SZ-Serie: Freisinger Köpfe:Undogmatischer Ökobauer

Lesezeit: 1 min

Schon 1990 hat Landwirt Ralf Huber seinen Betrieb auf "Bio" umgestellt

Ralf Huber hat schon sein ganzes Leben auf dem Hof seiner Eltern in Oberallershausen verbracht. Inzwischen hat er den Betrieb übernommen und auch sein Sohn soll diesen einmal weiter führen. In Hubers Kindheit betrieben die Eltern noch intensive Kälbermast und in der Nachbarschaft gab es vier Vollerwerbslandwirte. Heute sind noch zwei übrig.

Die Kälbermast sei das "Krasseste vom Krassen" gewesen, keine Spur von artgerechter Haltung, erinnert sich Huber heute. Seine Familie produzierte ihre Kälber für einen großen Babynahrungshersteller, aber nach dem Östrogenskandal, als man Hormonrückstände auch in Babygläschen gefunden hatte, stellte das Unternehmen und mit ihm auch Landwirt Huber 1990 auf Bio um.

Damals gab es kaum Erfahrungen und Vorschriften. "Wir haben einfach viel ausprobiert", erinnert sich der 51-Jährige. Die Kälbermast hat er inzwischen aufgegeben, auch die Bio-Schweinemast, die Familie Huber zehn Jahre lang betrieb, rentierte sich nicht. Heute baut der Landwirt mit seinem Sohn 200 Hektar Getreide, Hülsenfrüchte, Soja und Kleegras vor allem zur Saatgutgewinnung an. Huber ist zwar überzeugter Biolandwirt, aber er ist kein Dogmatiker. Jeder Ökobauer sei einmal ein Konventioneller gewesen und man müsse den Landwirten Zeit lassen, umzudenken, findet er.

Nachdem er seinen Betrieb umgestellt hatte, wurde er oft von Kollegen, die im Bauernverband organisiert waren, kritisiert und musste sich "blöde Sprüche" über die Ökobauern anhören. Da er gerne diskutiert und sich mit verschiedenen Ansichten auseinandersetzt, fragte man ihn vor 20 Jahren schließlich trotzdem, ob er sich im Bauernverband engagieren wolle. Wenn man mit etwas unzufrieden sei, dann sollte man versuchen, es zu ändern, so Ralf Hubers Devise.

Inzwischen hat er auch viele seiner konventionell wirtschaftenden Kollegen ins Grübeln gebracht. Bereits zum zweiten Mal haben sie ihn nun schon zum stellvertretenden Kreisobmann gewählt und vor Kurzem gründete der traditionelle und einflussreiche Verband sogar auf Bezirksebene einen Arbeitskreis "Ökolandbau", deren Sprecher Huber wurde.

Die Zeit sei reif, vermehrt auf Ökoanbau umzustellen, findet er. Mittlerweile würden in Deutschland bereits 7,5 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche biologisch bewirtschaftet. Der Weg dahin sei aber nicht einfach gewesen und Ökoanbau sicher nicht für jeden Betrieb eine Perspektive, schildert Ralf Huber im Gespräch mit der Freisinger SZ.

© SZ vom 11.12.2017 / ka - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: