Umfrage zum  Diözesanmuseum:Bitte nicht zu modern!

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Das ist der Vorschlag des Büros Brückner & Brückner für das Diözesanmuseum. (Foto: Marco Einfeldt)

362 Personen beteiligen sich an einer Umfrage des Erzbistums zu den Plänen für den Freisinger Domberg. Die meisten wollen keine großen Veränderungen.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Seit zwei Jahren ist das Freisinger Diözesanmuseum auf dem Domberg bereits geschlossen, auch wegen erheblicher Mängel beim Brandschutz. Im Juni hatte das Erzbistum endlich die Entwürfe der drei Erstplatzierten für den Umbau des Gebäudes präsentiert. Danach hatten interessierte Bürger zwei Wochen Zeit, sich in einer Umfrage zu den Entwürfen zu äußern. Das Erzbistum hat dieses Meinungsbild jetzt veröffentlicht.

Genutzt haben das Angebot insgesamt 362 Personen, 256 füllten die Umfrage online aus. 108 Rückmeldungen erfolgten in Printform in den beiden Tagen während der öffentlichen Einsicht in die Pläne der Architekturbüros.

Der Favorit des Preisgerichts, der Entwurf des Büros Brückner und Brückner Architekten aus Tirschenreuth, gefiel auch den Teilnehmern der Umfrage am besten. 242 Personen konnten sich mit der Idee anfreunden, anstelle der dunklen Holzdecke über dem Atrium ein transparentes Glasdach einzuziehen und so viel Licht ins Museum zu lassen. Dieser "behutsame Eingriff", so die Kommentare, verbinde "harmonisierend Altes und Neues".

Das "klare Raumkonzept" wird als "offen und freundlich" empfunden, die "großzügige, lichte Atmosphäre" vermittle "Modernität, ohne das Domberg-Ensemble zu zerstören". 61 Teilnehmern gefiel dieser Entwurf gar nicht und sie sparten nicht mit Kritik. Die Planungen wirkten "kahl", "brav", "langweilig" und "bieder", heißt es.

Auf Platz zwei landet bei der Umfrage der Drittplatzierte der Jury, die Idee der BASD Architekten aus Berlin, die sehr nahe am Bestand bleiben. 116 Teilnehmern gefällt das. "Der Entwurf passt gut zum historischen Domberg, nicht zuletzt, weil das Äußere unversehrt zu bleiben verspricht", heißt es in einem Kommentar dazu.

Umgekehrt wird aber genau das von vielen kritisiert: "Nicht wirklich neu oder anders", "zu brav", "zu bieder" und als "einfallslos" wird die Idee der BASD Architekten aus Berlin beurteilt, einen zusätzlichen Schnürboden über dem Atrium einzuziehen, um auch schwere Exponate aufhängen zu können. Die Möglichkeiten erscheinen vielen "als nicht optimal genutzt".

Die Jury hatte den Entwurf des Büros Heinrich Böll aus Essen, das dem Gebäude ein gläsernes Obergeschoss aufsetzt, auf Platz zwei gesetzt. In der Umfrage landet er auf Platz drei. Die lichtdurchfluteten Räume würden einen grandiosen Blick auf die Stadt bieten. Gleichzeitig würde sich das Gebäude spektakulär nach außen öffnen. In der Nacht wäre das beleuchtete Dachgeschoss von weitem zu sehen und damit auch eine gute Werbung für das Museum. Dies ist gleichzeitig aber auch das größte Problem, der Eingriff in die Bausubstanz wäre enorm und möglicherweise nicht durchzusetzen.

63 Teilnehmer der Umfrage wollen dem Entwurf dennoch eine Chance geben. Die "hohe Fernwirkung" könne Freising "ein neues Wahrzeichen schenken", heißt es dazu. Zudem wird die "Modernität" als "gut eingebettet in die Domberg-Optik" empfunden. Weitaus größer ist hier indes die Zahl der Gegner. 212 haben angegeben, dass ihnen die Pläne überhaupt nicht gefallen.

Die Befürchtungen lauten unter anderem, dass die Glaskrone "zu dominant nicht nur für den Domberg, sondern für das gesamte Stadtbild" sei. Der Entwurf sei außerdem "zu modern" und lasse völlig den Eindruck vermissen, dass dies doch ein Museum für kirchliche Kunst sei.

Jetzt wollen sich verschiedene Gremien im Erzbistum mit den drei Siegerentwürfen befassen. Wann Direktor Christoph Kürzeder nun endlich in sein - wie immer neu gestaltetes - Museum einziehen kann, ist aber noch offen. Kosten wird der Umbau nach ersten Schätzungen zwischen 30 und 36 Millionen Euro.

© SZ vom 31.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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