Im ganzen Landkreis werden derzeit Kommunen zu Bauherren, angeregt nicht nur durch staatliche Finanzspritzen, sondern vor allem durch die grassierende Wohnungsnot. In den großen Gemeinden mit S-Bahn-Anschluss ist der Druck besonders groß, die Mieten haben schon fast Münchner Niveau erreicht. Längst sind es nicht mehr nur Einheimischenmodelle für Reihen- und Doppelhäuser, die aufgelegt werden. Vielmehr bauen die Kommunen wieder Geschosswohnungen, die auch für Einkommensschwächere bezahlbar sein sollen. Die Zahl ist freilich überschaubar, alles in allem sind es rund 150 bezahlbare Wohnungen, die in den drei großen Südgemeinden in den nächsten Jahren entstehen werden - ein Tropfen auf den heißen Stein.
Unterstützung vom Kreis bekommen die Kommunen nicht. Landrat Josef Hauner (CSU) bleibt bei seiner Position, Wohnungsbau sei nicht Sache der Landkreise. Zwar gibt es seit den 90er Jahren eine Kreis-Wohnungsbaugesellschaft, deren Gesellschafter sich aus dem Landkreis, den Sparkassen Freising und Moosburg, der Stadt Moosburg, den Gemeinden Eching, Hallbergmoos und Zolling sowie aus der Oberbayerischen Heimstätte München zusammensetzen. Die Gesellschaft aber hat schon lange nichts mehr gebaut. Ihre einzige Aufgabe ist, die beiden Projekte, die ebenfalls in den 90er Jahren entstanden, zu verwalten. Dabei handelt es sich um 27 Wohnungen in Hallbergmoos, von denen mittlerweile zwölf nicht mehr der sozialen Preisbindung unterliegen. Weitere acht Gesellschafts-Wohnungen stehen in Moosburg, immerhin alle noch preisgebunden.
Auf Nachfrage der SZ zu künftigen Projekten heißt es aus dem Landratsamt: "Weitere Baumaßnahmen sind derzeit nicht geplant." Landrat Hauner sieht sich in seiner ablehnenden Haltung durch ein entsprechendes Urteil des Münchner Verwaltungsgerichtes bestätigt. Im Gegensatz zu Gemeinden, so heißt es da, bräuchten Landkreise eine konkrete Aufgabenzuweisung durch ein Gesetz, um tätig zu werden. Außerdem verwies Hauner immer wieder darauf, dass auch Landkreis-Wohnprojekte letztlich über die dann steigende Kreisumlage von den Kommunen bezahlt würden.
So bleibt den Rathäusern nichts anderes übrig, als selbst tätig zu werden. In Eching entsteht im Baugebiet Bömerwaldplatz ein Bau, der zu je einem Drittel mit von der Gemeinde geförderten und daher günstigeren Mietwohnungen, mit von einer Genossenschaft zu bauenden Wohnungen und zu einem Drittel mit Wohnungen zu marktüblichen Preisen belegt werden soll. Insgesamt sind dort rund 100 Wohnungen geplant, das heißt, dass rund 30 zu sicher vergünstigten Konditionen auf den Markt kommen. Baubeginn wird aber wohl erst im Jahr 2020 sein. Im Baugebiet Eching West sind neben dem Einheimischenmodell mit 19 Bauparzellen immerhin Wohnungen auf der Kindertagesstätte geplant, die dem Erziehungspersonal zur Verfügung stehen sollen.
Neufahrn ist schon einen Schritt weiter, dort baut die Gemeinde gerade zwölf Einfachstwohnungen und 15 kommunal geförderte Wohnungen für Einkommensschwache. Der Mietpreis bei Letzteren wird bei 7,50 bis 8,50 Euro liegen, die Bewerbungsfrist läuft bis 17. Juni. Ein weiteres Projekt der Gemeinde sind 13 seniorengerechte Wohnungen, die in der Bahnhofstraße entstehen werden. Auch hier liegt der Mietpreis weit unter dem marktüblichen.
Hallbergmoos hat schon 2016 ein Haus mit neun vergünstigen Wohnungen für Kinderbetreuungs- und anderes kommunales Personal gebaut, derzeit ist ein weiteres Projekt an der Predazzoallee in Planung. Hier sollen 20 bis 30 preisgünstige Wohnungen entstehen, einige davon barrierefrei und altengerecht. Der Hallbergmooser Bürgermeister Harald Reents (CSU) hat angekündigt, bis zum Jahr 2021 insgesamt 115 geförderte Wohnungen im Ort zu bauen.