Uferlos Festival:Roher Blues und pulsierender Beatbox

Lesezeit: 2 min

Die Londoner Straßenmusiker Dave Crowe und Andy Balcon sind in keine vorgefertigte Schublade zu stecken

Von Rebecca Seeberg

FreisingDie Musiker Dave Crowe und Andy Balcon reisen mit leichtem Gepäck. Eine Gitarre und zwei Stimmen, mehr braucht es nicht, um die Menschen auf der Straße zum Anhalten zu bewegen. Auch am Mittwoch, 13. Mai, werden sie die Uferlos-Gäste bestimmt verzaubern.

Im Sommer 2009 lernten sich die zwei Londoner Straßenmusiker in Neuseeland kennen. Balcon verdiente sich so mit Blues und Gitarrenklang Unterhalt und Reisekosten und Crowe allein mit seiner Stimmgewalt als Beatboxer. Wenn er den Mund aufmacht, dann ist es so, als habe man ihm ein ganzes Arsenal an Becken Snaredrums, Scratches und Congos eingepflanzt. Da erklingen keine lieblichen Töne, sondern harte Beats und elektronische Rhythmen und fusionieren mit Balcons Schmirgelpapier-Stimme zu den Sounds von Heymoonshaker. Auf der Bühne funktionieren die Freunde wie eine geölte Maschine und auch in Interviews ergänzen Balcon und Crowe sich gegenseitig. Es ist, als sei ihr Zusammentreffen vom Schicksal vorherbestimmt gewesen. Ihre gemeinsame Musik habe sie wieder zu Kindern werden lassen, die voll Begeisterung die verschiedensten Facetten der Welt und ihres gemeinsamen Zusammenspiels erkunden, erzählt Dave Crowe im Interview mit Freshmilk TV. "Nach Leben sind wir geradezu . . ." "gierig", ergänzt Andy Balcon. "Unsere Musik in eine vorgefertigte Schublade zu stecken funktioniert nicht."

In der Band Heymoonshaker treffen zwei völlig unterschiedliche Genres zusammen. Als Mix aus Rock'n'Roll, Blues und Beats wird ihre Musik auf Facebook beschrieben, als Zusammenspiel von einer "beiß-die-Zähne-zusammen, rohen, Blues Gitarre und facettenreichem, pulsierendem Beatboxen". Das passe wie die Faust auf's Auge, so Balcon im Interview mit Global TV. "Es war vollkommene Macht", erzählt Dace Crowe über sein 18-jähriges Selbst, das zum ersten Mal jemanden Beatboxen hörte. Von da an habe ihn das nicht mehr losgelassen. Vor einiger Zeit verschlug es ihn dann ans andere Ende der Welt, von wo er Antworten auf die essenziellen Fragen des Lebens zu finden hoffte. "Er fand - nichts", so wird es in dem Musikblock Luzies Welt beschrieben, "außer neue Freunde und vor allem den Herrn neben ihm, der sein Leben seitdem bereichert."

Von Anfang an habe er gespürt, dass aus ihrer Musik etwas werden könnte. "Meine Augen leuchteten auf, mit der ersten Note, die wir spielten", erzählt der Vocal-Percussion-Künstler begeistert über ihr unverhofftes Zusammentreffen. Denn wann trifft ein Beatboxer jemals einen Blues-Gitarristen? Mittlerweile fühlen sich Crowe und Balcon auf der Bühne pudelwohl, erzählten sie in einem Interview. Doch ihre Musik entstand zwischen aufgeklapptem Gitarrenkoffer und staubigen Pflastersteinen. Und so ist Heymoonshaker immer wieder auf den Straßen Londons anzutreffen. Die besondere Herausforderung als Straßenmusiker sei es, die Menschen mitten in ihrem Alltag abzufangen und sie zum Zuhören zu bewegen. "Dieses Gefühl, wenn jemand stehen bleibt und du damit dessen Tag versüßen kannst, das ist einfach . . ." Dave Crow fehlen die Worte. Ihr Debüt "Shakerism" präsentierte Heymoonsaker 2013 stolz als erstes Beatboxing-Blues Album der Welt. "Es ist sexy und hat auch einen düsteren Touch", sagt Crowe.

Auch auf Uferlos ist ihr aktuelles Programm im Gepäck. Inzwischen hat die Band mit ihrer einzigartigen Performance schon Neuseeland, halb Europa und die USA für sich erobert. Denn "hören ist nur das eine", so im Programm, "sie zu sehen macht das Erlebnis erst komplett."

© SZ vom 13.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: