Verärgerung über Staatsregierung:Kataster geplant zu Ultrafeinstaub

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Bürgerverein will mit Gemeinden Belastungen dokumentieren

Verärgert ist man beim Freisinger Bürgerverein (BV) über die bayerische Staatsregierung, die sich konsequent weigere, die Bevölkerung über die Ultrafeinstaubbelastungen (UFP) aufzuklären. So sei es völlig unverständlich, dass vor wenigen Tagen im Landtag mit den Stimmen der CSU erneut ein diesmal von der SPD beantragtes Monitoring ultrafeiner Partikel abgelehnt worden sei, sagte BV-Vorsitzender Reinhard Kendlbacher. Umso zufriedener zeigte er sich am Montag bei einer Mitgliederversammlung, dass mit der Stadt Freising, den Gemeinden Neufahrn und Hallbergmoos sowie dem Markt Wartenberg nun schon vier Kommunen selbst messen. Auf diese Weise wolle man ein UFP-Kataster entwickeln, mit dem die Belastungen durch die Abgaswolke des Flughafens in Abhängigkeit vom Wind dargestellt werden soll.

Die CSU, sagte Kendlbacher, wolle solche Messungen nicht, und flüchte sich in Ausreden, wonach zunächst einmal der UFP-Eintrag von Hausbrand, Industrie und Straßenverkehr untersucht werden müsse. Außerdem verweise die Regierungspartei immer wieder auf den sogenannten UFO-Plan am Frankfurter Flughafen, der sehe aber keine Messungen, sondern nur Modellrechnungen vor.

Die Messungen des Bürgervereins, hätten je nach Windrichtung und Entfernung zum Flughafen 20 000 bis 80 000 Partikel pro Kubikzentimeter ergeben. Am 20. September habe man an der neuen Realschule fast 22 000 Partikel gemessen, an der Montessorischule seien es fast 26 000 gewesen und am Gerhardinger-Kindergarten sogar über 27 000. Diese Messungen aber würden ignoriert und ihr Wahrheitsgehalt in Zweifel gezogen.

Der Bevölkerung im Flughafenumland werde zugemutet, mit den hohen Belastungen zu leben. Dringend müsse über eine Reduzierung der Flugbewegungen nachgedacht werden, forderte Kendlbacher, nur dann würden Lärm und Feinstaub abnehmen. Das aber werde konsequent unterlassen. Derzeit würden im Erdinger Moos täglich 500 000 Liter Kerosin verbrannt und dabei Trilliarden ultrafeiner Partikel ungefiltert freigesetzt.

Für den Bau einer dritten Startbahn sieht der Vorsitzende nach wie vor keinen Bedarf. Die Flugbewegungen stagnierten, bis zur Kapazitätsgrenze, laut Planfeststellungsbeschluss 480 000, sei noch genügend Spielraum. Kendlbacher erwähnte auch die sogenannten Großvaterrechte. Danach dürften Fluggesellschaften ihre Slots aus dem Vorjahr behalten, wenn sie diese im gleichen Umfang übernehmen. Um diese Rechte nicht zu verlieren, würden manche mit halb vollen Maschinen fliegen. Für Kendlbacher ein weiteres Indiz, dass es keinen Bedarf für einen Ausbau gebe. Die von Flughafenchef Michael Kerkloh erst kürzlich erneut aufgestellte Forderung nach dem Bau einer solchen sei absurd.

© SZ vom 26.09.2018 / ki - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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