Glücklich leben soll man auf dem Uferlos-Festival. Am besten auch noch nachhaltig und im Einklang mit der Umwelt anstatt mit "Party-Bumm-Bumm". Deshalb wird beispielsweise der Latte samt fair gehandelter Milch in braunem Bio-Doppelwandbecher aus Kraftkarton serviert - zertifiziert kompostierbar und mit CO₂-Fußabdruck in Kinderschuhgröße. Allerdings stempelt dieser Becher seine Träger als Öko-Anfänger ab. Denn die Profis haben eigene Mehrweg-Becher aus Bambus dabei, to go und sogar spülmaschinenfest - und so ist schnell als Umwelt-Ignorant geoutet, wer mit dem recycelten Einsteiger-Becher in der Hand auf der Bierbank sitzt. Denn nur eins weiter hockt der Bambus-Streber - und es riecht nach Matcha.
Der Kaffee wiederum sieht ganz schön heiß aus, aber Muster in den Bio-Milchschaum pusten macht Spaß. Zumindest eine Zeit lang. Irgendwann muss es auch gut sein. Und überhaupt fühlt sich der Kraftkarton gar nicht so warm an. Also den ersten Schluck, der Schaum wippt unschuldig - ah! Heißer als gedacht. Ziemlich viel heißer. Die Zunge ist ganz taub. Lieber noch ein bisschen warten, einen auf Teetrinker machen. Oder nein, die warten ja nicht auf ungefährlichere Temperaturen sondern schlürfen besseren Zeiten entgegen....
Nach weiteren Schaumkunstwerken wagt man den zweiten Schluck - wieder heiß; und die Hand ist vor Schreck auch nicht mehr so ganz unter Kontrolle. Schon landet der Kaffee auf der Hose, weiß ist die natürlich. Wie sollte es auch anders sein. Die Zunge brennt, die heiße Brühe läuft den Oberschenkel hinunter. Jetzt gucken die Streber doch und nippen provokativ an ihrem Bambusbecher. Die gibt es wahrscheinlich mit integriertem Thermometer und sie blinken, wenn die perfekte Temperatur erreicht ist.
Doppelwandbecher-Kaffee ist trotzdem einfach nachhaltiger: Lassen sich die braunen Flecken überhaupt auswaschen?