Tierschutz:Katze Zolly in Not

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Das Beispiel eines Fundtiers in Zolling zeigt einmal mehr, dass der Landkreis ein eigenes Tierheim braucht. Trotzdem haben immer noch nicht alle Gemeinden über ihre Beteiligung abgestimmt

Von Petra Schnirch

(Foto: N/A)

Noch immer ist unklar, wie viele Gemeinden den Bau eines Tierheims im Landkreis tatsächlich unterstützen werden. Obwohl sie sich eigentlich bis Ende des Monats dazu äußern sollten, steht die Abstimmung in mehreren Gemeinderäten noch aus. Die Planungen gehen unterdessen weiter: Vermutlich im Juni wird laut Joseph Popp, dem Vorsitzenden des Tierschutzvereins, der Architektenwettbewerb gestartet. Fünf Büros werden dazu eingeladen. Eines aber stellt Popp unmissverständlich klar: Beteiligen sich zu wenige Gemeinden, "blasen wir das Projekt ab - wir werden uns nicht verschulden".

Wie schwierig die Situation aktuell ist, zeigt ein Beispiel vom Wochenende: Eine Zollinger Familie fand laut Tierschutzverein am Samstag in ihrem Garten an der Heilmaierstraße eine etwa eineinhalb Jahre alte, weiße Katze, die ziemlich hungrig und schmutzig war. Das zutrauliche, aber vermutlich taube Tier ging nicht mehr fort. Zwar hat Zolling als Zwischenlösung eine Vereinbarung mit dem Tierheim Heinzelwinkl bei Landshut abgeschlossen. Denn aus Mangel an Pflegeplätzen hatte der Tierschutzverein Fundtierverträge mit den Gemeinden im vergangenen Jahr gekündigt. Katze "Zolly" landete schließlich dennoch zu Hause bei Familie Popp vom Tierschutzverein. Denn nach Auskunft der Finderin sah man sich im Tierheim nicht in der Lage, die Katze nach Feierabend aufzunehmen. Die Zollinger Familie wiederum hätte länger als die zugestandenen 30 Minuten benötigt, um Zolly dort abzugeben.

Für besorgte Finder ist die Situation verworren. In Hallbergmoos, das zur Überbrückung - bis im Landkreis Freising ein eigenes Tierheim zur Verfügung steht - ebenfalls eine Absprache mit Heinzelwinkl getroffen hat, erwägt man, im Bauhof einen Zwinger zu errichten, in dem Fundtiere am Wochenende vorübergehend untergebracht werden können. Dort muss man dann aber wissen, wenn man ansprechen kann. In Moosburg hilft im Notfall auch die Polizei: Sie hat einen Schlüssel für die beiden Notfall-Zwinger in Heinzelwinkl, in denen stets frisches Futter und Wasser bereit stehen. In Freising bringen zwei Frauen Fundtiere im Auftrag der Stadt in der Auffangstation unter. Sollten sie nicht erreichbar sein (01 71/63 77 740), rufen sie möglichst schnell zurück, wie Christl Steinhart, Pressesprecherin der Stadt, erklärt. Nach vier Wochen in der Station werden die Tiere privat in Pflege gegeben, auch das aber ist keine Dauerlösung.

Dass sich einige Gemeinden an einem Tierheim des Landkreises nicht beteiligen wollen, kann Herbert Kestler, Leiter des Bürgermeister-Büros in Hallbergmoos, nicht nachvollziehen. "Das ist absolut erforderlich", sagt er. Es sei eine der Pflichtaufgaben, Fundtiere aufzunehmen. Auch der Freisinger Stadtrat zögerte nicht, sich für den Neubau auszusprechen. 90 Cent pro Einwohner und Jahr werden voraussichtlich fällig. "Das ist dann ein Rundum-Sorglos-Paket ", sagt Popp. Auch Tiere, die von ihren Besitzern abgegeben werden, finden dann bis zu ihrer Weitervermittlung eine Bleibe. Abgedeckt seien zudem Kredite für den Bau. Eigentlich hatte der Verein gehofft, mit 70 Cent pro Einwohner auskommen zu können - dann hätten allerdings alle Landkreis-Gemeinden mit ziehen müssen.

Mit Ausgaben von etwa einer Million Euro rechnet der Verein für den Neubau. Das Grundstück zwischen Mintraching und Dietersheim kostet weitere 100 000 Euro. Popp hofft, noch in diesem Jahr den Bauantrag einreichen zu können. Er gibt sich zuversichtlich, dass der Verein das Projekt umsetzen kann, obwohl einige Gemeinden noch zögern und andere sich bereits gegen eine Beteiligung ausgesprochen haben. Auch in diesem Falle lässt Popp jedoch nicht locker. Ebenso wie Langenbach hat sich Moosburg vor kurzem für eine weitere Zusammenarbeit mit Heinzelwinkl entschieden - vor allem aus Kostengründen, weil die Stadt dort nur elf Cent pro Einwohner bezahlt, und wegen der räumlichen Nähe. Platz ist jedenfalls genug, der Katzentrakt wurde bereits erweitert, für Hunde ist dies im kommenden Jahr geplant. Allerdings werden nur Fundtiere aus Moosburg aufgenommen, schildert Wally Popp. Das aber sei der geringste Teil - die übrigen Vierbeiner landeten oft genug bei den Helfern des Tierschutzvereins. Joseph Popp will deshalb versuchen, die Stadträte umzustimmen. Er findet jedenfalls, dass es "zutiefst beschämend" wäre, "wenn so ein reicher Landkreis wie Freising nicht in der Lage wäre, ein Tierheim zu bauen".

© SZ vom 28.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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