Unruhe in Rudelzhausen:Idylle in Gefahr

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Initiative wendet sich gegen geplante Umgehung der B 301

Von Peter Becker, Rudelzhausen

Das Leben in der Gemeinde Rudelzhausen am Südrand der Hallertau ist eher beschaulich. Sie ist noch überwiegend ländlich geprägt. Der Siedlungsdruck, der im Süden des Landkreises Freising herrscht, ist zwar schon zu spüren, aber noch nicht ganz angekommen. Das Idyll ist aber in Gefahr. So sehen es jedenfalls die Mitglieder der Bürgerinitiative "B 301 - Zeit für Vernunft". Diese hatte sich gegründet, nachdem die Bundesregierung die große Umfahrung der Bundesstraße von Puttenhausen bis Enzelhausen in den vordringlichen Bedarf ihres Verkehrswegeplans aufgenommen hatte. Während der Bürgerversammlung im April hatten die Einwohner erstmals Gelegenheit, ihrem Unmut Luft zu verschaffen.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative fürchten, dass sich durch den Bau der Umgehungsstraße das Aussehen der Landschaft einschneidend verändern könnte. Sie bemängeln den Flächenverbrauch und dass der Ort in zwei Hälften zerschnitten werden könnte. Prinzipiell sperren sie sich nicht gegen eine Umgehungsstraße, allerdings bevorzugt die Bürgerinitiative die "kleine Lösung": in Enzelhausen, wo die Straßenführung sehr eng ist. Demgegenüber stehen die Befürworter der Umfahrung, die über den ständigen Verkehrslärm auf der viel befahrenen Straße und die Gefahren, die dort auf ihre Kinder lauern, klagen. Sie fürchten, dass insbesondere der Schwerlastverkehr weiter zunehmen könnte, insbesondere, wenn die dritte Startbahn am Flughafen im Erdinger Moos gebaut werden sollte. Die Gegner der Umfahrung halten indes das prognostizierte Verkehrsaufkommen für überzogen.

Stutzig hat die Gemeinderäte jüngst die Bauleitplanung der Stadt Mainburg gemacht, zu der sie in der letzten Sitzung des Jahres Stellung nehmen sollten. Im vorgelegten Plan ist im Gewerbegebiet von Puttenhausen eine gestrichelte Linie eingezeichnet, die auf eine Westtrasse der Umfahrung hindeuten könnte. Gegen diese Planung hat der Gemeinderat Bedenken erhoben. Der Gemeinde sei es wichtig, betont Bürgermeister Konrad Schickaneder, dass die Ergebnisoffenheit bei der Festlegung der möglichen Umgehungsstraße nicht beeinträchtigt werde. Es müsse auch eine östliche Umfahrung möglich sein.

Monate zuvor hatte sich der Rudelzhausener Ortsteil Tegernbach in Aufregung befunden. In kurzer Distanz zueinander sollten in einem Wohngebiet zwei soziale Unterkünfte entstehen. In dem einen, einem ehemaligen Geschäftshaus, sind mittlerweile Flüchtlinge eingezogen. Die Gemeinde hatte die Umwidmung des Gebäudes wohlweislich nicht angefochten. Das Landratsamt hätte das Einvernehmen der Gemeinde ersetzt. In unmittelbarer Nähe davon will eine Privatperson ein Heim für Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion errichten. Dagegen legte der Gemeinderat erfolgreich beim Münchner Verwaltungsgericht Protest ein. Dies hob einen entsprechenden Vorbescheid, in dem das Landratsamt das Einvernehmen der Gemeinde Rudelzhausen ersetzt hatte, wieder auf. In einer der letzten Sitzungen des ablaufenden Jahres verhängte der Gemeinderat über das betroffenen Areal eine Veränderungssperre.

© SZ vom 28.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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