Tagung des Klimaschutzbündnisses:Abschied vom Erdölzeitalter

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Der Landkreis Freising arbeitet weiter an der Energiewende. Gelingen kann sie aber nur, wenn grundsätzlich umgedacht wird. Als größtes Hindernis sieht man den Straßenverkehr

Von Peter Becker, Freising

Der Landkreis Freising arbeite mit großem Einsatz an der Energiewende, sagte Landrat Josef Hauner (CSU) zu Beginn der Tagung des Klimaschutzbündnisses am Dienstag. Diese sei eine generationsübergreifendes Projekt. Alte Systeme müssten ersetzt und ausgetauscht werden, verdeutlichte Hauner, auch wenn jeder emotional an diesen hänge. "Es gibt keinen von uns, der nicht im Erdölzeitalter sozialisiert wurde", ergänzte Moritz Strey, Energiebeauftragter im Freisinger Landratsamt. Er wünscht sich, dass der Anteil von Strom, der im Landkreis Freising bereits jetzt regenerativ produziert wird, bis zum Jahr 2035 auf das Doppelte wächst.

Strey hat errechnet, dass im Landkreis Freising pro Jahr etwa vier Milliarden Kilowattstunden Energie verbraucht werden. Nur 20 Prozent davon entfallen auf Strom, den die Gemeinden schon selbst zu einem großen Teil aus regenerativen Quellen herstellen. Der Löwenanteil entfällt aber auf den motorisierten Verkehr und die Wärmeerzeugung. Die entsprechenden fossilen Energieträger durch regenerative zu ersetzen, das wird dem Landkreis nicht gelingen. Die Gesellschaft ist an Energiegewinnung aus Erdöl gewöhnt und kann sich nur schwer davon verabschieden. "Es war billig", sagte Strey. Doch das Ende des Erdölzeitalters nahe. "Es gibt nicht genügend." Zu dem schädigen die Abfallprodukte, die beim Verbrennen fossiler Energieträger entstehen, mehr oder weniger gravierend die Umwelt, was zum Klimawandel führt.

Strey setzt deshalb auf Strom aus regenerativen Quellen, um von den fossilen Energieträgern wegzukommen. Bei der Wärmeerzeugung kann dies durch Solarthermie geschehen. Strey bezeichnete indes Wärmepumpen "als großen Hebel für die Zukunft". Und wenn es nach dem Energiebeauftragten des Landkreises geht, sollen kraftstoffbetriebene Autos künftig durch Elektrowagen ersetzt werden. Deren Motoren seien weitaus effizienter als die herkömmlicher Fahrzeuge. Gespeist soll beides aus regenerativ gewonnenem Strom werden. Dessen Produktion möchte Strey bis zum Jahr 2035 im Landkreis verdoppeln. Optimistisch, dass das gelingen könnte, stimmen ihn dabei die großen Fotovoltaikanlagen, die derzeit im Norden des Landkreises Freising auf offen gelassenen Bentonitgruben entstehen. Dort ist der Zubau von Fotovoltaikanlagen erlaubt, weil es dabei um Konversionsflächen handelt, die keinen landwirtschaftlichen Wert mehr haben.

Die Gemeinden können ihren Anteil an der Energiewende beisteuern. Zum Beispiel durch den Umstieg auf LED-Lampen bei der Straßenbeleuchtung. André Ludwig von der Tilia GmbH, stellte ein entsprechendes Konzept vor. "LED spart bares Geld", sagte er. Beim Umstieg von herkömmlichen Metalldampflampen auf die moderne Beleuchtung mache dies bis zu 75 Prozent aus. Kommunen könnten durch LED-Lampen Kohlendioxid und Kosten sparen, rechnete er vor. Und sie erhöhten die Sicherheit der Bürger, indem sie auch dunkle Ecken in Gewerbe- oder Wohngebieten ausleuchteten.

Albert Gradmann, der sich die Stelle des Energiebeauftragten des Landkreises mit Moritz Strey teilt, berichtete von der Auswertung eines Fragebogens zur Energiewende, den er an die Gemeinden versandt hatte. Zwei Drittel davon hätten geantwortet, sagte Gradmann. Immerhin stellte sich dabei heraus, dass sechs Gemeinden komplett auf den Bezug von Strom aus regenerativen Energien umgestellt haben. Viele verwenden bereits einen Smart-Meter zur intelligenten Steuerung des Stromverbrauchs. Bei einigen Gemeinden ist trotz Sparmaßnahmen der Verbrauch im Vergleich zu vergangenen Jahren gestiegen. Das führt Gradmann darauf zurück, dass die Zahl der Liegenschaften in manchen Gemeinden gestiegen ist.

Als größte Hindernisse zur Umsetzung der Energiewende wird der Straßenverkehr, der Ausbau des regionalen Nahverkehrs und die Motivation von Privathaushalten angesehen. Die Gemeinden haben bislang keine Handhabe, einen Eigentümer dazu zu bewegen, sich einen modernen Heizkessel zu kaufen, wenn er dies nicht will. Viele Gemeinden, sagte Gradmann, wünschten sich indes Ladesäulen für Elektrofahrzeuge.

© SZ vom 12.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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