Startup in  Weihenstephan:Brillen aus dem heimischen Wald

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Linus Frank und Sebastian Wittmann haben eine neue Technik entwickelt, mit der sie demnächst Fassungen aus Massivholz fertigen und weltweit vertreiben

Von Tobias Wagenhäuser, Freising

Eine mit Tesafilm notdürftig reparierte Brille war im Frühjahr 2014 der Funke für ein neues Freisinger Start-Up. "Das muss doch auch nachhaltiger gehen", dachten sich zwei Studenten in Weihenstephan, als schon wieder eine Brille aus Kunststoff im Müll landete. Schon bald werden die beiden Brillenfassungen aus Massivholz produzieren - mit einer neuen Technik, die bereits zum Patent angemeldet ist. Brillen aus Holz könnten dann sogar noch angesagter werden. Die Erfindung der beiden ermöglicht ganz neue Designs, da die Fassungen aus dem vollen Block herausgearbeitet werden.

"Freisicht" heißt das neue Unternehmen von Linus Frank und Sebastian Wittmann. Im Moment sitzt es noch auf dem Weihenstephaner Berg. Weil sie die Zusage für das Exist-Gründerstipendium erhalten haben, bekommen sie seit Oktober sowohl Fördermittel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und des Europäischen Sozialfonds als auch ein Büro und eine Holzwerkstatt von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.

Anpassbare Holzbrillen sind bisher im Handel nur als Schicht- oder Sperrholzvarianten erhältlich. Mit der Freisinger Erfindung kann die Fassung in bis zu drei Minuten an das Gesicht individuell an- und Gläser eingepasst werden. Zum Verfahren wird noch nichts Genaueres verraten. Geschützt ist die Erfindung der beiden bereits mit dem Patentantrag. Neben dem Verzicht auf Klebestoffe ermöglicht sie auch völlig neue Designs - ein wichtiger Schritt, um die hölzernen Varianten als Alternative zu den gängigen Metall- und Kunststofffassungen zu etablieren.

Rund sechs verschiedene Designs sind geplant, die später dann an Optiker in der ganzen Welt geliefert werden sollen. Dafür haben sie mit Thomas Winter und Markus Leszczyk zwei Design-Studenten ins Team geholt. Von Dozenten der Hochschule werden sie außerdem in Sachen Marketing, Finanzierung, Vertrieb und auch Holzkunde beraten. Nach diversen Prototypen soll demnächst das erste voll funktionsfähige Modell "zum Tragen kommen".

Angesagt sind die Brillenfassungen aus nachwachsendem Rohstoff schon seit Längerem. Vergangenes Jahr erhielt ein Tiroler Brillenhersteller unter 2250 Teilnehmern den German Design Award für seine "Kallista 04". Sogar das Scharnier seiner Brille in Räuchereiche-Nuss-Optik war vollständig aus Holz. In Weihenstephan wird man aus Gründen der Haltbarkeit handelsübliche Scharniere verwenden. Doch der Rest soll aus heimischen Hölzern bestehen. "In Frage kommen zum Beispiel Nussbaum, Ulme oder Esche", erzählt Wittmann.

Da trifft es sich gut, dass sein Kollege genau vom Fach ist. Linus Franks Vater ist Streichinstrumentenbauer, sein Bruder Schreinermeister und er selbst hat neben einer Ausbildung zum Industriemechaniker nun auch den Abschluss an der Hochschule in der Tasche. Wittmann befindet sich mit seiner Master-Arbeit momentan in den letzten Zügen. Nach den derzeitigen Planungen werden die ersten "Freisicht"-Brillenfassungen im Frühsommer am Markt erhältlich sein

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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