Studenten in Freising:So nah und doch so fremd

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Die Frage ob Freising eine echte Studentenstadt ist, konnte beim Besuch von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher nicht abschließend geklärt werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher diskutiert mit Studenten über die Stadtentwicklung - und über die alte Frage, wie sich die Kommunikation zwischen Freising und seinem Campus verbessern ließe

Von Maximilian Gerl, Freising

Sicher hat Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher schon andere Podiumsdiskussionen absolviert. Veranstaltungen mit richtiger Bühne, Mikro, Lichtanlage, vollen Zuschauerrängen. An diesem Abend ist es keine solche Podiumsdiskussion. Es gibt keine Bühne, kein Mikro, nur einen Beamer und eine Leinwand. Die Beleuchtung ist etwas schwummrig, die Luft schwül, der kleine Raum unter dem Dachstuhl hat sich den ganzen Tag über aufgeheizt. Und Zuhörer sind auch nur zwanzig da.

Es ist Montagabend im Gemeindehaus der Christi-Himmelfahrtskirche. Einmal in der Woche trifft sich hier oder anderswo die Hochschulgemeinde zum gemeinsamen Gespräch. Diesmal ist Eschenbacher eingeladen, etwas vollmundig zur Podiumsdiskussion. Trotzdem scheint er sich aufrichtig über die Gelegenheit zu freuen. Denn zwischen Freising und dem Weihenstephaner Campus besteht eine paradoxe Beziehung. Beide Seiten sind stolz aufeinander - und doch fehlt beiden der rechte Zugang zueinander. Die einen wissen nicht, was unten in der Stadt, die anderen nicht, was oben auf dem Berg passiert. Freising und seine Studenten bleiben sich fremd, nach wie vor. Da kommt eine wie auch immer geartete Podiumsdiskussion gerade recht. Zeit für ein bisschen Annäherung.

Eschenbacher beginnt mit einem Vortrag. Nach und nach flimmern die aktuellen städtischen Bauvorhaben über die Leinwand: Eishalle, Kombibad, Asamgebäude, Westtangente, Wohnheim an der Giggenhauser Straße, Moosachöffnung. Die Studenten unterbrechen immer wieder, stellen pointierte Nachfragen. Auch sie scheinen sich über die Gelegenheit zu freuen. Endlich können sie mal mit einem Einheimischen sprechen.

Danach beginnt die Diskussionsrunde, die schnell ein beherrschendes Thema kennt: radeln. Verständlich, schließlich ist der Drahtesel Fortbewegungsmittel Nummer Eins für Studenten. Sicher und schnell wollen sie in Freising vorankommen. Und dafür hätten sie auch ein paar Ideen. Einige regen etwa an, den Bürgersteig an der Vöttinger Straße zu verkleinern, um so mehr Platz für einen richtigen Radweg zu schaffen. Andere sprechen sich für ein Fahrradparkhaus am Bahnhof aus.

Eschenbacher hört zu, nickt oft. Die meisten Vorschläge sind allerdings nur bedingt realisierbar. Für einen breiteren Radweg müsste die Vöttinger Straße teils neu gebaut werden - zu teuer. Für eine Radlgarage müsste die Bahn ihr Okay geben - eher unwahrscheinlich, wie Bauvorhaben der Vergangenheit gezeigt haben. "Wir können leider nicht alles regeln", sagt Eschenbacher.

Richtig interessant wird es, als es um die Gerüchte geht, die auf dem Campus kursieren. Ob es wahr sei, dass die Stadt Dönerbuden verbiete, am Sonntag zu öffnen, fragt ein Student. Eschenbacher runzelt die Stirn, lacht: "Nein." Das dürfe jeder Imbissbudenbesitzer selbst entscheiden. Nächste Frage: Ob es Absicht gewesen sei, das Kulturfestival "Zamma" in den Juli zu verlegen, also genau in die Prüfungszeit der Studenten hinein? "Nein", sagt Eschenbacher wieder. Der im Publikum sitzende Kulturreferent Hubert Hierl souffliert: "Den Termin hat der Bezirk vorgegeben." Als die Veranstaltung nach zwei Stunden endet, sind die Gerüchte ausgeräumt und sich alle einig. Einig soweit, dass die Kommunikation zwischen Stadt und Campus weiter verbessert werden muss. Zum Beispiel mit Hilfe von Flyern, die regelmäßig in der Campus-Mensa ausgelegt werden und über Veranstaltungen in Freising informieren könnten. "Wenn ich esse, habe ich sonst eh nichts zu tun, da lese ich so was", sagt ein Student. Der gute Wille lässt sich beiden Seiten eben nicht absprechen. Aber bis sie sich ganz nahe sind, wird es vermutlich noch etwas dauern.

© SZ vom 03.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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