Stadt Moosburg zeigt keine Berührungsängste:Willkommen im Notquartier

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Moosburger Realschüler hängen in der Turnhalle bunte, mehrsprachig beschriebene Schilder auf. Diese sollen den am Donnerstagnachmittag eintreffenden Flüchtlingen ein Gefühl der Gastfreundschaft vermitteln

Von Alexander Kappen

Während sich vereinzelt Eltern auf Facebook fragen, "was dann mit den Kindern ist, die dort auch immer noch zur Schule gehen", geben die Kinder selbst die passende Antwort. Als Landrat Josef Hauner am Donnerstagvormittag die Presse durch die wegen des in Kraft getretenen Notfallplans eingerichtete Asylbewerberunterkunft in der Moosburger Realschulturnhalle führte, standen plötzlich zahlreiche Schüler vor der Tür. Sie hatten bunte, mehrsprachige Willkommensschilder für die Flüchtlinge dabei, die sie am Eingang aufhängten. Mit der spontanen Aktion, von der auch Schulleiter Konrad Diewald erst 20 Minuten zuvor erfahren hatte, untermauerten die Kinder und Jugendlichen eindrucksvoll die Einschätzung von Anita Meinelt. "Wir brauchen keine Angst zu haben und stehen alle zusammen", sagte die Bürgermeisterin: "Ich denke, dass wir es ohne Problem meistern werden."

Gegen 16 Uhr wurde die erste Hälfte der insgesamt 200 Asylbewerber erwartet, die in der Halle unterkommen sollen. Am Dienstagnachmittag war der Landkreis von der Regierung von Oberbayern informiert worden, dass der Anfang des Jahres ausgearbeitete Notfallplan in Kraft tritt. "Allein in den 24 Stunden davor waren 460 Flüchtlinge in der Aufnahmestelle in München angekommen", berichtete Hauner. Für den Landkreis war klar, dass er - innerhalb von nur 48 Stunden - neben der Turnhalle in der Freisinger Wirtschaftsschule vorübergehend eine weitere, große Notunterkunft für 200 Personen einrichten muss. Der Kreis Freising müsse seine Quote erfüllen und 3,8 Prozent der in Oberbayern ankommenden Flüchtlinge aufnehmen, sagte der Landrat: "Beim Einrichten von Unterkünften sind wir in den letzten Monaten ein wenig in Verzug geraten." Diese Woche trat nun der Notfall ein, der die Beteiligten nicht völlig unverhofft traf.

Die Schulleitung der Realschule "hat gewusst, dass so was vielleicht auf sie zukommt", sagte Hauner. Die Anwohner wurden mit einem Schreiben informiert. Es sei nicht leicht, "wenn man mit so einer Situation konfrontiert wird und ich weiß, dass es Ängste gibt, die wir sehr ernst nehmen". Aber was die Sicherheit anbelange, bestehe kein Anlass zur Sorge: "Die Polizei meldet, dass die Flüchtlinge an allen Orten im Landkreis bisher nicht auffälliger sind als alle anderen Bürger." In der Moosburger Realschulturnhalle ist ein Sicherheitsdienst im Einsatz. "Das ist derselbe wie in Freising, und da funktioniert das recht gut", sagte Werner Wagensonner, der Leiter des Landkreis-Sozialamts.

Lob und Dank gab es von Hauner und Wagensonner für die 70 Helfer, die seit Dienstag mit ihrem Einsatz dafür gesorgt haben, dass für die Flüchtlinge bei deren Ankunft alles bereitet ist. Neben der Moosburger Feuerwehr zählten dazu das Technische Hilfswerk, das Bayerische Rote Kreuz (BRK), der Bauhof und freiwillige Helfer des Landratsamts. "Das hat alles super geklappt und es war schon beeindruckend, wie sogar junge Mädchen Betten in die Halle geschleppt haben", lobte Wagensonner. Der Kreis hat so viel normale Betten wie möglich gekauft, um sie später in anderen Unterkünften weiter verwenden zu können. Allerdings ist der Markt leer gefegt, so dass man nun auch auf knapp 40 Feldbetten des BRK zurückgreifen muss.

Die Halle wurde durch abgehängte Bauzäune zumindest ein wenig kleinteiliger gestaltet und in drei Bereichen angeordnet: Einen für Frauen, einen für Männer und einen für Familien, für die auf Verdacht einige Kinderbetten bereitgestellt wurden, obwohl bis zur Ankunft und Registrierung am Donnerstagnachmittag niemand wusste, welche Flüchtlinge überhaupt kommen, wie viele Kinder dabei sind, woher sie stammen und wie hoch der Frauen- und Männeranteil ist. Versorgt werden die Flüchtlinge in einem Cateringzelt, gegessen wird auf Biertischgarnituren in der Halle. Die Sanitäranlagen in der Halle reichen bis zur Ankunft der nächsten 100 Asylbewerber am Montag. Bis dahin werden zusätzliche Sanitär-Container installiert.

In fünf bis sechs Wochen solle die Übergangsunterkunft nach Angaben der Regierung wieder aufgelöst werden, versicherte Hauner. Diese Zusage sei, wie man aus anderen Kreisen höre, zuverlässig. Die gesamten Kosten trägt der Freistaat.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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