Test bestanden:Experimente mit Freisinger Landweizen

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Das Brot aus Freisinger Landweizen hat den Testessern geschmeckt. Von links: Klaus Fleißner (LfL), Joachim Eder (Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der LfL), Stefan Geisenhofer und Michael Elsinger (Vizepräsident der LfL). (Foto: Marco Einfeldt)

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft und die Bäckerei Geisenhofer präsentieren ein Brot aus der ursprünglichen Getreidesorte. Diese soll unter anderem für den Verbraucher bekömmlicher sein

Von Petra Schnirch

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und die Bäckerei Geisenhofer experimentieren mit alten Getreidesorten - und das mit Erfolg. Sie präsentierten nun ein erstes Brot aus Freisinger Landweizen und verkosteten es auch. Bereits vor einer Woche hatten Semmeln aus dieser ursprünglichen Getreidesorte durch ihr nussiges Aroma überzeugt, deshalb folgte nun ein Versuch mit Brot. Bäcker Stefan Geisenhofer legte dabei Wert auf eine besonders lange Teigführung. Beide Seiten waren sich einig: Am Ende zählten für den Kunden Geschmack und Aussehen als Kaufkriterium, diesen Test habe der Freisinger Landweizen bestanden.

Die Sortenvielfalt bei Kulturpflanzen und Nutztierrassen hat nach Auskunft der Landesanstalt in Bayern in den vergangenen hundert Jahren stark abgenommen. "Mit dem Verlust dieser Vielfalt verarmen die historisch gewachsenen Kulturlandschaften und es geht ein für die Züchtung unverzichtbares genetisches Potenzial verloren", heißt es in einer Pressemitteilung. Die LfL fördert am Institut für Pflanzenbau deshalb in mehreren Projekten die Erhaltung und Wiederbelebung dieser alten Sorten. Ein für die LfL sehr interessanter Aspekt ist bei Getreide die Verträglichkeit für den Verbraucher, die bei diesen Sorten deutlich besser sein soll. Diesem Aspekt will die Landesanstalt für Landwirtschaft in den kommenden Jahren wissenschaftlich nachgehen. Auch der Backprozess spiele dabei eine Rolle, in der Bäckerei Geisenhofer habe man "einen aufgeschlossenen Freisinger Handwerksbetrieb als Partner gewonnen, der sich auf die Besonderheiten dieser alten Kulturschätze einstellen kann", heißt es weiter.

Einer, der das Projekt an der LfL vorantreibt, ist Klaus Fleißner, Sortenschützer und Experte für pflanzengenetische Ressourcen. Er hatte den Freisinger Landweizen aus der nationalen Genbank des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben angefordert, gesichtet und charakterisiert. Insgesamt hat die LfL nach eigenen Angaben rund 200 alte Weizensorten geprüft und 171 in Parzellen auf ihr Potenzial untersucht. Etwa 40 davon wurden in geringem Umfang für einen Versuchsanbau auf dem Feld vermehrt. Fleißner will sich damit nicht begnügen: Er will die alten Sorten wieder zu den Landwirten und auf den Markt bringen. Darum versucht er, Landwirte, Müller und Bäcker da für zu begeistern.

Bayern besitze immer noch viele regional angepasste, aber stark bedrohte Kulturpflanzensorten, informiert die LfL. Um sie nachhaltig zu sichern, müssten die Zuchtbestände vergrößert und bestehende Genbanken langfristig gesichert werden. An der Landesanstalt arbeitet Klaus Fleißner seit 2015 für die Rettung historischer, bayerischer Kultursorten. Die erste grundlegende Sammlung mit landwirtschaftlichem Sortenmaterial umfasst laut LfL mehr als 750 alte bayerische Sorten von 23 verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturarten.

© SZ vom 12.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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