Trotz der problematischen Verkehrssituation:Empörende Eile

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Die Pläne für die Neugestaltung des Schulzentrums an der Wippenhauser Straße sind laut Bürgermeisterin Eva Bönig nicht mit der Stadt abgestimmt. Der Landkreis lässt sich dennoch "Werkstattentwürfe" vorstellen und drückt weiter aufs Tempo

Von Peter Becker, Freising

Die Wippenhauser Straße ist schmal. Dennoch muss sie jeden Morgen und Nachmittag ein gewaltiges Verkehrsaufkommen bewältigen: vor Unterrichtsbeginn in den anliegenden Schulen und nach dessen Ende. Diese Schulen gehören dem Landkreis Freising, der gerade begonnen hat, sein Gelände zu ordnen. Dazu wiederum braucht er die Stadt Freising, die Genehmigungsbehörde ist und sich auf Grund des Verkehrs rund um das Schulzentrum einen städtebaulichen Wettbewerb wünscht. Der Landkreis dagegen will es aus zeitlichen Gründen mit einem Hochbauwettbewerb bewenden lassen. Als Marc Wißmann vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München jetzt seine Vorstellungen zum neuen Schulgelände im Schulausschuss des Kreistags vorstellte, war Kreisrätin und Zweite Freisinger Bürgermeisterin Eva Bönig (Grüne) nicht begeistert, sondern empört. Nichts von alldem, was Wißmann da zeige, sei mit der Stadt Freising abgesprochen worden.

Die Gestaltung des Geländes ist schwierig. Der Platz ist beengt, die Straße viel befahren. Auf der einen Seite könnten wuchtige Schulbauten empor wachsen, auf der anderen stehen Einfamilienhäuser. Kein Wunder also, dass sich die Stadt ein behutsames Vorgehen, eine Überprüfung der städtebaulichen Verträglichkeit wünscht. Eigentlich sollte der Planungsverband in ständigem Kontakt mit der Stadt stehen, monierte Bönig. Es habe aber keinerlei Abstimmung gegeben. Der Stadtplanung fehlten sämtliche Unterlagen, um die Vorstellungen Wißmanns beurteilen zu können. "So geht das nicht", protestierte Eva Bönig.

Birgit Mooser-Niefanger (Freisinger Mitte) sprang Bönig mit Argumenten zur Seite. "Man kann ohne die Stadt nichts machen", betonte sie. Ihr missfällt, dass sie die ursprünglich vom Kreistag anvisierte Campuslösung auf den von Wißmann vorgestellten Varianten nirgends wieder entdeckt.

Wißmann hatte alle Mühe, die Wogen zu glätten. Bei den präsentierten Varianten handele es sich nur um "Werkstattentwürfe", rechtfertigte er sich. "Das ist nichts Fertiges." Diese Entwürfe habe er zunächst seinem Auftraggeber vorstellen wollen. Und das sei nun mal der Landkreis. "Ich sehe da keinen Widerspruch", sagte er. Martin Pschorr (SPD) störte diese Vorgehensweise auch nicht. "Ich verstehe die Kritik nicht", meinte er. "Wir stehen erst am Anfang, die eigentliche Arbeit beginnt erst." Die Stadt Freising werde sich zu behaupten wissen. Josef Niedermair (CSU) sprach von "falscher Eitelkeit". Stellvertretender Landrat Robert Scholz (FW) bezeichnet die vorgestellten Varianten "als ersten Schritt". Auf dessen Basis könne die Stadt einen Entschluss fassen. "Denn die Zeit drängt. Die Eltern erwarten, dass wir handeln."

Doch nur acht Kreisräte wollten die vorgestellten Planungen zustimmend zur Kenntnis nehmen. Zumindest, wenn die Verkehrssituation zufriedenstellend geklärt werden könnte. Andere im Gremium können mit den Plänen wenig anfangen. "Für mich hat das bis jetzt weder Fleisch noch Blut", kommentierte Angelika Werner-Ripperger ihre Ablehnung. Was den Hochbauwettbewerb betrifft, soll dieser nicht gleich durchgeführt werden, sondern nur vorbereitet. Alles andere ergeben die Verhandlungen mit der Stadt. Laut Wißmann könnte die Planung für die neue Berufsschule Ende 2018 beginnen. 2022 wäre mit der Fertigstellung zu rechnen.

Barbara Schelle, Freisinger Stadtbaumeisterin, sieht die Wurzel des Übels im Tempo, das der Landkreis an den Tag legt. Zwei Treffen haben ihren Angaben zufolge mit den Vertretern des Planungsverbands stattgefunden. Mangels geeigneter Grundlagen haben in den Gremien des Stadtrats bislang jedoch keine Diskussionen über die geplanten Veränderungen am Berufsschulzentrum stattgefunden. Schelle hofft, dass ihr Wißmann nun die "Werkstattentwürfe" zukommen lässt.

Schelle ist an einer nachhaltigen Lösung für das Gelände entlang des aus verkehrstechnischen Gründen sensiblen Bereichs an der Wippenhauser Straße gelegen. "Das braucht Zeit", betont die Stadtbaumeisterin - auch wenn die Terminschiene von Wißmann ein verschärftes Tempo vorgibt. In der Sache gibt Schelle Kreisrätin Bönig recht. Sie ist aber zuversichtlich, dass es zu einer sachlichen Diskussion zwischen Stadt und Landkreis kommt. Auch wenn die Stadt gerne einen städtebaulichen Wettbewerb hätte, vorschreiben will sie den dem Landkreis nicht. "Die Stadt gehört ja zum Landkreis", sagt sie. Wichtig sei jetzt die Bauleitplanung, um Baurecht zu schaffen. Da sei es wichtig, "dass wir Hand in Hand arbeiten", betont Schelle.

© SZ vom 07.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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