Stellenabbau bei Krones:Krise hat Konsequenzen für Azubis

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In den Steinecker-Werken im Freisinger Ortsteil Attaching ist die Auftragslage eigentlich gerade gut. (Foto: Marco Einfeldt)

Steinecker-Werke in Attaching stellen vom Jahr 2020 an keine Lehrlinge mehr ein

Von Laura Dahmer, Freising

Ein bisschen überraschend ist es schon: Normalerweise schickt ein Unternehmen, wenn es um Einsparung und Stellenabbau geht, eine beschönigte Pressemitteilung, in der Kündigungen im Nebensatz erwähnt werden. Dann meldet sich der Betriebsrat zu Wort und beschreibt eine dramatischere Situation. Nicht so bei Krones. Der Abfüllanlagenhersteller hatte vergangenen Montag eine Pressemitteilung verschickt, in der von einem Stellenabbau von 300 bis 400 Stellen, "verteilt auf alle deutschen Standorte und alle Unternehmensbereiche" die Rede war. Jetzt beschwichtigt der Betriebsrat der Steinecker-Werke in Attaching: "Bei uns wird es keinen Abbau durch betriebsbedingte Kündigungen geben", sagt Vorsitzender Uwe Görg. Auch der Gesamtbetriebsrat trägt die Entscheidung des Konzerns mit.

Und überhaupt: Überrascht oder schockiert hat die Nachricht in Attaching eigentlich niemanden. "Krones befindet sich ja schon länger in schwierigen Zeiten - aber das gilt für die ganze Branche, zum Beispiel durch die Kunststoffdiskussion und Handelsembargos", sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Hans Liebl. In den Steinecker-Werken dagegen sei die Auftragslage gerade gut. Dort sind 480 Krones-Mitarbeiter der insgesamt über 10 000 angestellt. Auswirkungen durch die Einsparungen werde es trotzdem geben. Durch natürliche Fluktuation frei werdende Stellen werden nicht nachbesetzt,einzelne Werksverträge könnten aufgekündigt werden. Und vor allem: Die Ausbildung im gewerblichen Bereich wird vorerst eingestellt. "Das ist natürlich nicht im Sinne des Betriebsrates, für uns ist das ganz klar der falsche Weg", so Liebl. Die 27 Auszubildenden, die sich aktuell im Freisinger Betrieb befinden, werden noch bis zum Ende ausgebildet und laut Vereinbarung noch ein Jahr lang übernommen. Aber neue junge Köpfe sollen erst mal nicht mehr dazukommen. "Zumindest im Bereich der Anlagenmechaniker, da haben wir im Moment 18 Leute in der Ausbildung", sagt Betriebsratsvorsitzender Görg.

Das sieht er durchaus kritisch. "In der Münchner Region gibt es kaum Betriebe, die diesen Ausbildungsberuf anbieten. Wir haben als Großkonzern da eigentlich eine Verantwortung." Auch für den Konzern selbst bewertet Görg diese Maßnahme langfristig als problematisch. "Es geht in der Anlagenmechanik bei uns auch um den Behälterbau. Wir bauen 99,9 Prozent unserer Behälter selbst." Werden dafür keine neuen Mitarbeiter mehr ausgebildet, müsse man mit Leiharbeitern auffüllen oder Aufträge extern vergeben.

"In Freising wird ab 2020 nicht mehr ausgebildet", bestätigt die Sprecherin der Krones AG, Ingrid Reuschl. Davon betroffen seien aber weder die Anlagenmechaniker, die mitten in der Ausbildung stehen, noch die sechs Azubis, die erst kürzlich gestartet sind. Das Unternehmen begründet die Entscheidung mit der Freisinger Demografie. "Ab 2024, also dann, wenn die Azubis, die 2020 anfangen, fertig werden, gibt es kaum altersbedingte Fluktuation", so Reuschl. Konkret heiße das, dass neue Auszubildende nach jetzigem Stand keine Aussicht auf Übernahme hätten.

Was die Einsparungsmaßnahmen in Attaching ganz genau zu bedeuten haben, können weder Görg noch Liebl genau einschätzen. "Es gibt noch keine konkrete Aussage, wie es ab 2020 weitergeht", so Liebl. In einer Sache aber sind sie sich sicher: "Wenn die Geschäftsführung sagt, dass sie den Stellenabbau sozial verträglich angeht, dann macht sie das auch. Krones hält sich grundsätzlich an betriebliche und tarifliche Vereinbarungen", betont Liebl. Wie es letztendlich in der Zukunft ausschaut, so Görg, verrät am Ende nur der Blick in die Glaskugel. "Wenn sich die wirtschaftliche Lage wieder bessert oder uns fluktuationsbedingt die Anlagenmechaniker ausgehen, kann sich so eine Maßnahme schnell wieder ändern."

© SZ vom 20.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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