Uferlos:Schlechte Geschäfte mit frierenden Gästen

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Mit den Besucherzahlen sind die Veranstalter zufrieden - doch die Eisheiligen trüben die Bilanz

Kerstin Vogel

Noch haben sie Hoffnung, dass sie am Ende mit einem blauen Auge davon kommen, "mit einer Null rausgehen" und wenigstens nicht draufzahlen müssen. Genau wissen werden das die Macher des Uferlos-Festivals aber erst in ein paar Tagen, wenn endgültig alles abgerechnet ist. Wieder einmal hat ihnen das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht: Nach dem herrlichen Sonnenschein am Eröffnungstag, der nach Schätzung von Michi Kasper fast 10 000 Menschen auf das Festivalgelände gelockt haben dürfte, war es an den folgenden Tagen vor allem eines: zu kalt. Eine Ausnahme bildete zwar noch einmal der vergangene Samstag, da aber erwies sich das Münchner Champions-League-Finale als absoluter Umsatz-Killer.

Das hätte der beste Tag in der Geschichte des Festivals werden können", bedauert Kasper: So aber seien viele daheim vor dem Fernseher geblieben oder zum Public Viewing nach München gefahren. Gut angelassen hatte sich für die Veranstalter auch der Vatertag, auch da sei der Biergarten jedoch von 20.30 Uhr an leer gewesen. Kasper: "Kein Mensch setzt sich bei vier oder fünf Grad hin, um ein paar Halbe zu trinken." Leider aber sei man bei den Einnahmen sehr abhängig vom Getränkeumsatz. Der mangelnde Konsum ist für die Festival-Macher umso bitterer, als die Besucherzahlen eigentlich gestimmt haben und auch das Konzert-Programm wieder großen Anklang fand. Selbst die 18-Uhr-Auftritte seien gut besucht gewesen, so Kasper - und: Es war ein rundum friedliches Fest, ohne Ärger und ohne Polizeieinsätze.

Bestätigt wird das von der Freisinger Polizei. Es sei ein sehr gutes Festival gewesen, lobt Michael Ertl, "keine besondere Herausforderung, also so, wie man sich das wünscht". Einem Besucher sei am Samstag sein Motorrad gestohlen worden, so Ertl: "Das war schon das schlimmste, was passiert ist." Man habe nicht einmal viele Verstöße gegen den Jugendschutz ahnden müssen, was in früheren Jahren noch vorgekommen sei. Vor allem im Vergleich mit dem einstigen Frühlingsfest sei das Uferlos-Festival ein sehr angenehmer Nachfolger für die Polizei - und sicher auch für die Bevölkerung.

Michi Kasper sieht das auch so - und deshalb sieht er sich auch fast schon verpflichtet, den Freisingern 2013 eine Neuauflage des zehntägigen Events zu präsentieren. Er habe mit seinen Mitstreitern von der Uferlos GmbH noch nicht endgültig darüber gesprochen, glaube aber, dass die das genauso sehen würden. Nur, so Kasper: "Irgendwann müssen wir mit der Veranstaltung auch mal etwas verdienen."

Eine Kurzumfrage unter den Ausstellern ergab am Montag, dass die meisten eigentlich recht zufrieden waren, gelobt wurden die tolle Atmosphäre und das recht ausgewogene Publikum; lediglich mit dem Wetter haderte auch hier der eine oder andere. Das Festival weiter in den Sommer - oder zumindest weg von den Eisheiligen - zu verschieben, ist für Kasper allerdings keine Option: Dann kollidiere man zeitlich mit anderen Festivals in der Nähe oder alle zwei Jahre mit Fußball-EM oder WM: "Und was Fußball anrichten kann, haben wir ja jetzt gesehen."

© SZ vom 22.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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