Vertreterversammlung:Verhalten optimistisch

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Niedrige Zinsen machen Freisinger Bank zunehmend Sorgen

Von Maximilian Gerl, Freising

Die Worte an diesem Abend bei der Vertreterversammlung der Freisinger Bank sind sorgfältig gewählt. Moderat, qualitativ, kontinuierlich, sicher - solche Vokabeln fallen oft. 2015 war ein gutes Jahr, so lautet die Botschaft, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ein Jahr eben, das ganz in Ordnung war. Am Ende des Abends ist klar: 2016 könnte deutlich schlechter ausfallen.

Richard Bauer, Vorsitzender des Aufsichtsrats, sprach von einem "erfreulichen Ergebnis", das die Genossenschaftsbank im vergangenen Jahr erzielt habe, von einem gewohnt "moderaten, risikobewussten und qualitativen Wachstum". Tatsächlich haben sich viele Kennzahlen im Vergleich zu 2014 nur wenig geändert, die Freisinger Bank präsentiert sich stabil. Der Bilanzgewinn beläuft sich wieder auf etwa 1,5 Millionen Euro. Für alle Mitglieder der Genossenschaftsbank bedeutet das eine Dividende von 3,75 Prozent, insgesamt rund 212 000 Euro.

Zwar sank das Eigenkapital der Bank leicht von 5,7 auf 5,6 Millionen Euro. Das habe vor allem zwei Gründe, erläuterte Vorstand Reinhard Schwaiger. Zum einen habe man eine Betriebsprüfung im Haus gehabt, als Folge habe man Steuern nachzahlen müssen. "Ich sage mal salopp: Ein Finanzprüfer geht nicht, ohne etwas gefunden zu haben", scherzte Schwaiger. Der zweite Grund seien die niedrigen Zinsen. Die machen der Freisinger Bank zunehmend Sorge. Wenn die Zinsen zu lange zu niedrig bleiben, können Banken nicht mehr daran verdienen. Das ist auch für Sparer schlecht: Weil gleichzeitig die Preise steigen, wird ihr Geld weniger wert und die Verluste können sie nicht über Zinserträge ausgleichen. "Kann eine Bank ohne Zinsen funktionieren?", fragte Schwaiger, um gleich selbst zu antworten: Ja, sie kann. Wenn sie sich Mühe gibt. Einen Preiskampf mit anderen Kreditinstituten könne die Freisinger Bank nicht durchhalten. Stattdessen müsse sie ihr soziales Profil weiter schärfen: "Die Werte, die ein Unternehmen vertritt, sind bei vielen Menschen mehr und mehr im Vordergrund", sagte Schwaiger. Daher habe man bereits eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt. Im Laufe des Jahres wolle die Bank auch ihre Kunden und die Öffentlichkeit befragen.

Die Verantwortlichen bei der Freisinger Bank blicken verhalten optimistisch in die Zukunft. "Wir werden uns den Herausforderungen stellen, ja stellen müssen", sagte Richard Bauer. Um effizienter arbeiten zu können, wurde der Aufsichtsrat um einen Posten verkleinert: Michael Bauer schied nach 23 Jahren aus. Schlossermeister Hans Breitsameter und Martin Arzberger, Spezialist für Risikomanagement, wurden wiedergewählt. 2017 soll der Aufsichtsrat um einen weiteren Posten auf sieben Personen verkleinert werden. Seine erste Amtshandlung könnte der entlastete Aufsichtsrat schon kommende Woche vornehmen: Dann werden sich drei Bewerber als möglicher neuer Vorstand vorstellen. Seit Peter Thometzki im Februar aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, führt Reinhard Schwaiger alleine die Geschäfte der Freisinger Bank.

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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