Tolle Ideen:"Shared Space" lautet das Zauberwort

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Beim Seminar "Kommunal- und Landesentwicklung" präsentieren die Studenten Daniel Härpfer und Fabian Fellermeier (rechts) ihr Projekt im Alten Wirt. (Foto: Marco Einfeldt)

Studenten präsentieren Pläne für die Entwicklung Langenbachs. Diese sehen auch eine Begegnungszone vorm Rathaus vor

Von Karlheinz Jessensky, Langenbach

"Das ist alles so toll, ich würde am liebsten gestern damit anfangen," Bürgermeisterin Susanne Hoyer war begeistert nach den zweistündigen Präsentationen, die Studierende der Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt des Lahrstuhls für Bodenordnung und Landesentwicklung im Bürgersaal des Alten Wirts da an die Wand gezaubert hatten. Zum zweiten Mal waren rund 30 künftige Landesplaner gekommen, um ihre Ideen zur Zukunft Langenbachs zu präsentieren. In diesem Jahr ging es im Rahmen "Mein Leben auf dem Land" vor allem um die Jugend, den alten Bahnhof und die Ortsteile Ober- und Niederhummel sowie Klein- und Großenviecht.

Es waren keine Studien im wissenschaftlichen Sinn, kein professorales Gutachten, sondern die freie Ausarbeitung von Ideen, wie Seminarleiterin Claudia Bosse schon in der Begrüßung klarstellte. Ideen, die Studenten nach intensiven Recherchen, Gesprächen mit Bürgern und Fachleuten zu Papier brachten, frei von den Zwängen der kommunalpolitischen Wirklichkeit mit Behörden und Parteiengezerre, Finanzen und mittelfristiger Planung. Und dennoch nicht einfach Utopien im Rahmen einer Semesterarbeit. Auch der Lehrstuhlinhaber Professor Walter Timo de Vries und zwei vierte Grundschulklassen aus Langenbach, die ebenfalls mitgearbeitet hatten, hörten sich die Ideen an. "Es bleibt zumindest in den Köpfen", sagte die Bürgermeisterin bereits zur Einleitung, wohl wissend, dass manches Jahre dauern wird.

Was brauchen und wollen denn Jugendliche auf dem Land und speziell in Langenbach? Die Studenten haben rumgefragt. Es könnte einen Flyer mit vorhandenen Angebote geben, im Jugendtreff wäre ein neuer Kickerkasten vorstellbar, und die Geschwindigkeitsbeschränkung der letzten 200 Meter zum Sportplatz könnte man auf 30 Stundenkilometer festsetzen. Gute Idee, aber das ist eine Kreisstraße. Grünen-Kreisrätin Claudia Bosse versprach: "Das nehme ich mit in den Kreistag."

Shared Space ist ein Zauberwort, das in den 90er Jahren aus den Niederlanden kam: Alle Verkehrsteilnehmer sind gleichberechtigt. So einen Platz konnten sich die Studenten auf Rathaushöhe in der Bahnhofstraße vorstellen. De facto ein verkehrsberuhigter Bereich, als Begegnungszone angelegt. Das würde den recht hässlichen "Roten Platz" gewaltig aufwerten. Und der Durchgangsverkehr in der Bahnhofstraße, bei dem man heute schon Mühe hat, dass sich die Fahrer an die Tempo 30 halten? Dennoch: Für Susanne Hoyer ist das die Zukunft - den Verkehr raus aus dem Ort auf die Umgehungsstraßen. "Shared Space ist genau die Möglichkeit für die Dörfer."

Ein Trimm-dich-Pfad bei Nieder- und Oberhummel gefiel allen in der Versammlung. Einem Naturerlebnisweg dagegen wurde keine Chance auf Realisierung gegeben. Grund: Naturschutz- und FFH-Gebiet. Und ein Nahwärmenetz mit einem Wärmespeicher für die Solarenergie, der etwa 700 000 Euro kosten würde, in Großen- und Kleinviecht mochte man sich auch kaum vorstellen. Solarpotenzial allerdings sei vorhanden, meinte die Arbeitsgruppe. Und: In Attenkirchen habe das auch geklappt, sagte die Bürgermeisterin.

Und dann der alte Bahnhof. Seit Jahren wird an Ideen für die künftige Nutzung herumgedoktert. Eine Bäckerei und ein Café im Erdgeschoss, stellten sich die Studenten vor, im ersten und im zweiten Stock der Jugendtreff, ein Versammlungsraum, ein kleines Fitness-Studio, VHS-Kurse. "Jetzt packen wir's an, die Bevölkerung ist inzwischen auch dafür", sagte Hoyer. In das Städtebauförderprogramm sei der Bahnhof inzwischen aufgenommen worden.

© SZ vom 24.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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