Verärgerte Bürger:Zu viel, zu schnell

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Die Lerchenfelder fühlen sich vom Verkehr überrollt und werfen der Stadt Freising wie auch der Polizei Untätigkeit vor

Von Johann Kirchberger, Freising

Was die Lerchenfelder aufregt, das ist der Verkehr - speziell auf der Erdinger- und der Ismaninger Straße. Das wurde am Mittwochabend bei der Bürgerversammlung im Grünen Hof wieder einmal deutlich. Selbst die Zusicherung von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, im Frühjahr zu einem Verkehrsforum mit Fachleuten einzuladen, genügte einigen nicht. Es müsse sofort etwas passieren, hieß es, "um uns in Lerchenfeld das Leben erträglicher zu machen".

Mit der Aussage des Oberbürgermeisters, die Stadt habe alles geprüft, könne aus rechtlichen Gründen aber nicht überall Tempo-30-Zonen ausweisen, wollten sich die Zuhörer nicht zufrieden geben. Der Verkehr sei zu viel, das gefahrene Tempo zu hoch, es werde kreuz und quer geparkt, Querungshilfen und auch Ampelanlagen fehlten, hieß es immer wieder. "Wir wollen ruhig schlafen, sicher Radfahrer und Kinder über die Straße schicken können", wurde argumentiert. Die vor einem Jahr in der Erdinger Straße aus Lärmschutzgründen verhängte Geschwindigkeitsbegrenzung in den Nachtstunden sei praktisch verpufft. Jetzt werde wieder gefahren "wie die Sau". Es fehle an wirksamen Kontrollmaßnahmen, die Polizei sei nie da und die Stadt "schiebt immer nur weg und will prüfen".

Er dürfe nun mal keine rechtswidrigen Anordnungen treffen, verteidigte sich der OB ein ums andere mal. Das gelte sowohl für das gewünschte Lastwagen-Durchfahrverbot als auch für Geschwindigkeitsbegrenzungen. So etwas gehe nur in Wohngebieten und in wenigen Ausnahmefällen, etwa vor Schulen, Altenheimen und Kindergärten oder an Unfallschwerpunkten. Auf Hauptverkehrsstraßen habe der Gesetzgeber Tempo 50 angeordnet.

Auch den Vorschlag, die Erdinger- und Ismaninger Straße wechselseitig zu Einbahnstraßen zu machen, sah Eschenbacher eher skeptisch. Das schaffe neue Betroffenheiten, schnell würden sich Abkürzungen herausbilden. Der Oberbürgermeister widersprach zwar nicht, dass auch bei hohem Radleraufkommen ein Tempolimit ausgesprochen werden könne, aber auch das müsse geprüft und nachgewiesen werden. Es möge auch sein, dass die Radstreifen an der Ismaninger Straße ständig von Autos befahren würden, das sei aber in erster Linie eine Frage der Verkehrserziehung. Es sei "ein Wunder, dass da noch nichts passiert ist", sagte eine Teilnehmerin. Wenn Schnee falle, würden die Radwege ohnehin zugeschüttet, die Straße werde dann noch enger. Er werde jetzt der Bürgerinitiative Ismaninger Straße einen "rechtsmittelfähigen Bescheid" zusenden, kündigte Eschenbacher an, dann könne sie selbst eine Überprüfung in Gang setzen.

Als Anregung mitnehmen will er die Klagen über den Zustand am Lerchenfelder Stachus. Dort, wo der Bus halte, gebe es keine Querungshilfe, war kritisiert worden. Gleiches gelte für die Kulturstraße. Eine einzige Ampelanlage am Rabenweg sei zu wenig. Ein Verkehrskonzept müsse her, hieß es. Ein solches fehle aber nicht nur in Lerchenfeld, sagte Stadträtin Katrin Stockheim (FSM), das brauche man für ganz Freising, "ganz Freising wird überrollt". Zur Reduzierung des innerstädtischen Verkehrs - "da geht es ja auch um Klimaschutz" - forderte sie, verschiedene Wegeverbindungen so zu erschweren, dass Autos und Lastwagen wegblieben.

Auch was den Südostring, die geforderte Verlängerung des Südrings entlang der Autobahn zur ehemaligen B 11, betrifft, bat der OB um Zeit. Das müsse alles schon deshalb sorgfältig untersucht werden, weil immer neue Betroffenheiten entstünden. Der Turbokreisel an der Verbindung von der Schlüterbrücke zur Straße nach Hallbergmoos komme womöglich nicht, sagte Eschenbacher. Der Landrat verhandele gerade mit der Regierung von Oberbayern, ob nicht stattdessen doch ein vierspuriger Ausbau der Brücke erlaubt werde, auch wenn teilweise in das FFH-Gebiet eingegriffen werden müsse. Die Befürchtung, auf dem einst für Transgourmet vorgesehenen Areal könne ein anderer Betrieb mit hohem Lastwagen-Aufkommen angesiedelt werden, zerstreute der OB. "Da kommt ganz sicher kein Logistiker hin", sagte er.

Die einzige Wortmeldung, die sich nicht mit dem Thema Verkehr beschäftigte, kam von Maria Wittmann. Sie wünschte sich mehr Präsenz der Stadt gegen den Bau der dritten Startbahn. An allen Ortseinfahrten und am Bahnhof müssten Transparente und Schautafeln aufgestellt werden, forderte sie, damit sich die Auswärtigen fragten "was ist denn hier los". Auch das will der OB prüfen.

© SZ vom 23.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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