Unterstützung auch für Migrantenfamilien:Die Kinder im Blick

Lesezeit: 2 min

Die Erziehungsberatung der Caritas gibt es seit nunmehr 60 Jahren, der Zulauf ist enorm

Von Gudrun Regelein, Freising

Als die Erziehungsberatung der Caritas vor ziemlich genau 60 Jahren mit einer wöchentlichen Sprechstunde startete, betreuten die Mitarbeiter gerade einmal gut 40 Kinder im Jahr. Im vergangenen Jahr waren es bereits 750 Familien. "Wir haben sehr viele Anfragen. Mehr Anmeldungen, als wir zeitnah bearbeiten können", berichtet die Leiterin Bettina Erifiu-Wolf. Der am häufigsten genannte Grund für eine Beratung, nämlich Schwierigkeiten in der Schule, sei zwar in all den Jahren der gleiche geblieben. Aber inzwischen gebe es eine Vielzahl an Themen, mit denen sich ihr Team -neun Sozialpädagoginnen und Psychologen -beschäftigen müsse.

"Natürlich beobachten wir die gesellschaftlichen Entwicklungen, um darauf reagieren zu können", sagt Erifiu-Wolf. So habe die Beratungsstelle für die ständig steigende Zahl an Asylbewerbern und Migranten im Landkreis verschiedene Angebote entwickelt. Die "Muki international", eine Mutter-Kind-Gruppe in Attenkirchen, beispielsweise: Dort kümmern sich zwei Sozialpädagoginnen der Freisinger Caritas-Erziehungsberatungsstelle seit einigen Monaten intensiv um eine Gruppe afrikanischer Frauen mit ihren Babys und Kleinkindern.

"Zu Beginn haben die Frauen gar nicht verstanden, was wir von ihnen wollen", erzählt Erifiu-Wolf. Inzwischen hätten sich die Frauen aber geöffnet, stellten viele Fragen. Die Gruppe sei ein sinnvolles und wichtiges Angebot, denn zuvor habe es wegen Kleinigkeiten viele "kulturelle Crashs" gegeben - beispielsweise in der Kinderkrippe. Jetzt werde den Frauen vermittelt, wie sich Erziehung hier, in Deutschland, gestaltet, um Irritationen und Missverständnisse zu vermeiden.

"Vor allem die Kinder sind es, die uns am Herzen liegen", sagt Erifiu-Wolf. Viele würden hierbleiben, hätten eine Chance auf ein neues Leben. In der Gruppe "Guter Start in die Schule" werden deshalb Migrantenkinder in der ersten Klasse gefördert - unter anderem durch Sprachunterricht. Den Eltern wird erklärt, wie Schule in Deutschland funktioniert, dass beispielsweise erwartet wird, die Elternabende zu besuchen. In Moosburg können die Mütter als zusätzliches Angebot - während ihre Kinder diese Gruppe besuchen - an einem Deutschkurs nur für Frauen teilnehmen. Jüngere Kinder werden in dieser Zeit im Mütterzentrum betreut. "Der Zulauf ist unglaublich", berichtet Bettina Erifiu-Wolf.

Das Angebot der Beratungsstelle richtet sich aber an alle Familien, betont Erifiu-Wolf. "Unser großes Ziel ist, Familien möglichst zu erreichen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist." Eine Unterstützung bieten verschiedene Angebote der frühen Hilfe: Beispielsweise die ehrenamtlichen Familienpaten, die für einige Stunden junge Mütter entlasten. Das Angebot sei sehr nachgefragt, "die Warteliste ist lang, wir haben zu wenige Paten".

Eine sehr intensive Beratung, die zunehmend viel Zeit und Energie binde, sei die in Trennungs- und Scheidungssituationen, berichtet Erifiu-Wolf. Etwa 27 Prozent aller Kinder kämen alleine aus diesem Grund. Immer häufiger werde eine Beratung aber auch vom Gericht angeordnet, die Eltern müssten sich verpflichten, Kontakt zu einer Beratungsstelle aufzunehmen.

Oft gehe es um die Umgangsregelung oder auch um die Verbesserung der Kommunikation zwischen Mutter und Vater. Der Elternkurs "Kind im Blick", bei dem in Rollenspielen der Umgang geübt wird, oder Vätergruppen, die den Männern in einer "extremen Grenzsituation" neue Perspektiven aufzeigen wollen, sollen dabei helfen.

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: