Studenten ohne Wasser:Schlechter Witz

Das Studentenwerk hätte viel eher reagieren müssen

Kommentar von Gudrun Regelein

Wasser, das verschmutzt aus dem Hahn kommt, das so heiß ist, dass man es nicht verwenden kann. Unvorstellbar in Deutschland? In Freising nicht: Dort gibt es in einer Wohnanlage des Studentenwerks München seit fast zwei Monaten keine Versorgung mit verwendbarem Wasser. Eine Bewohnerin berichtet sogar von Auswirkungen wie Hautausschlägen und Haarausfall.

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser gilt als Menschenrecht - in Deutschland ist er eine Selbstverständlichkeit. Dass die betroffenen Bewohner verzweifelt sind, ist kein Wunder. Schon einige Stunden ohne Wasser auskommen zu müssen, ist schwierig. Diesen Zustand über Wochen hinweg zu haben, nicht zumutbar. Das Angebot des Studentenwerks München, die Kosten für etwaige Schwimmbadbesuche - um dort duschen zu gehen - zu übernehmen, mutet in dieser Situation als schlechter Witz an.

Auch die nur sporadische Kommunikation vonseiten des Studentenwerks ist nicht nachzuvollziehen. E-Mails und Anfragen der Bewohner nicht zu beantworten, ist nicht nur ignorant, sondern unverantwortlich. Laut Europäischer Trinkwasserverordnung ist es Aufgabe des Hausbesitzers, die Trinkwasserqualität in einem Hausleitungssystem zu gewährleisten. Eine schnelle Information der Bewohner müsste also eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Erst jetzt wird überprüft, ob man den betroffenen Bewohnern eine Mietminderung anbietet. Das aber hätte schon lange passieren müssen. Das Studentenwerk dagegen setzt auf das Verständnis und die Geduld seiner Mieter. Diese müssen noch gute zwei Wochen in dieser Situation ausharren - und können derweilen ja im Schwimmbad duschen gehen.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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