbringen", sagte sie - was Kaiser endgültig verzweifeln ließ. "Manchmal wundert mich hier drin gar nichts mehr," klagte er, "auch nicht, wie manche Sozialdemokraten argumentieren." Der Linken-Stadtrat warnte noch einmal, mit der Umwandlung von Wohnraum etwas zu tun, was man den "normalen" Bürgern verbiete, fand damit bei der Mehrheit im Ausschuss aber kein Gehör. Hubert Hierl (CSU) verwies stattdessen auf die Anstrengungen, die von der Stadt in Sachen sozialer Wohnungsbau an anderer Stelle unternommen würden.

Man dürfe jetzt nicht den Eindruck erwecken, als würde hier nicht genug getan, mahnte er - und stimmte wie die anderen für die Umwandlung der Hausmeisterwohnung in Büroflächen. Bis diese tatsächlich als solche genutzt werden können, wird allerdings noch ein wenig Zeit vergehen. Die Räume sind bis jetzt nicht mit der notwendigen Infrastruktur, also einer entsprechenden EDV-Verkabelung, ausgestattet, der Zuschnitt der Räume passt nicht und auch beim Brandschutz muss wohl nachgebessert werden. Den Auftrag hat das Hochbauamt jetzt erhalten.

© SZ vom 23.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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