Verhandlung am Landgericht:Jetzt spricht auch die zweite Tochter

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Im Prozess wegen sexuellen Missbrauchs gegen einen 47-jährigen Vater wird an diesem Freitag das Urteil erwartet

Von Alexander Kappen, Landshut/Freising

Der neu aufgerollte Prozess gegen einen 47-jährigen Familienvater aus Freising, der in der Zeit von 2007 bis 2008 seine damals 14-jährige Tochter sexuell missbraucht haben soll, geht dem Ende zu. Am Donnerstag wurden am Landshuter Landgericht die letzten Zeugen vernommen. Das Urteil wurde für diesen Freitag angekündigt.

Dem derzeit vom Dienst suspendierten Beamten wird vorgeworfen, seine älteste Tochter seinerzeit anlässlich einer Familienfeier in Heiligenstadt und in der gemeinsamen Wohnung in Freising insgesamt dreimal missbraucht zu haben. In einem Fall in Tateinheit mit Vergewaltigung. Im September 2015 war der Angeklagte von der sechsten Strafkammer des Landgerichts freigesprochen worden, weil den Richtern objektive Beweise für seine Schuld fehlten. Im Revisionsverfahren kassierte der Bundesgerichtshof das Urteil und verwies den Fall zurück ans Landgericht, wo sich nun die vierte Strafkammer unter Vorsitz von Richter Theo Ziegler damit beschäftigt.

Der Angeklagte weist alle Vorwürfe von sich. Unterdessen hat nun auch eine weitere, heute 19-jährige Tochter ihren Vater vor Gericht belastet. Die Vorwürfe, auch weitere Töchter missbraucht zu haben, stand bereits vor drei Jahren im Raum. Allerdings war aus diesen damals "nichts herauszubringen", wie der Vorsitzende Richter vor drei Jahren sagte. Im aktuellen Verfahren brach die 19-Jährige vergangene Woche nun ihr Schweigen und erhob schwere Vorwürfe gegen den Angeklagten.

Das ganze Verfahren war im Jahr 2014 ins Rollen gekommen, als die älteste, heute 25-jährige Tochter ihren Vater anzeigte. Als sich ihre jetzt bereits geschiedenen Eltern damals trennten, entschied sie sich zur Anzeige, weil sie nun nicht mehr fürchten musste, dadurch die Ehe zu zerstören. Die 25-Jährige tritt in der aktuellen Verhandlung als Nebenklägerin auf.

Am Donnerstag sagte in dem Prozess unter anderem eine Vertraute der Familie aus. Sie selbst habe von einem Missbrauch nichts mitbekommen, sagte die Frau, welche die älteste Tochter bereits seit dem Kindergartenalter kennt. Erst kurz nach deren 18. Geburtstag habe sie von der Frau des Angeklagten von den Missbrauchsvorwürfen erfahren. Die Tochter selbst habe ihr dann auch von dem Missbrauch erzählt, "ohne irgendwelche konkreten Handlungen zu schildern". Sie habe aus Rücksicht auf die Geschädigte auch nicht im Detail nachgefragt. Die Zeugin, die nach eigenen Angaben mit der Ex-Frau des Angeklagten befreundet war, bezeichnete ihren eigenen Umgang mit dem 47-Jährigen als "freundlich". Allerdings habe sie ihn "immer als sehr angespannt erlebt, er wirkte schon sehr autoritär".

Nachdem sich die älteste Tochter offenbart hatte, erhoben auch zwei weitere Töchter Anschuldigungen gegen den Vater. Die eingeleiteten Verfahren wurden von der Staatsanwaltschaft aber eingestellt. Auf Antrag des Verteidigers verlas der Richter die entsprechenden Verfügungen. In einem Fall wurden für die Einstellung "tatsächliche Gründe" angegeben, der Tatnachweise habe nicht geführt werden können.

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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