Verhandlung am Amtsgericht:Amateur-Betrüger am Werk

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Bauunternehmer soll gefälschte Überweisungen von insgesamt 15 000 Euro auf sein Privatkonto veranlasst haben

Egal wie die Verhandlung am Freisinger Amtsgericht an diesem Freitag ausgeht, eines ist schon jetzt gewiss: Das perfekte Verbrechen haben die beiden Angeklagten mit Sicherheit nicht begangen. Genau genommen sind sie sogar maximal stümperhaft vorgegangen. Ein 50-jähriger Bauunternehmer aus dem Landkreis Erding soll mit Hilfe eines gelernten Kaufmanns aus Norddeutschland, 48, drei Überweisungen über jeweils 5000 Euro auf sein Privatkonto veranlasst haben - ohne Berechtigung. Der Betrug musste auffliegen. Und das tat er auch.

Einer Angestellten der Freisinger Sparkasse wollte es nicht so recht einleuchten, warum ein Unbekannter "im Auftrag" eines Handwerksmeisters aus Langenbach einen Überweisungsträger unterschrieb. Die Frau fragte beim Kontoinhaber nach. Schnell stellte sich heraus, dass der nie eine entsprechende Vollmacht erteilt hatte. In den beiden anderen Fällen bei der VR-Bank in Taufkirchen-Dorfen flogen die beiden ebenfalls sofort auf. Der Betrugsversuch scheiterte kläglich. Ehe das Geld auf dem Konto des Bauunternehmers eingegangen war, ermittelte die Polizei.

Auf die legitime Frage nach der Sinnhaftigkeit der Unternehmung, die Richterin Karin Mey dem Bauunternehmer stellte, hatte dieser keine rechte Antwort parat. Nur soviel: "Mir hätte es bestimmt nichts genützt, weil ich das Geld nie hätte behalten können". Der 50-Jährige sieht die Schuld einzig und allein beim Mitangeklagten. Ungeschickt nur, dass die 15 000 Euro auf sein Privatkonto fließen sollten und dass der Bauunternehmer in der Vergangenheit mit allen drei geschädigten Privatpersonen bereits gerichtliche Auseinandersetzungen hatte. Die drei Bankverbindungen konnte nur er kennen. Den auf einen Gehstock gestützten Kaufmann aus dem Norden sahen die drei Geschädigten hingegen bei ihren Zeugenaussagen vor dem Amtsgericht zum ersten Mal.

Gleich am ersten Verhandlungstag nahm der an Tragikomik ohnehin nicht arme Prozess eine unerwartete Wendung. Auch der 48-jährige Norddeutsche sieht sich zu Unrecht auf der Anklagebank. Er sei über einen gemeinsamen Bekannten auf den Bauunternehmer in Erding aufmerksam gemacht worden. Man habe ihm eine Backoffice-Tätigkeit im Inkasso-Bereich in Aussicht gestellt. Angeblich hätte er für den Bauunternehmer Schulden eintreiben sollen. "Die Jungs da unten waren ein bisschen planlos", sagte der Mann. Seine Büroexpertise sei gefragt gewesen. Unterschrieben habe er die Überweisungen nur, weil er unter Druck gesetzt worden sei - was der Bauunternehmer wiederum energisch abstreitet. "Ich habe ihn nie mit einer solchen Tätigkeit beauftragt", sagte der Erdinger. Und überhaupt kenne er den Mann nur flüchtig.

Aus Sicht des Bauunternehmers war es ein bedauerlicher Zufall, dass er am 23. Dezember 2013 just in derselben Bank einen Stapel Überweisungen abholte, zu der sein mutmaßlicher Komplize fünf Minuten später die gefälschten Überweisungen brachte. Dokumentiert von einer Überwachungskamera für die Nachwelt. Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern gemeinschaftlichen Betrug vor.

© SZ vom 19.02.2016 / gsch - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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