Ungewöhnliche Doppelausstellung:Organisch und gegensätzlich

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Organische Formen, natürliche Materialien: Maria Rucker stellt in der Freisinger "galerie 13" aus. Zu sehen sind dort auch Werke ihres Vaters Hans Rucker. (Foto: Marco Einfeldt)

Erstmals zeigt die Galerie 13 kleinere Objekte des 2011 verstorbenen Bildhauers Hans Rucker und seiner Tochter Maria. Auch sie hat ihre Leidenschaft für Marmor entdeckt

Von Katharina Aurich, Freising

Maria und Hans Rucker bereichern mit ihren Skulpturen den öffentlichen Raum und Museen in zahlreichen bayerischen Städten, aber auch in Berlin und in Metropolen der USA. Jetzt sind kleinere Objekte von Vater und Tochter erstmals gemeinsam in der Freisinger"galerie 13" zu sehen. Damit erweist Galerist Fritz Dettenhofer dem 2011 in München verstorbenen Hans Rucker seine Referenz. Mit Maria Rucker arbeitet er seit zehn Jahren zusammen, ihre Werke waren bereits mehrmals in Freising ausgestellt.

Ein Stipendium führte Hans Rucker in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts in die Villa Massimo nach Rom, viel Zeit verbrachte er später während einiger Arbeitsaufenthalte auch gemeinsam mit seiner Tochter im italienischen Carrara. 40 Jahre lang schuf Hans Rucker überwiegend Marmorplastiken sowie Brunnen für Plätze oder Standorte vor öffentlichen Gebäuden und hinterließ mit seinem vielfältigen Schaffen unübersehbare Spuren. In der "galerie 13" werden nun kleinere, freie Arbeiten aus seinem Spätwerk aus Bronze und Stein gezeigt.

Hans Rucker konzentrierte sich auf die menschliche Figur und ihre Proportionen, erläuterte die Kunsthistorikerin Eva Klebac bei der Ausstellungseröffnung. Komplexe und vielschichtige Skulpturen entstanden aus dem natürlichen Material, Rucker stelle bildhauerisch runde und eckige Formen einander gegenüber und erzeuge durch diese Gegensätzlichkeit Spannungen, beschrieb dies Klebac.

Seine Tochter Maria Rucker, die 35 Jahre nach ihrem Vater an der Münchner Akademie der Bildenden Künste in München Bildhauerei studierte, zog es hinaus in die Welt. Besonders geprägt habe sie die Zeit in New Mexico, USA, schilderte Eva Klebac. Dort wandte sich Maria Rucker ganz der Natur zu und schuf mit ihren Arbeiten eine Synthese aus organischen und konstruktiven Formen. Schließlich entdeckte Maria Rucker wie auch ihr Vater ihre Leidenschaft für den Marmor. Spontan und aus dem Zufall heraus arbeite Maria Rucker risikobereit, meisterhaft und präzise, sagte Klebac weiter. Ihr vielfältiges und überzeugendes bildhauerisches Schaffen mit dem klassischen Werkstoff Stein erhielt internationale Aufmerksamkeit, wurde gefördert und ausgezeichnet.

In ihrer Arbeit bildet die Künstlerin Vorbilder aus der Natur detaillierter, oftmals vergrößert ab, so dass völlig neue Eindrücke entstehen. Für ihre Skulpturen spielt sie mit der Struktur verschiedener Gesteinsarten, sie meißelt und schneidet, schnitzt, fräst, schleift und poliert den Stein oder höhlt ihn gar aus. Das harte Rohmaterial wird auf diese Weise plastisch und beinahe lebendig.

Bis zu zwei Stunden lang wurden die Objekte vor der Ausstellungseröffnung poliert. Daher bat Klebac die Besucher, sie nicht zu berühren. Doch nicht nur glänzenden, spiegelnden Oberflächen und eine überraschende Formenvielfalt aus Stein machen den Reiz der Ausstellung aus, sondern auch Strukturen aus Metall. Die Künstlerin nahm sich zum Beispiel Schuppen und Nasen von Tieren oder menschliche Hautporen zum Vorbild, verschaffte ihnen in ihren Werken eine neue, überraschenden Ästhetik. In jüngster Zeit wandte sich Rucker auch dem Werkstoff Holz zu, so dass erstaunliche Objekte entstanden, die durch ihre Struktur faszinieren.

Am Samstag, 21. Mai, lädt Maria Rucker um 16 Uhr zu einem Galerierundgang ein. Am letzten Ausstellungstag, Samstag, 4. Juni, gibt es um 16 Uhr eine Finissage.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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