Wer ins Theater geht, möchte sich nicht einfach nur berieseln lassen. Ein gutes Stück erzählt nicht nur eine Geschichte, sondern regt zum Nachdenken an, kritisiert und fesselt die Zuschauer. Aber für viele ist diese Form der Unterhaltung zu abstrakt, schwer zu verstehen. Das "Kreative-Schauspiel-Ensemble", kurz KSE, schafft den Spagat zwischen anspruchsvollem Theater und Theater für alle. Jetzt ist die Gruppe für den Tassilopreis der SZ nominiert.
Es geht den kreativen Theaterschaffenden nicht nur darum, die Zuschauer zu unterhalten. Für die junge Gruppe ist Theater weit mehr als das reine Spiel auf der Bühne. Ziel des KSE ist, eine kostenfreie und dennoch anspruchsvolle Theaterkultur zu schaffen, nach dem Motto: Theater ist für alle da und bietet mehr als nur Unterhaltung. Mit ihrer modernen präzisen Stückauswahl und der meist minimalistischen Ausstattung zieht das Ensemble auch junge Leute ins Theater, die sonst nicht kommen würden.
Das stellen die Mitglieder seit 2010 unter Beweis. "Ich wollte eigentlich im Rahmen einer Abschlussarbeit an der Schule ein Theaterprojekt ins Leben rufen", erzählt Philipp Schreyer, Initiator des KSE, "doch die Regularien der Schule ließen das nicht zu." Mit drei Freunden habe er dann eine eigene Produktion auf die Beine gestellt und daraus wurde das KSE. "Das Szenekulturforum, ein Verein zur allgemeinen Kulturförderung, hatte uns damals Räumlichkeiten in der Steinkaserne zur Verfügung gestellt", berichtet Philipp Metzner, einer der vier Theatermacher der ersten Stunde. Im ersten Jahr haben sie gleich zwei Stücke auf die Bühne gebracht und sind über die Jahre immer weiter gewachsen. Seit 2013 ist das KSE ein eingetragener Verein, der derzeit 17 Mitglieder zählt.
Eine feste Spielstätte hat das Ensemble nicht. Deshalb werden für die Inszenierungen die unterschiedlichsten Spielorte ausgewählt: Steinkaserne, Lindenkeller, Furtnerbräu, Viva-Vita, Juz, aber auch mal der Spielplatz. Dort haben sie während des Zamma-Festivals "Helden der Kindheit", eine Geschichte für Kinder gespielt, in der verschiedene Kinderbuchfiguren aufeinander treffen. Mit dem Kinderheim St. Klara haben sie 2016 auch ein Schattenspiel entwickelt und beim Mitanand-Festival aufgeführt. Denn so kommen, getreu dem Motto "Theater für alle", nicht nur Erwachsene auf ihre Kosten. Bei der Produktion "Popcorn" hat das KSE sein Publikum mit einer Comic-Inszenierung überzeugt - die Gesichter der Schauspieler mit kontrastreichen Linien karikiert, wie ein echter Comic eben. Besonders war auch die Aufführung von "Revanche", bei der auf einem lebensgroßen Schachbrett mitten im Raum gespielt wurde, drumherum saßen die Zuschauer. Zuletzt zeigte die Truppe mit ihrem Stück "Der Vorname", dass es nicht viel mehr braucht als fünf gute Schauspieler, ein gutes Stück und eben kreative Denker hinter den Kulissen. Das brachte dem KSE auch den Jugendkulturpreis des Landkreises ein.
Bei der aktuellen Produktion wagen sich die jungen Theaterschaffenden an einen 25-seitigen Text, der ganz ohne Rollen und ohne Regieanweisungen auskommt. "Die Herausforderung war es, aus einem Fließtext eine Theaterinszenierung zu entwickeln", erzählt Andrea Henze, die zusammen mit Svenja Vogel Regie führt. "Text" von Jérôme Junod ist also kein Theaterstück im herkömmlichen Sinn. "Der Text schreibt über sich selbst, dass man ihn lesen und spielen kann. Genau das tun wir", kündigt Svenja Vogel an. So hat das Ensemble Schritt für Schritt ein Bühnenstück entwickelt. Aus einem statischen Text wird eine Choreografie. Als Bühnenbild dient eine riesengroße weiße Seite, auf der schwarz gekleidet die Schauspieler Philipp Metzner, Alexander Kampmeier und Philipp Schreyer das Publikum in die Tiefen des Textes entführen. Premiere feiert das KSE an diesem Mittwoch, 17. Januar, um 20 Uhr im Vis-à-Vis.
Weitere Aufführungstermine folgen am Sonntag, 21. Januar, um 16 Uhr, am Donnerstag, 25., und am Samstag, 27. Januar, sowie am Freitag und Samstag, 2./3. Februar, jeweils um 20 Uhr im Vis-à-Vis (Altes Juz), Kölblstraße 2. Der Eintritt zu den Vorstellungen ist frei.