Tafeln im Landkreis:Zu wenig Ware, zu viele Bedürftige

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Wer darf von den Lebensmittelausgaben profitieren? Auch Asylbewerber, obwohl die Spenden rückläufig sind? In Freising ist man ganz klar dafür, in Hallbergmoos hat man sich dagegen entschieden

Von Gudrun Regelein, Landkreis

Immer mehr Tafeln in Bayern müssen sich dafür rechtfertigen, dass sie die an sie gespendeten Lebensmittel auch an Asylbewerber abgeben. Der Grund: Asylbewerber erhalten bereits eine bestimmte Geldsumme für Lebensmittel. Diese reicht allerdings oft nicht aus, weshalb sich die Betroffenen an die Tafeln wenden.

Erst kürzlich berichteten Vertreter der nordbayerischen Tafeln von Anfeindungen, denen sie deshalb ausgesetzt seien. Die Leiterin der Tafel in Burgkunstadt erhielt sogar Drohanrufe von Rechtsextremen. Auch auf ihrer Facebook-Seite wurde sie angegriffen: Sie lasse deutsche Kinder hungern, wurde dort gepostet. Im Landkreis Freising kam es bislang noch zu keiner derartigen Hetze. Allerdings könne sich das auch ändern, befürchtet Klaus Tenbrink, Länderregionalvertreter Bayern-Mitte des Bundesverbandes der Deutschen Tafeln.

Die Deutsche Tafel stehe dazu, dass an Asylbewerber Ware ausgegeben werden könne. "Dagegen spricht grundsätzlich nichts", sagt Tenbrink. Das könne jede örtliche Tafel selber entscheiden, Vorgaben gebe es dazu nicht. Kritik an der Vergabepraxis gebe es aber immer wieder.

So habe er kürzlich ein Schreiben erhalten, in dem moniert wurde, dass Mitglieder der Zwölf-Stämme versorgt werden. "Wenn diese Menschen eine Berechtigung haben, dann bekommen sie auch etwas", meint Tenbrink. Vielen Tafeln falle es mittlerweile aber immer schwerer, ihre Gäste zu versorgen, da die Gesamtmenge der gespendete Ware um etwa 30 bis 35 Prozent zurückgegangen sei - die Situation werde immer problematischer.

Das ist auch in Moosburg der Fall. Dort reiche die Warenmenge gerade noch für die vielen Kunden aus, berichtet Tafel-Leiterin Julia Schmidbauer. 70 bis 80 Familien seien das jede Woche, manchmal sogar 95. Bewerben würde man die Lebensmittel-Ausgabe bewusst nicht, denn wenn noch die etwa 50 Asylbewerber in Moosburg dazukämen, hätte die Tafel ein großes Problem: "Das ist eine ganz schwierige Situation, denn so viele Menschen mehr könnten wir nicht mehr versorgen", erklärt Schmidbauer. Derzeit besuchten nur anerkannte Flüchtlinge die Tafel, Asylbewerber zählten nicht zu den Kunden. "Wenn aber jemand kommt, der Hunger hat, lassen wir den nicht stehen", so Schmidbauer.

"Jeder, der arm ist, ist auch bedürftig"

In Freising dagegen werden auch Asylbewerber versorgt. Diese würden zwar eine bestimmte Geldsumme für Lebensmittel erhalten, aber "jeder, der arm ist, ist für mich auch bedürftig - so sehe zumindest ich das", sagt Eberhard Graßmann, Vorsitzender der Freisinger Tafel. Erst kürzlich sei er vom Landratsamt Erding gefragt worden, ob er Ware an die Asylbewerber im Eittinger Moos ausgeben würde - selbst wenn diese nicht im Landkreis leben. Und natürlich habe er "ja" gesagt, erklärt Graßmann seine Einstellung. Ein Deutscher müsse deshalb aber nicht hungern.

In Freising gebe es "glücklicherweise" keine Probleme mit Rechtsextremisten, er hoffe, dass es auch so bleibe. Nur sehr selten höre er am Ausgabetag Kritik von anderen Gästen, nur sehr selten frage einer, wieso die Asylbewerber auch etwas bekämen, berichtet Graßmann.

Deren Zahl sei zwar im vergangenen Jahr angestiegen, seit einiger Zeit aber habe sie sich wieder reduziert: "Das ist wieder deutlich weniger geworden." Im April werden nun die neuen Berechtigungsscheine für 2015 verteilt - gut 500 werden das sein. Etwa ein Drittel der Kunden sind Ausländer, darunter etwa 70 Asylbewerber, schätzt Graßmann.

In der Zweigstelle Hallbergmoos dagegen hat man sich bereits vor zwei Jahren entschlossen, an Asylbewerber keine Ware auszugeben, berichtet Tafel-Leiterin Tanja Voges. "Das ist die richtige Entscheidung gewesen, denn ähnlich wie bei vielen anderen Tafeln wird auch bei uns die gespendete Warenmenge immer geringer."

Derzeit versorgt die Tafel in Hallbergmoos wöchentlich bis zu 280 Menschen. Die Asylbewerber würden aber nicht alleine gelassen, sie würden durch die Nachbarschaftshilfe unterstützt, berichtet Voges.

© SZ vom 13.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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