Unmut in der Bürgerversammlung:Tempo 30 für Hohenbachern gefordert

Lesezeit: 2 min

Anton Glasl mahnt seit Jahren an, dass in dem Ortsteil zu schnell gefahren wird. Geholfen hat es nichts

Von mark geiger, Hohenbachern

Unmut ist aufgekommen bei der jüngsten Bürgerversammlung in Hohenbachern. Im Schützenhaus saßen knapp 100 Bürger mit Vertretern der Stadt Freising, Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher und Städteplanern zusammen. Streitpunkte waren eine Geschwindigkeitsbegrenzung der Hauptstraße auf 30 Kilometer pro Stunde und ein neuer Plan für die Ortsentwicklung.

Anton Glasl war bei der Sitzung dabei, der Antrag auf die 30er-Zone geht seit Jahren auf ihn zurück: "Diesmal habe ich eine E-Mail an OB Eschenbacher geschrieben mit vielen Gründen darin." Geholfen habe es nichts. "Er hat dann, warum auch immer, nicht alles daraus vorgetragen", ärgert sich Glasl. Der Antrag fiel durch. Im Anschluss schickte Anton Glasl einen offenen Brief an die Stadt, der auch der SZ vorliegt. Glasl moniert darin die Argumente des Bürgermeisters, an der Hauptstraße fehle ein Schule oder ein Kindergarten, um eine Begrenzung auf 30 Stundenkilometer durchzusetzen. Diese Begründung hält Glasl für unzureichend: "Andere Ortschaften bekommen das trotzdem hin." Leonhardsbuch beispielsweise habe wegen gefährlicher Hofausfahrten das Temporeduziert: "Solche Ausfahrten haben wir genug," schimpft Glasl. Aus dem Freisinger Rathaus heißt es dazu: "Im Bereich der Ortsstraße konnten keine Begründungen gefunden werden, die einer Anordnung zwingend geboten hätten."

Glasl missfiel zudem, dass sich "zwei Nebenerwerbslandwirte mit unsachlichen Argumenten lautstark dagegen äußerten", sonst aber Stille im Saal herrschte: "Die paar Schreier hatten keine Argumente, aber wenn niemand sonst sich meldet, wie Mütter mit kleinen Kindern, dann passiert nichts." Der Widerstand der Bauern wundert ihn nicht, sie seien ja der Grund für den Antrag: "Ein Bauer aus Jarzt, der dort eine Biogasanlage betreibt, hat hier viele Grundstücke gepachtet und fahrt oft viel zu schnell mit dem Bulldog durch." Die Teilnahme des Bauern, ohne Bürger der Gemeinde Hohenbachern zu sein, begründet die Stadt Freising so: "Eine Bürgerversammlung ist eine öffentliche Veranstaltung. Der Stadt ist dabei nicht bekannt, ob alle Interessierten im jeweiligen Ortsteil wohnen." Demnach können sich alle beteiligen, "die sich für den jeweiligen Orts- oder Stadtteil interessieren."

Auch der neue Bebauungsplan rief Ärger bei Glasl hervor: "Ausgerechnet die Neuangesiedelten sind jetzt gegen jede Vergrößerung des Ortes." Die Neuen seien jene, die erst in den vergangenen 40 Jahren nach Hohenbachern zogen und das nur konnten, "weil damals die Gemeinde Sünzhausen ein kleines Baugebiet mit 16 Einfamilienhäusern" erschloss. "Sie haben nun Angst", sagt Glasl, "dass die Einwohnerzahl verdoppelt wird und Investoren große Geschäfte machen." In der Pflicht sieht er die Verantwortlichen: "Es war ja eine gute Absicht, die ganze Dorfgemeinschaft zu befragen. Aber Eschenbacher und die Stadt sind total verkehrt heran gegangen. Sie hätten erst klären müssen, wer überhaupt Grundstücke abgeben würde." Stattdessen seien die Verantwortlichen "unzureichend vorbereitet" erschienen und wären nicht konkret genug auf die Pläne eingegangen: "Oberbürgermeister Eschenbacher hat verpasst zu sagen, dass die Südseite beispielsweise wohl gar nicht bebaut werden kann." Außerdem habe der OB gar nicht deutlich gemacht, dass es um eine kleine Bebauung gehe. "am Nussbaumweg im Norden haben wir Ende der 90er ein Gebiet für 16 Häuser freigegeben", erklärt Glasl, "aber bislang wurden nur neun gebaut."

Die Stadt Freising verteidigt ihr Vorgehen in diesem Fall: "Bei der Bürgerversammlung ging es eben nicht um die Vorstellung einer geplanten Bebauung, sondern um den Beginn der Erstellung eines Ortsteilentwicklungskonzeptes im engen Schulterschluss mit den Einwohnern." Wie es bei der nächsten Bürgerversammlung weiter geht, weiß Glasl nicht. Nur so viel: "Alle sind jetzt aufgewiegelt."

© SZ vom 20.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: