Stoibermühle:Wahlkampf am See

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(Foto: Lucas Barth)

Grünen-Landtagsabgeordneter Magerl warnt vor Schwarz-Gelb

Von Johann Kirchberger, Freising

Als Christian Magerl zum Biergarten kommt, sieht man schon, dass er seine Einladung zum Spaziergang am Stoibermühlsee wörtlich gemeint hat. Er trägt Gummistiefel und Regenjacke. Sein Mitarbeiter Johannes Becher ist weniger gut ausgerüstet, Kerstin Schnapp, die für die Grünen in den Bundestag will, hat es nicht rechtzeitig geschafft. "Das kommt davon, wenn man sich auf die Technik verlässt", sagt sie später, ihr Handy habe keine Verbindung gehabt. Der Tross, etwa zwei Dutzend Interessierte und ein Hund, setzt sich ohne sie in Bewegung, denn die dunklen Wolken lassen nichts Gutes erwarten.

Magerl marschiert vorne weg, umrundet den See und hat, anders als die Halbschuhträger, keine Probleme mit den großen Pfützen. Für die Landschaft hier könne er sich immer wieder begeistern, sagt er, als es an einer "binsenreichen Landwiese" vorbei geht, Lebensraum für Wiesenpieper, Feldlerche und Kiebitz. Teil eines der größten Vogelschutzgebiete Bayerns sei das, sagt der Ornithologe, "das geht bis zur Flughafentangente Ost". So etwas müsse einfach erhalten bleiben. Während einer Pause gibt sich Magerl zuversichtlich, was die Verhinderung einer 3. Startbahn angeht. Münchens Oberbürgermeister Reiter habe belastbare Zahlen und ein gewisses Wachstum als Voraussetzung für ein Ratsbegehren verlangt. Im Vorjahr habe es 394 430 Flugbewegungen im Erdinger Moos gegeben, "immer noch weniger als im Jahr 2005". Und auch wenn es heuer mehr als 2005 werden, von den Maximalzahlen sei man noch weit entfernt. Magerl lässt auch nicht daran rütteln, dass die Kapazität im Moos 480 000 Flugbewegungen betrage und nicht 430 000, wie Söder und Co behaupten. Selbst die Regierung von Oberbayern habe 2013 die Kapazitätsgrenze noch mit 473 000 Flugbewegungen angegeben. Der Spitzenwert an einem Tag im Jahr 2016 habe bei 1305 Bewegungen gelegen, im Durchschnitt seien es 1078 gewesen, der Maximalwert betrage 1500. Gleichwohl, so Magerl, "sagen die, das reicht uns nicht". Um diese Behauptung zu untermauern, würden Billigflieger angelockt und "gehätschelt". Aber auch wenn der Trend deutlich zu diesen Billigfliegern gehe, von Dezember an bekomme der Flugverkehr einen starken Konkurrenten, "und der heißt DB". Dann nämlich fahre der ICE in vier Stunden von München nach Berlin. An- und Abreise sowie die Flugabfertigung eingerechnet, müssten das die Flugzeuge erst einmal erreichen.

Schließlich ist das Ziel des Spaziergangs erreicht, das Kreuz, das vor Jahren der Bund Naturschutz errichtet hat. Magerl zeigt auf einen weißen Pfosten, der etwa 50 Meter entfernt in einer Wiese steht. Dort würde der betonierte Teil der 3. Startbahn enden, sagte er, 400 Hektar wären zubetoniert. Und dann deutet er in Richtung Attaching. Dort, beim Steinberger Hof, würde einmal der Flughafenzaun errichtet. Die politischen Gegner bekommen auch gleich eine mit, es ist ja eine Veranstaltung der Grünen, und in einer Woche ist Bundestagswahl. Die SPD erntet Kritik, weil Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries die Luftverkehrssteuer abschaffen oder zumindest senken wolle, um den Flugunternehmen jegliche Belastung zu nehmen.

Eine Breitseite schießt Magerl auch gegen CSU-Bundestagsabgeordneten und Kandidaten Erich Irlstorfer, der kürzlich Mitglieder des Bürgervereins diskriminiert und von selbsternannten Messexperten gesprochen habe. Statt sich zu freuen, dass sich ehrenamtliche Leute um die Umwelt kümmern, beleidige er sie. Das Schlimmste, was bei der Bundestagswahl passiere könne, erläutert der Landtagsabgeordnete, sei eine schwarz/gelbe Regierung, "da sei Gott vor". Der traue er zu, die Umwandlung der Flughafen GmbH in eine Aktiengesellschaft zu betreiben und das im Koalitionsvertrag festzuschreiben. Johannes Becher, Stadtrat und Kreisrat aus Moosburg, stimmt Magerl zu, vielen Leuten sei nicht klar, welche Auswirkungen die Bundestagswahl auf die 3. Startbahn habe. Irlstorfer wiederum, kritisiert er, solle nicht den Bürgerverein verunglimpfen, sondern sich um die Ultrafeinstaubuntersuchungen kümmern. Dazu sei er verpflichtet, als Mitglied des Gesundheitsausschusses und natürlich auch gegenüber seinen Wählern.

© SZ vom 18.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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