Stipendium vom Kultusministerium:Für Bayern nach Brasilien

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Die 15-jährige Freisingerin Malena Günther ist zur Schülerbotschafterin des Freistaats ernannt worden. Als solche soll sie in einem Auslandsjahr bayerische Werte und Traditionen nach Übersee bringen

Von Clara Lipkowski, Freising

Dem hiesigen Sommer zu entfliehen, das würde wahrscheinlich so manchem Freisinger gefallen. Für eine Schülerin der Domstadt ist es bald soweit, dann heißt es: Koffer packen für ein Jahr in Brasilien. Die 15-jährige Malena Günther ist gerade zur bayerischen Schülerbotschafterin in Brasilien ernannt worden. Als solche lebt sie ein Jahr lang in Porto Alegre, besucht dort die Schule, lernt Portugiesisch, und trägt, wenn es nach dem Kultusministerium geht, bayerische Werte und Traditionen nach Übersee.

Gemeinsam mit 14 anderen Schülern aus dem Freistaat hat Malena am vergangenen Freitag in einem Festakt das Stipendium "Botschafter Bayerns" vom ebenjenem Kultusministerium und dem Komitee der Deutschen Youth For Understanding (YFU) überreicht bekommen. Ihre Stipendiatenkollegen reisen außerdem in Länder wie Indien, Ungarn, Südafrika oder China.

Was es nun heißt, die Werte Bayerns in die Welt hinauszutragen? "Beispielsweise, dass Bayern nicht nur das Oktoberfest ist", so die 15-Jährige, schließlich gebe es hier ein einzigartiges Schulsystem, die besondere bayerische Verfassung und spezielles Essen, den Obazdn und die Nürnberger Lebkuchen etwa. Dafür hat Malena eine ganze Tasche mit Infomaterial über ihre Heimat bekommen (allerdings ohne Käseaufstrich und Gebäck).

Nun ist es nicht mehr lang bis zur Abreise, da bekommt Malena doch ein klein wenig Respekt vor der eigenen Entscheidung. "Ich freue mich riesig", erzählt sie, "und habe nur Positives über die Erfahrungen anderer Stipendiaten gehört, aber doch ist es ein großer Schritt." Die Eltern fallen als moralische Unterstützung in Brasilien weg, denn besuchen sollen sie die Tochter laut Stipendienprogramm nicht. So werde verhindert, dass sie in den Alltag der Schülerin eingreifen können, erklärt Malena.

Aber dass die junge Schülerin stark genug für Herausforderungen ist, hat sie schon im Bewerbungsverfahren bewiesen. Gegen 50 andere Schüler hat sie sich da durchgesetzt. Nun gibt es eine großzügige finanzielle und organisatorische Unterstützung - zusätzlich zur Infomaterialtasche. "Die Förderer übernehmen den Großteil des Programmpreises", sagt Malena, darunter fallen auch Flugkosten, die Gebühren für Vor- und Nachbereitungsseminare und die Betreuung in Brasilien. Außerdem erhält sie ein monatliches Taschengeld.

Nach Ankunft in der Millionenstadt an der Lagune des Rio Guaíba in Südbrasilien, wird Malena bis Juli 2017 bei einer Gastfamilie wohnen, mit der sie bereits in regem E-Mail-Kontakt steht. Dort wird sie, wie in der vergleichsweise beschaulichen Domstadt Freising auch, mit Geschwistern leben. Mit ihrer Gastschwester, die ein Jahr älter ist, besucht sie voraussichtlich dieselbe Klasse. Dass sie ausschließlich auf Portugiesisch unterrichtet wird, macht der gebürtigen Freisingerin keine großen Sorgen. "Ich bringe mir im Moment Portugiesisch selbst bei und kann mich schon mit Grundkenntnissen verständigen", sagt sie. "Dazu habe ich mir Bücher mit CDs bestellt und Apps heruntergeladen." Zusätzlichen Sprachunterricht wird sie nicht bekommen. Sie werde sich da schon reinfinden, sagt sie. "Ich bin da ganz optimistisch. Nach den Erfahrungen anderer Stipendiaten konnten die sich nach vier Monate fließend auf portugiesisch unterhalten, einfach, weil sie es mussten."

Das südamerikanische Land hatte sich die Neuntklässlerin des Josef-Hofmüller-Gymnasiums als Ziel selbst ausgesucht. "Brasilien interessiert mich, weil es so riesig ist und ich Menschen, die dort leben, kennenlernen wollte. Außerdem möchte ich die Natur sehen, in Porto Alegre fließen viele Flüsse zusammen, das stelle ich mir interessant vor."

Für die Zeit nach dem Auslandsaufenthalt plant die zielstrebige Schülerin ihre Schullaufbahn schon weiter: "Ich werde kein Jahr wiederholen, sondern gleich in die elfte Klasse gehen, hat sie sich vorgenommen. Und mit gerade einmal 16 Jahren nicht nur mit fließendem Portugiesisch zurückkehren, sondern vielleicht auch ein paar Werte und Traditionen aus Übersee mitbringen.

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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